Vegas Vampires 03 -Ein Biss mit Folgen
Ewigkeit. Er wollte Paris. Kaffee und Baguettes. Sonnenschein auf dem Arm. Das kalte Plätschern der Seine auf seinem Gesicht. Wollte Brittany und sein Kind und einen endlichen Teil der Zeit, um das Beste aus seiner Existenz zu machen, um seinen Wert in ein halbes Jahrhundert zu pressen und um sich nie wieder dem endlosen, klaffenden Gähnen der Zukunft gegenüberzusehen.
Sie konnten es auch so hinkriegen. Sie würden dafür sorgen, dass es funktionierte. Aber es brach ihm das Herz, dass er nie eine Schulaufführung besuchen, nie seine Tochter auf dem Fußballplatz beobachten würde, dass er niemals sehen würde, wie sie mit kurzen, plumpen Beinchen und von der Mittagshitze geröteten Wangen über den Spielplatz wackelte. Er hätte höchstens
zwei Stunden am Tag mit ihr, und während er in der Nacht herumwanderte, würde sie in ihrem Bettchen schlafen und die Augen vor ihm verschließen.
Corbin wollte in der Allgemeinheit versinken, wollte eine namenlose Nummer in der Masse der Menschheit sein, die nur für seine Frau und sein Kind wichtig war. Das war nicht seine Bestimmung, sein Schicksal. Er hatte ein anderes Leben, und er würde sich ihm stellen.
Aber zu seinen Bedingungen.
»Und wenn ich dir nun sagte …« Corbin beugte sich über die Brüstung und sprach nicht weiter.
»Was denn?«, fragte Brittany. Sie saß auf einem Liegestuhl auf Alexis’ Balkon und kämpfte gegen das Verlangen an, aufzustehen und zu ihm zu gehen. Corbin verhielt sich komisch. Er war in die Wohnung gestürmt und hatte verlangt, mit ihr zu sprechen. Alexis hätte gesagt, dass das Corbins Art war, aber sie kannte ihn. Etwas quälte ihn, etwas machte ihn gereizt und schroff, und es war anders als am Abend zuvor.
Sie wollte ihn umarmen, ihn trösten, allerdings wollte sie ihn nicht davon ablenken, was auch immer er ihr sagen musste. Sie würde nicht mehr zulassen, dass er ihr irgendetwas Wichtiges verschwieg.
Er drehte sich halb um und schaute ihr direkt in die Augen. »Und wenn ich dir nun sagte, dass ich wieder sterblich sein könnte?«
Fast wäre sie vom Balkon gesprungen. »Was?«
»Wenn ich dir nun sagte, dass ich – wenn du es wolltest – dir das normale Leben geben könnte, nach dem du
dich sehnst? Mit einem Haus in der Vorstadt und einem Ehemann, der jeden Tag zum Abendessen nach Hause kommt und kein Fußballspiel verpasst?«
»Der Impfstoff?«, fragte sie und drückte sich die Hand auf die Brust, denn sie hatte die plötzliche Angst, dass ihr Herz aus ihrem Körper springen könnte.
Er nickte. »Ja. Er ist fertig. Und getestet. An Gregor Chechikov.«
» So hast du dich um Gregor gekümmert?«
»Ja.« Und er sah ein bisschen selbstgefällig aus. »Ich habe ein reines Gewissen. Ich habe damit meine Familie und die Vampirnation geschützt, ohne ihn zu töten.«
»Oje. Und du bist dir sicher, dass er jetzt sterblich ist?«
Corbin nickte. »Ich habe ihn gesehen. Offenbar versucht er es vor der allgemeinen Vampiröffentlichkeit geheim zu halten, aber er erholt sich von den Verletzungen von seinem Sturz. Seine Frau kümmert sich um ihn. Er ist sehr wütend, und er ist sehr menschlich.« Corbin musste grinsen. »Sie hat ihn mit Hühnersuppe gefüttert, während er sie verfluchte.«
»Mein Gott … du hast es geschafft. Du kannst Vampirismus heilen.« Tränen traten ihr in die Augen, und sie wischte sie ungeduldig weg. »Was hast du mit dem Impfstoff vor? Und woher weißt du, dass Gregor sich nicht einfach wieder zum Vampir machen kann, indem er sich ausbluten lässt?«
Er drehte sich ganz zu ihr um, lehnte sich an die Brüstung und verschränkte die Füße. Seine schwarzen italienischen Schuhe glänzten und waren neu, seine Hose
hatte eine Bügelfalte, und sein Hemd war edel. »Selbst wenn jemand dumm genug wäre, Gregor ausbluten zu lassen und ihm neues Blut zu geben, bin ich mir sicher, dass es nicht zu demselben Ergebnis führen würde. Und ich habe mein Labor zerstört. Wie wir beide feststellen mussten, ist es gefährlich, wenn die falschen Leute an diese Information gelangen. Aber...«, er tätschelte die Tasche seiner Lederjacke, »ich habe nicht alles für Gregor gebraucht. Die Rezeptur habe ich auf einen USB-Stick gespeichert, und dort bleibt sie auch erst einmal, bis ich entschieden habe, was am besten zu tun ist. Aber ich habe jetzt genug, um mich selbst wieder sterblich zu machen.«
»Willst du das denn wirklich?« Sie durfte nicht zulassen, dass er es ihretwegen tat oder für das Baby. Es musste das sein,
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