Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
gemacht hatte herauszufinden, wo die Totenwache stattfand, denn er hatte es ihr nicht gesagt, und sie war hergekommen, obwohl sie – wie Nate wusste – versprochen hatte, eine große Party im Casino ihres Bruders zu besuchen.
Vielleicht lag es auch daran, dass er Gwenna Carrick auf eine Weise mochte, die er nicht wirklich verstand oder der er nicht ganz traute. Doch entscheidend war, dass er sich besser fühlte, wenn er mit ihr zusammen war.
»Wer ist deine Freundin, Nathaniel?«, fragte seine Mutter und berührte ihn am Ellenbogen.
Nate seufzte, ließ eine von Gwennas Händen los, behielt allerdings die andere und zog sie an seine Seite. »Das ist Gwenna Carrick. Gwenna, meine Mutter, Silvia Thomas, und mein Vater, Art Thomas.«
»Mein aufrichtiges Beileid, Mrs und Mr Thomas«, kondolierte Gwenna.
»Danke. Woher kennen Sie Nathaniel?«
Nicht gerade subtil, aber Gwenna schien es nichts auszumachen. »Über einen gemeinsamen Bekannten.«
Eine faszinierende Art, ihr erstes Treffen am Schauplatz eines Mordes zu beschreiben. Gwenna war ziemlich diplomatisch. In dem Wissen, dass seine Mutter gnadenlos nachbohren würde, bis sie erfahren hatte, was sie wissen wollte, drückte Nate Gwenna leicht an sich. »Würdest du uns bitte einen Moment entschuldigen, Mom? Ich muss kurz unter vier Augen mit Gwenna reden.«
Seine Mutter sah so aus, als wollte sie protestieren, und sein Vater sagte wie üblich nichts und schaute ausdruckslos drein, aber Nate ging einfach davon und zog Gwenna hinter sich her.
»Danke, dass du gekommen bist«, meinte er, während sie in den hinteren Bereich des Raumes kamen.
»Keine Ursache. Und du weißt, wie sehr ich es bedaure, dass du deine Schwester verloren hast.«
Das wusste er. Ihre Augen sagten es ihm klar und deutlich. »Danke. Kannst du eine Viertelstunde bleiben? Ich kann dann gehen, Gott sei Dank, und ich würde gern mit dir zusammen sein, wenn auch nur für ein paar Minuten. Ich weiß, dass du noch zu deiner Party gehen musst, aber vielleicht könnten wir einen Kaffee zusammen trinken.« Er wollte – musste – einfach mit ihr zusammen sein.
»Klar. Kein Problem. Ich setzte mich einfach hier hinten hin, und du kannst mich holen, wenn du fertig bist.«
Nate küsste ihre glatte Stirn. »Danke.«
Eine halbe Stunde später saß Nate mit Gwenna auf seiner Terrasse, streckte die Beine aus und zerrte sich die Krawatte vom Hals. »Ich halte dich nicht lange auf, das verspreche ich«, sagte er. »Ich weiß, dass du gehen musst. Ich brauche nur eine Minute, um ein bisschen Dampf abzulassen.«
»Schon gut.« Sie saß neben ihm auf dem Zweisitzer und schlug die Beine auf Knöchelhöhe übereinander. »Diese Party dauert die ganze Nacht. Es wird also niemandem auffallen, wenn ich nicht um Punkt acht Uhr da bin.«
Er hatte nicht wirklich etwas zu erzählen, doch er wollte auch nicht allein sein. Es fühlte sich gut an, neben Gwenna zu sitzen, zu fühlen, wie sich in seinem Körper ein verhärteter Muskel nach dem anderen entspannte, und zu wissen, dass sie nicht unnötig schwätzen, ihn nicht ausfragen oder dämliche Plattitüden von sich geben würde, dass sie nicht egoistisch über sich selbst reden würde.
Die Luft war kühl, aber trocken, und sein Garten war ruhig und friedlich, trotz der Besorgnis seiner Mutter wegen der schlechten Wohngegend. Er war an dieses Haus gekommen, bevor die Haus- und Grundstückspreise in Las Vegas explodiert waren.
»Du hast vielleicht gemerkt, dass meine Mutter nicht gerade vor Trauer zusammenbricht«, bemerkte er nach einer Minute, weil er das Gefühl hatte, es erklären zu müssen.
»Ein jeder geht unterschiedlich mit Trauer um.«
»Mag sein. Trotzdem ist ihre Betrübnis nicht echt. Meine Mutter ist ein mieses Stück. Mein Vater sorgt sich. Er ist einfach ein Workaholic, der den Erfolg anbetet und den allmächtigen Dollar. Tief in seinem Inneren jedoch sorgt er sich. Aber meine Mutter … also ehrlich, Kyra und ich sind ihr vollkommen egal. Sie sorgt sich darum, was die Leute von ihr denken, um ihren sozialen Status, doch sie ist unfähig zu lieben. Und sie ist eine pathologische Lügnerin.« Nate befürchtete, dass er sich ein bisschen jämmerlich anhörte, aber er musste es erklären. Vielleicht brauchte er jemanden, der ihm glaubte, der erkannte, was er so überdeutlich sah. »Sie würde jede Lüge erzählen, um zu kriegen, was sie haben will. Erinnerst du dich, dass ich dir sagte, sie sei nach Australien gereist, weil sie geglaubt hätte, es
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