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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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mich nicht daran, ihm einen Qi-Strahl durch das vierte Chakra zu jagen, durch sein tapferes, aber fehlgeleitetes Herz. Schließlich ist er ein verdammter Hüter. Als ich wieder auf offenes Gelände hinausrase, gehen die anderen Thopter zum Angriff über. Nun ja, wie hätte es anders sein sollen?
     
    Hier draußen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, befinde ich mich in der finsteren Welt des Kali-Yuga, in der gnostischen Gefängniswelt eines wahnsinnigen blinden Schöpfers, in einer Welt der Lügen, wo sich die Wahrheit hinter dem seidenen Schleier der Maya verbirgt. Vielleicht sehen Sie das anders, aber Sie können mir glauben: Ich bin der Archont der Anarchie. Ich weiß, wovon ich rede. Die Wirklichkeit hat mehr Krankheiten als eine Zehn-Dollar-Hure, auch wenn sie sich die nicht geholt hat, als sie sich von ein paar Kerlen hat flachlegen lassen.
    Ich vollführe eine Kehrtwendung von 180 Grad und eröffne das Feuer auf den letzten Thopter. Eine Banane, zwei Bananen, drei Bananen, vier. Einem der Piloten gelingt es tatsächlich, rechtzeitig auszusteigen, bevor sich seine Maschine in einen Feuerball verwandelt und überschlägt; die gepanzerten Gyros sind hinüber und der Rückstoß der Düsen geht eindeutig in die falsche Richtung. Der Kerl bohrt sich mit einem Knirschen vor mir in den Boden, das sogar mir einen Schauer über den Rücken jagt. Ein Tritt, und sein Helm segelt durch die Luft — ich starre ihm in die Spiegelglasaugen, um mich davon zu überzeugen, dass seine Hüterdrohne den Geist aufgegeben hat. Doch obwohl sämtliche Knochen seines Körpers gebrochen sind, auch sein Wassermelonenschädel, flackert in seinem Gehirn noch immer ein Nachhall des astralen Puppenspielers. Scheißhirnwürmer.
     
    »Jack Flash«, zischt es. Klingt wie weißes Rauschen, ein kaputtes Radio. »Das Böse wird keine Ruhe finden.«
    »Verschwinde aus meinem Kopf«, sage ich und ramme ihm den Lauf meiner Qi-Pistole in die Schädelhöhle. »Oder noch besser — verschwinde aus seinem Kopf.«
    Und ich drücke ab.
    Ja, die Wirklichkeit hat ein paar wirklich fiese Parasiten zu bieten und ich bin das homöopathische soziopathische Gegenmittel. Ich bin ein mörderischer Engel, der über die ganze mystische Technologie verfügt, die das Imperium seinen Satrapien im Orient und in Indien gestohlen hat. Ich akupunktiere mit der Nagelpistole. Ich gestalte euren Lebensraum mit Feng-Shui-Streubomben um. Ich verändere die Welt, ich bin ein spiritueller Sandinista.
    Die Gesellschaft und ich ... nun, einigen wir uns darauf, dass wir nicht besonders gut miteinander auskommen.
     
     
    Soldaten des Imperiums, Kinder der Maßnahme
    Operativer Vorgang: Psychischen Unterbau verstärken. Weiter nach Hauptidentität suchen.
    Erzählstrom aufgespürt:
    »Ich finde es hier zum Kotzen«, sagt Joey.
    »Erzähl mir was Neues«, sagt er.
    Jack schaut sich um, und sein Blick schweift über die Gebäude, in denen die ›Maßnahme‹ durchgeführt wird — identische Streichholzschachtelkästen, von einem Bauunternehmer errichtet, der eine Schwäche für Kieselrauputz hat. Ein Vernichtungslager für die Seele. Für uns überzählige Proleten wahrscheinlich gut genug, denkt er. Kein Wunder, dass die Rasiermesserbanden wieder Zulauf bekommen.
    Guy spielt mit seinem Sozialversicherungsausweis, lässt ihn zwischen den Fingern einer Hand hin und her wandern. Jack beobachtet ihn. Die Mädels stehen auf Guy, er ist so glatt wie ein Hai im Wasser. Joey dagegen ist der knallharte Bursche, ganz in Schwarz. Er raucht mit mürrischer Feindseligkeit. Und Jack? Jack ist der kleine Mitläufer mit den sonderbaren Einfällen.
    »Mehr sind wir nicht, was?«, sagt Joey und zieht an seiner Kippe, reicht sie an Guy weiter. »Nur eine verdammte Nummer. Bald werden sie uns noch verdammte Hundemarken verpassen. Chips ins Ohr. Scheißhunde, die gezüchtet werden, um möglichst bissig zu sein, für die Scheißarmee oder die Bullen.«
    »Soldaten des Imperiums«, sagt Jack.
    Informationsupload: Standort – Maßnahme; Zeitabschnitt – Pubertät.
    Operativer Vorgang: Standort vergrößern. Genauer bestimmen.
    Sie sitzen auf einer Backsteinmauer, gelangweilt und verbittert, alle miteinander. Ihnen gegenüber eine kleine einstöckige Ladenzeile — nun ja, eine Fish and Chips-Bude, ein Buchmacher, ein Zeitungskiosk, ein Lebensmittelgeschäft und eine Kneipe. Mehr hat die Maßnahme nicht zu bieten. Mehr hat die Scheißmaßnahme nicht zu bieten.
    »Wir können immer noch eine

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