Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
wahrscheinlich eine Magen-Darm-Grippe oder so was.« Das hoffte er. Denn die Alternative gefiel ihm gar nicht – dass nämlich Gwenna ihn mit Drogen vollgepumpt hatte. Wahrscheinlich war das nur ein Beweis dafür, dass er bereits zu lange bei der Polizei war, wenn er diese Möglichkeit auch nur annähernd in Betracht zog. Aber egal, wie es dazu kam, hatte er doch große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
»Hm. Dann bleib mir bloß vom Hals. Habe keine Lust auf deine verdammten Grippeviren.«
»Danke fürs Mitgefühl.« Nate hielt sich an der Rückenlehne eines Liegestuhls fest, weil eine neue heiße Welle des Schwindels über ihn hereinbrach. »Oh, so eine Scheiße.« Er schloss die Augen und atmete tief ein, während sein Magen fürchterlich weh tat.
»Halt noch eine halbe Stunde durch, dann kannst du heim. Wir setzen uns morgen früh zusammen und gehen noch mal Schritt für Schritt die ganzen gerichtsmedizinischen Berichte durch. Wir entwickeln einen Plan, der beinhaltet, dass wir das Präsidium um Verstärkung bitten. Wir schaffen es nicht allein, uns um alle drei zu kümmern.«
Im Augenblick kam es Nate vor, als wäre bereits das Aufrechtstehen eine große Herausforderung. Und Jim roch irgendwie komisch, irgendwie säuerlich, verschwitzt, widerlich. Nate beugte sich vor und übergab sich erneut, wobei er hoffte, die Kübelpflanze auf dem Gehweg zu treffen.
»Thomas! Das hier ist ein Tatort, verdammt. Geh nach Hause, Mann!« Jim griff nach seinem Arm und zerrte ihn über den Gehweg. Dann blieb er abrupt stehen.
Nate stolperte neben ihm her, konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und hatte die Augen auf den Boden gerichtet.
»O-oh, das gibt Ärger«, murmelte Jim. Und dann lauter: »He, Miss, Sie dürfen hier nicht rein. Sie müssen hinter der Absperrung bleiben.«
Nate zwang sich, den Kopf zu heben. Er wusste, dass es Gwenna war. Er konnte ihre Haut riechen, die Erdbeerhandcreme, die sie benutzte, und er konnte hören, wie ihr Herz aufgeregt klopfte.
Ihren Herzschlag? Nate schüttelte den Kopf, um alle Geräusche und diese verrückten Gedanken loszuwerden. Was zum Teufel war mit ihm los? Seine Zähne vorne schmerzten. »Gwenna, geh wieder rauf. Ich ruf dich später an.«
Sie streckte die Hand über das Absperrband und strich mit ihren kühlen Fingern über seine Stirn. »Ich bin gerade auf dem Weg, was zu erledigen, aber ich muss mit dir sprechen.«
Nate wich zurück. »Fass mich nicht an, Liebes, ich habe die Grippe. Ich will dich nicht anstecken.«
»Trink was hiervon.« Gwenna drückte ihm einen Pappbecher mit einem Strohhalm in die Hand. »Dann fühlst du dich besser. Und ruf mich bitte an, wenn du hier unten mit Gregor fertig bist, damit wir reden können.«
»Ich habe nicht das Gefühl, als sollte ich irgendwas trinken. Es wird mir nur wieder prompt hochkommen.« Aber es fühlte sich kühl in seinen Händen an. Und es roch süßlich. »Was ist das?«
»Ein englisches Allheilmittel. Trink es einfach.«
Sie sah dermaßen besorgt um ihn aus, dass Nate einen Schluck nahm. Er sog kräftig am Strohhalm. Das Getränk glitt über seine Zunge und tat sofort seinem trockenen Mund gut. Es traf seinen Magen wie Wasser ein schwelendes Feuer. »Hey, das ist ziemlich gut.« Er nahm einen weiteren Schluck und bemerkte, dass er den ganzen Becher innerhalb von zwei Sekunden geleert hatte.
Das Brennen in seinem Magen ließ nach, und in seinen Zähnen hörte es auf zu pochen. »Danke. Das hat wirklich geholfen.«
Gwenna nahm den leeren Becher entgegen, beugte sich über das Absperrband und flüsterte: »Wäre es verrückt und absolut unangemessen, wenn ich dir sagte, dass ich dich liebe?«
Diese Worte waren genauso wohltuend wie ihr englisches Allheilmittel. »Nein.« Er drückte ihre Hand. »Es wäre nicht verrückt. Denn ich liebe dich auch.«
Sie küsste ihn, bevor er protestieren konnte, dass sie sich noch bei ihm anstecken würde. »Pass auf dich auf. Wir sehen uns später.«
Trotz seines benebelten Zustandes fiel Nate etwas auf, während er ihrer hübschen Figur nachschaute, als sie sich umdrehte und fortging. Sie hatte gesagt, sie hätte etwas zu erledigen. Wo zum Teufel ging Gwenna um Mitternacht hin?
Und hatte sie eben den Namen des Opfers erwähnt?
Nate ballte die Fäuste und wischte sich über seine verschwitzte Stirn. Er musste Jim finden. Sie hatten ein großes Problem.
Die Frau, die er sehr wahrscheinlich liebte, steckte bis über die Ohren in etwas, was ganz
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