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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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  Bialystok               9.oo     Treblinka    12.10
              Lp  132   Treblinka              21.18     Bialystok     1.30
    12.2.   Pj  133   Bialystock              9.oo     Treblinka    12.10
              Lp  134   Treblinka               21.18    Grodno
    13.2.   Pj  135   Bialystock              9.00     Treblinka    12.10
              Lp  136  Treblinka                21.18     Bialystok     1.30
    14.2.   Pj  163  Grodno                    5.40     Treblinka     12.10
             Lp  164  Treblinka                            Scharfenwiese
    ... und so weiter, bis zum Monatsende.
    Eine rostige Papierklammer hatte die Ecke des Fah r plans fleckig gemacht. Mit ihr war ein Telegrammbrief der Deu t schen Reichsbahn,
    Generalbetriebsleitung Ost, angeheftet, datiert zu Berlin am 16. 1. 1943. Zunächst die Empfänger.

    An die Reichsbahndirektione n - Berlin, Breslau, Dre s den, Erfurt, Frankfurt, Halle (S), Karlsruhe, Königsberg (Pr), Linz, Mainz, Oppeln, Osten in Frankfurt (O), Posen, Wie n - Generaldirektion der Ostbahn in Kraka u - Reich s protektor, Gruppe Eisenbahnen in Pra g - Generalverkehr s direktion Warscha u - Reichsverkehrsdirektion Mins k - nachrichtlich GBL Süd München, GBLWest Essen,
    - je besonders 3 x

    Dann der Text:
    Betr.: Sdz fürUmsiedler in der Zei t vom 20. 1. bis 28. 2. 1943 Wir übersenden eine Zusa m menstellung der am 15. 1.43 in Berlin vereinbarten So n derzüge für Umsiedler (Vd, RM, Po, Pj u Da) in der Zeit vom 20. 1. bis 28. 2.43 und einen Umlaufplan für die zur Bedienung dieser Züge zu verwendenden Wagenzüge. Die Zugbildung ist bei jeden Umlauf angegeben und zu beac h ten .
    Nach jeder Vollfahrt sind die Wagen gut zu reinigen, e r forderlichenfalls zu entwesen und nach Beendigung des Programms zum weiteren Einsatz bereitzustellen. Zahl und Gattung der Wagen sind beim Auslauf des letzten Zuges festzustellen, und fernmündlich mitzuteilen und mit Dienstkarte zu bestätigen.
    gez Dr. Jacob i

    März blätterte zum Fahrplan zurück und las ihn erneut durch. Theresienstadt/Auschwitz, Au s chwitz/Theresienstadt, Bialystok/Treblinka, Trebli n ka/Bialystok: Die Silben dröhnten in seinem müden Hirn wie der Rhythmus der Räder auf den Eisenbahngleisen.
    Er fuhr mit dem Finger die Zahlenkolonnen entlang und versuchte, die Botschaft hinter ihnen zu entziffern. Also: In der polnischen Stadt Bialystok wird zur Frühstückszeit ein Zug beladen. Zur Zeit des Mittagessens erreicht er seine Hölle Treblinka.
    (Nicht alle Fahrten waren so kurz - ihn schauderte bei dem Gedanken an die 17 Stunden von Berlin nach Au s chwitz.) Nachmittags wird er in Treblinka entladen und ausgeräuchert. Um 9 Uhr abends kehrt er nach Bialystok zurück, kommt dort in den frühen Morgenstunden an und kann zur Frühstückszeit wieder beladen werden.
    Am 12. Februar verändert sich das Muster. Statt ihn nach Bialystok zurückzufahren wird der leere Zug nach Grodno geschickt.
    Nach zwei Tagen auf den Abstellgleisen dort wird der Zug - in der Dunkelheit lange vor der Dämmerung - erneut vollbeladen zurüc k nach Treblinka gefahren. Er kommt zur Zeit des Mitta g essens an.
    Wird entladen. Und beginnt noch am gleichen Abend, zurück nach Westen zu rattern, diesmal nach Scharfenwi e se.
    Was konnte ein Fahnder der Berliner Kriminalpolizei sonst noch aus diesem Dokument folgern?
    Er konnte Zahlen folgern. Sagen wir: 6o Menschen pro Wagen bei durchschnittlich 6o Wagen pro Zug: 36oo Me n schen pro Transport.
    Im Februar liefen die Züge im Rhythmus von 1 pro Tag. Folgerung: 25 000 Menschen pro Woche; 100 000 Me n schen pro Monat; 1250
    000 Menschen pro Jahr. Und das war der Durchschnitt, den man im tiefen mitteleuropäischen Winter erreichte, wenn die Weiche n einfrieren und Schneeverwehungen die Gleise blockieren und Partisanen aus den Wäldern wie G e spenster au f tauchen, um ihre Mine n zu legen.
    Folgerung. Die Zahlen dürften im Frühling und im Sommer noch höher sein.

    Er stand in der Badezimmertür. Charlie in schwarzem Slip wandte ihm den Rücken zu und beugte sich über das Waschbecken. Mit den nassen Haaren sah sie schmaler aus; fast zerbrechlich. Die Muskeln in ihren blassen Schultern spannten sich, während sie sich die Kopfhaut massierte. Sie spülte ihr Haar ein letztes Mal durch und streckte die Hand blindlings hinter sich. Er gab ihr ein Handtuch. Auf dem

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