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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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wir jetzt?« Argyle fasste mich an die Schulter und drehte mich zu sich.
    Er sah heruntergekommen aus. Unsere Wunden brauchen nur Minuten, um sich wieder zu schließen, doch Kleidung würde wenigstens einen guten Schneider brauchen. Argyles Mantel und Hose hingen in Fetzen an ihm herab. Ich sah ihn fragend an.
    »Don Perondo ist tot, unsere Allianz zerbrochen. Die Männer im Tal wissen, dass wir Vampyre sind. Sie werden uns genauso töten, wie sie die anderen töten. Wir sind in Gefahr.«
    Wir beschlossen, unsere persönlichen Dinge und Kleidung für Argyle zu holen und sofort aufzubrechen. Im allgemeinen Chaos, das sich auf dem Schlachtfeld abspielte, hofften wir, nicht weiter aufzufallen. Kurz bevor wir uns endgültig in die Dunkelheit davon machen konnten, wurden wir von Pater Pedro, der den Tross begleitete, angesprochen. Argyle trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, aber ich hatte den Pater immer schon gemocht, weil er trotz unseres Wesens freundlich zu mir gewesen war.
    »Ich habe etwas in Erfahrung gebracht, das Euch vielleicht interessieren könnte.« Er hielt ein zerfleddertes Buch in der Hand. Ich sah ihn fragend an.
    »Es geht um Euren Bruder Laurentius.« Pater Pedro blätterte nervös zwischen den Seiten. Ich las den Titel des Buches und erkannte, dass es sich um das Verzeichnis der Heiligen handelte. »Apollonia erzählte mir, dass Ihr Laurentius in Alexandria verloren hättet.« Der Pater wandte sich erklärend an Argyle. »Ich glaube, ich weiß mittlerweile, was mit ihm geschehen ist.«
    »Was habt Ihr herausgefunden?« Argyle stand still.
    »Ihr seid wieder in Euer natürliches Jahrhundert heimgekehrt. Das hat mir Apollonia in der Beichte verraten.« Argyle nickte. »Laurentius blieb im dritten Jahrhundert. Wenn es Euer Laurentius ist, so ist er nach Rom gegangen. Der heilige Laurentius.« Pater Pedro tippte auf eine Seite in seinem Buch. Ich sah Pater Pedro fragend an.
    »Hier, lest selbst. Hier steht geschrieben, dass es unbestätigte Annahmen gibt, dass die heilige Apollonia und der heilige Laurentius Geschwister waren. Nun, eben dieser wurde im Jahr 258 in Rom hingerichtet. Er soll sogar noch seinen Henker geneckt haben.«
    »Heilige Apollonia?« Ich stand da wie vom Donner gerührt. »Sagtet Ihr heilige Apollonia ?«
    Pedro nickte und sah zu Boden. Ich konnte es nicht fassen, ich kann es heute noch nicht. Am liebsten hätte ich dem Pater das Buch aus der Hand gerissen und selbst gelesen.
    Argyle sagte nichts. Er kramte in seiner Tasche und zog einen Beutel Geld hervor. »Ich möchte Euch dieses Buch abkaufen, Pedro. Wir können uns nicht länger aufhalten.«
    Pedro schenkte uns das Buch. Ich dankte ihm für seine Mühen und Gedanken, dann ritten wir schweigend davon.
    Ab dem Abend wurde Argyles Verhalten immer sonderbarer.
    Argyle hatte das Buch an sich genommen und holte es bei einer längeren Schrittpause, die wir unseren Pferden gönnten, wieder hervor. Ich platzte fast vor Neugier.
    Lange sagte er nichts.
    »Das sieht ihm ähnlich«, grummelte er einmal und ich blickte zu ihm und verstand immer noch nichts.
    »Jetzt erzähl schon, was steht da?«
    Argyle klappte das Buch zu und steckte es weg. Seine Stimme hatte noch nie so bitter geklungen wie nun.
    »Laurentius wurde in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert, weil er sich wieder geweigert hat, heidnische Opferdienste zu verrichten. Er soll seinem Henker gesagt haben, dass dieser den Braten wenden könne, da er auf einer Seite schon durch wäre.«
    Ich traute mich nicht, nach mir zu fragen. Ich versuchte, ausnahmsweise in Argyles Gedanken zu lesen, aber er hatte sich vor mir in seinen dunklen Raum begeben.
    »Wenigstens hat es einer von uns geschafft, für seinen Glauben zu sterben«, knurrte Argyle. Dann blickte er mit einem wehmütigen Blick in die Ferne und verstummte.
    Ich konnte ihn nicht mehr verstehen. In Alexandria hätte ich alles dafür gegeben, gestorben zu sein, aber seit ich meinen Vater wiedergefunden hatte und wieder im richtigen Jahrhundert war, wollte ich nicht mehr sterben. Ich war glücklich, wie es war, und ich war stolz auf meinen Bruder, dass er zu einem wahren Heiligen geworden war. Wie man allerdings darauf gekommen war, mich ebenfalls heiligzusprechen, war mir immer noch ein Rätsel. Ich gab meinem Herz einen Stoß und wollte Argyle gerade danach fragen, als er sein Schweigen brach.
    »Jetzt wo Miguel im ewigen Eis gefangen ist und keine Gefahr mehr darstellt, seine große Streitmacht zerschlagen ist,

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