Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
war, denn er machte mir Angst. Er fuhr Motorrad und hatte diese ganzen Tätowierungen,
und er soff. Aber als ich neun war, heiratete Mom Bill. Er war ein feiner Kerl, arbeitete für eine Versicherungsgesellschaft, und wir zogen bei ihm ein. Sein Haus war sauber und in gutem Zustand. Er hat Brittany und mich behandelt, als wären wir sein eigen Fleisch und Blut, und er hat uns geliebt, Ethan, er hat uns geliebt, man konnte es in seinen Augen sehen. Manche Männer können keine Kinder lieben, die nicht ihre eigenen sind, aber Bill war nicht so einer.«
Alexis fühlte, wie dicke, schwere Tränen ihre Wangen hinabrannen, aber sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. »Ich war so glücklich, denn endlich war einmal alles normal und so, wie es sein sollte. Ich habe Bill zum Vater-Tochter-Ball der Girl Scouts mitgenommen und war so stolz. Mit meinen zehn Jahren wusste ich es nicht, aber meine Mom war eifersüchtig auf die Zuneigung, die er für uns empfand. Es schmälerte die Aufmerksamkeit, die er ihr entgegenbrachte, verstehst du? Je mehr er sich um uns kümmerte, umso schlechter behandelte sie ihn.«
Sie starrte auf den gelben Haufen, zu dem ihr Rührei erstarrt war, und zwang die Worte über ihre Lippen: »Als ich zwölf war, hat sie die Cops gerufen und behauptet, Bill würde uns belästigen.«
»Gütiger Gott!« Ethans Hand zuckte in ihrer. »Alexis, das tut mir so leid. Was passierte dann? Die konnten doch sicher feststellen, dass er euch nichts getan hatte?«
»Sie sagten, ich versuchte, ihn zu schützen. Da ich ja fast dreizehn war, hätte ich mir etwas zusammengesponnen, dass ich ihn liebte und dass er mir wahrscheinlich versprochen hätte, mich zu heiraten, wenn ich nichts erzählte. Es war so was von krank … Sie nannten
sich Fachleute und ignorierten doch alles, was ich sagte, ignorierten die physischen Fakten, die bewiesen, dass ich nicht sexuell missbraucht worden war. Aber ich kapierte, dass ich meine Mom hasste, als ich herausfand, dass sie mit Brittany sprach, ihr Sachen erzählte, sie durcheinanderbrachte, sodass Brittany bei ihrer Befragung Sachen sagte, die direkt von meiner Mom und der Polizei stammten. Ja, Daddy Bill kitzelt mich gerne, ja, er hilft mir beim Anziehen.« Sie erschauderte. »Es war einfach ekelhaft … Brittany war gerade mal sechs, und sie hatte keine Ahnung, was mit ihr geschah. Sie nahmen alltägliche Sachen, die ein Vater macht, wenn er sich um sein Kind kümmert - Sachen, um die sich meine Mom einen Dreck scherte -, und machten sie zu etwas Schlimmem.«
Sie wusste, dass ihre Stimme heiser war, wusste, dass sie sich hasserfüllt und zornig anhörte, aber es war ihr egal. »In diesem Augenblick habe ich beschlossen, Anwältin zu werden. Durch den ganzen Mist zu waten und die Tatsachen herauszufinden. Und ich beschloss, niemals zu heiraten und meiner Mutter niemals zu vergeben, dass sie mir zweimal den Vater genommen hat.«
»Ist Bill ins Gefängnis gekommen?«
Ethans Stimme war voller Mitgefühl, dennoch konnte sie sich nicht überwinden, ihn anzusehen. »Nein, Gott sei Dank. Aber ihm wurde untersagt, je wieder Kontakt zu uns aufzunehmen.« Alexis wischte sich die Augen, Tränen nahmen ihr die Sicht. »Als meine Mom tot war, habe ich nach ihm gesucht. Er war ein halbes Jahr vorher an einem Herzinfarkt gestorben, aber seine damalige Frau hat mir diese Kisten gezeigt … Kisten voller Fotos von Brittany und mir und mit Karten, die wir ihm zum Vatertag gebastelt hatten. Sie sagte, es habe ihm das
Herz gebrochen, dass er uns bei unserer Mutter zurücklassen musste.«
Ihre Stimme zerbrach zu einem Schluchzen, und sie war starr vor Schreck. Aber Ethan stand auf, zog sie an sich, und sie ließ es geschehen. Sie war dankbar für die Art und Weise, wie seine Arme sich um sie schlossen, wie er sie auf seinen Schoß zog und ihren Kopf an seine Schulter drückte.
Sie weinte nicht. Niemals. Und jetzt fühlte es sich an, als weinte sie die Tränen von dreißig Jahren. Sie verachtete Schwäche, aber manchmal war es verdammt schwer, immerzu die Starke zu sein, immerzu zu kämpfen und nichts an sich ranzulassen und tough zu sein.
Das Büro des Staatsanwaltes war immer noch von Männern dominiert, und sie arbeitete mit männlichen Verbrechern. Sie genoss es, die blonde Göre zu sein, wie ihr Chef sie einmal genannt hatte.
Meistens.
Im Augenblick wollte sie sich jedoch nur an Ethan Carrick kuscheln und sich von ihm stützen lassen. Zur Abwechslung einmal jemanden haben, der sich
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