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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Villa inspiziert habe, b e fand sich Bühlers Wachhund in der Speisekammer, mit einem Maulkorb. Eine Seite seines Kopfes blutete. Ich h a be mich gefragt: Warum sollte ein Mann, der sich umbri n gen will, seinem Hund das antun?« »Wo ist dieses Tier jetzt?« fragte Nebe. »Meine Männer mußten es erschi e ßen«, sagte Globus. »Das Tier hatte den Verstand verl o ren.«
    »Aha. Natürlich. Weiter, März.«
    »Ich nehme an, daß Bühlers Angreifer am späten Abend gelandet sind, in der Dunkelheit. Wenn Sie sich erinnern wollen, Montagabend war Sturm. Der See dürfte reichlich aufgewühlt gewesen sein - was die Schäden an der Mole erklärt. Ich glaube, daß der Hund alarmiert war, und da haben sie ihn bewußtlos geschlagen, ihm den Maulkorb umgebunden, und sind unversehens über Bühler hergefa l len.«
    »Und haben ihn in den See geworfen?«
    »Nicht sofort. Trotz seiner Behinderung war Bühler, laut Aussage seiner Schwester, ein guter Schwimmer. Das konnte man bei seinem Anblick erkennen: die Schultern waren gut entwickelt. Aber ich habe die Leiche, nachdem man sie gesäubert hatte, in der Leichenhalle untersucht. Sie wies Verletzungen hier« - März berührte seine Wangen - »und am Gaumen ganz vorne im Mund auf. Gestern stand auf dem Küchentisch eine Flasche Wodka, fast leer. Ich vermute, daß der Autopsiebericht Alkohol in Bühlers Blut nachweis en wird. Ich nehme an, daß sie ihn gezwungen haben zu trinken, ihn dann ausgezogen, auf ihr Boot g e schleppt und über Bord geworfen haben.« »Intellektuelle Schweinescheiße«, sagte Globus. »Bühler hat den Wodka wahrscheinlich getrunken, um sich Mut zum Selbstmord anzutrinken.«
    »Laut Aussage seiner Schwester war Parteigenosse Bü h ler Abstinenzler.«
    Es gab ein langes Schweigen. März konnte Jäger schwer atmen hören. Nebe schaute über den See. Schließlich mu r melte Globus: »Was diese phantastische Theorie nicht e r klärt, ist, warum diese geheimnisvollen Mörder nicht ei n fach eine Kugel in Bühlers Hirn geschossen haben, das wärs gewesen.«
    »Ich meine, das sollte offenkundig sein«, sagte März. »Sie wollten es wie einen Selbstmord aussehen lassen. Aber sie haben es versiebt.«
    »Interessant«, murmelte Nebe. »Wenn Bühlers Selbs t mord vorgetäuscht ist, dann ist es nur logisch anzunehmen, daß es der von Stuckart auch ist.«
    Weil Nebe immer noch auf die Havel blickte, begriff März zunächst nicht, daß diese Bemerkung eine an ihn g e richtete Frage war. »Das war auch meine Schlußfolg e rung. Und deshalb habe ich gestern abend Stuckarts Wo h nung aufgesucht. Der Mord an Stuckart war nach meiner Ansicht ein Drei-Mann-Unternehmen: zwei waren in der Wohnung; einer täuschte in der Halle vor, den Aufzug zu reparieren. Der Krach seines elektrischen Bohrers sollte das Geräusch des Schusses übertönen und so den Mördern die Zeit ve r schaffen zu verschwinden, ehe die Leiche en t deckt würde.« »Und der Abschiedsbrief?«
    »Vielleicht gefälscht. Oder unter Zwang geschrieben. Oder ... «
    Er hielt inne. Ihm wurde klar, daß er laut dachte - eine möglicherweise tödliche Beschäftigung. Krebs starrte ihn an. »Ist das alles?« fragte Globus. »Sind wir heute in Grimms Märchenstunde? Ausgezeichnet. Wir haben noch Arbeit zu erledigen. Luther ist der Schlüssel zu diesem G e heimnis, meine Herren. Sobald wir ihn haben, wird sich alles aufklären.«
    Nebe sagte: »Wenn sein Herz so schlecht ist, wie Sie behaupten, dann müssen wir uns beeilen. Ich werde mit dem Propagandaministerium vereinbaren, daß Luthers Bild in der Presse und im Fernsehen erscheint.« »Nein, nein. Auf gar keinen Fall.« Globus klang aufgeschreckt.
    »Der Reichsführer hat ausdrücklich jede öffentliche Aufmerksamkeit untersagt. Das letzte, was wir brauchen, is t ein Skandal, der die Parteiführung betrifft, vor allem jetzt vor Kennedys Besuch. Gott im Himmel, können Sie sich vorstellen, was die ausländische Presse daraus machen würde? Nein. Ich versichere Ihnen, wir können ihn schna p pen, ohne die Presse zu alarmieren. Was wir bra u chen, ist eine vertrauliche Blitznachricht an alle O r po-Patrouillen; Überwachung der wichtigsten Bahnhöfe, der Häfen, Flu g häfen, Grenzübergänge ... Krebs kann das veranlassen.« »Dann rege ich an, daß er es tut.«
    »Sofort, Herr Oberstgruppenführer.« Krebs verbeugte sich kurz vor Nebe und trabte über die Veranda ab ins Haus. »Ich habe Geschäfte in Berlin, um die ich mich kümmern muß«, sagte Nebe. »März wird als

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