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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Lagerabschnitt. Wa r um Kanada? Er zuckt die Achseln: niemand weiß es.
    Kanada. 1 km nördlich der Gaskammer. Ein großer rec h teckiger Hof, Wachtürme in den Ecken u. von Stache l draht umgeben. Berge von Sachen - Schrankkoffer, Ruc k säcke, Koffer, Seesäcke, Pakete; Decken; Kinderwagen, Rollstü h le, Prothesen; Bürsten, Kämme. Weidemann: Za h len für de n RF-SS über die kürzlich ins Reich geschickten Sachen-Männerhemden 132000, Frauenkleider 155000, Frauenhaar 3000 kg (»ein Güterwagen«), Knabenjacken 15 000, Mä d chenkleider 9000, Taschentücher 135000. Ich bekomme eine wunderbar gearbeitete Arzttasche als Souvenir - We i demann besteht darauf.
    9.31 Uhr: zurück in der unterirdischen Anlage. Lautes elektrisches Summen erfüllt die Luft - das patentierte E x halator-System, zum Absaugen von Gas. Türen auf. Die Leichen stapeln sich an einem Ende ( unleserlich ) Beine von Exkrementen und Menstrualblut verschmiert; Biß- u. Kratzspuren. Jüdisches Sonderkommando kommt, um Le i chen herabzuziehen, trägt Gummistiefel, Schürzen, Ga s masken (laut W. bleiben Gastaschen auf Bodenhöhe bis zu 2 Stunden hängen). Leichen glitschig. Man benutzt Stricke um Gelenke, um si e zu vier doppeltürigen Aufz ü gen zu ziehen. Kapazität je: 25 ( unleserlich ) Glocke läutet, steigen eine Etage hoch zu... l0.02 Uhr: Verbrennungsraum. Erst i ckend heiß: 15 Öfen arbeiten mit voller Hitze. Lautes G e räusch: Dieselmotoren fachen Flammen an. Le i chen aus Aufzug auf Transportband geladen (Metallro l len). Blut usw. in Betonabfluß. Barbiere auf beiden Seiten r a sieren Köpfe. Haar in Säcke gesammelt. Ringe, Halsketten, Ar m bänder usw. in Metallkisten geworfen. Zuletzt: Zahnman n schaft - 8 Männer mit Brecheisen u. Za n gen - entfernt Gold (Zähne, Brücken, Fü l lungen). W. gibt mir Dose aus Gold, um Gewicht zu prüfen: sehr schwer. Leichen von metall e nen Schiebkarren in Brennöfen g e kippt.
    Weidemann: 4 solcher Gaska m mer/Krematorium-Anlagen im Lager. Gesamtkapazität je: 2000 Leichen pro Tag = 8000 insgesamt. Von jüdischen Arbeitern betrieben, die alle 2-3 Monate ausgetauscht we r den. Operation trägt sich so selbst; das Geheimnis versi e gelt sich selbst. Größte Geheimhaltungskopfschmerzen - Gestank aus den Schloten u. Flammen bei Nacht, sichtbar über viele Kilometer, b e sonders für Truppentransportzüge, die auf der Hauptstrecke nach Osten fahren.

    März überprüfte die Daten. Luther hatte Auschwitz am 15. Juli besucht. Am 17. Juli hatte Bühler die geograph i schen Örter der sechs Lager an Kritzinger von der Reich s kanzlei übermittelt. Am 9. August war die letzte Niederl e gung in der Schweiz erfolgt. Im gleichen Jahr hatte Luther nach Angaben seiner Frau einen Zusammenbruch erlitten.
    Er machte sich eine Notiz. Kritzinger war der vierte Mann. Sein Name tauchte überall auf. Er verglich mit Bü h lers Taschenkalender. Auch die Daten paßten. Ein weiteres Geheimnis gelöst.
    Seine Feder glitt übers Papier. Er war fast am Ende. E t was Kleines; es war während des Nachmittags unbemerkt durc h geschlüpft; eines von einem guten Dutzend Papieren, die durcheinander in einen angerissenen Hefter gestopft worden waren. Es war ein Rundschreiben von SS-Obergruppenführer Richard Glücks, dem Chef der Amt s gruppe D des SS-Wittschafts-Verwaltungshauptamts im Konzentrationslager Oranienburg. Es war vom 6. A u gust 1942 datiert und an die Kommandanten der 16 Stamm-KLs gerichtet.

    Betrifft: Verwertung der abgeschnittenen Haare.
    Der Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, SS-Obergruppenführer Pohl, hat auf Vortrag angeordnet, daß das in allen K L anfallende Menschenschnitthaar der Verwertung zug e führt wird.
    Menschenhaare werden zu Industriefilzen verarbeitet und zu Garn versponnen. Aus ausgekämmten und abg e schnittene n Frauenhaaren werden Haargarnfüßlinge für U-Boot-Besatzungen und Haarfilzstrümpfe für die Reich s bahn angefertigt.
    Es wird daher angeordnet, daß das anfallende Haar weiblicher Häftlinge nach Desinfektion aufzubewahren ist. Schnitthaar vo n männlichen Häftlingen kann nur von einer Länge von 20 mm an Verwertung finden.
    Die Mengen der monatlich gesammelten Haare, getrennt nach Frauen- und Männerhaaren, sind jeweils zum 5. eines jeden Monats, erstmalig zum 5. September 1942, nach hier zu melden.
    gez. Glücks, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS.

    Er las es noch einmal: »U-Boot-Besatzungen ...«

    »Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf ... März lag unter

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