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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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Waldenthal seit vielen Jahren in einer großen Koalition regierten, verwiesen in mehreren Pressemitteilungen auf unvorhersehbare Risiken, die bei Baubeginn nicht bekannt gewesen seien. Liberale und Öko-Partei kritisierten in seltener Einmütigkeit, dass das mit der Kostenkalkulation beauftragte Planungsbüro nicht zum ersten Mal viel zu optimistische Kostenschätzungen abgeliefert habe. Die einzige Linke im Stadtrat hatte eine Erklärung herausgegeben, in der sie die Frage aufwarf, wieso die Verwaltung diese Gutachter trotz der erwiesenen Unfähigkeit immer wieder beauftragte.
    Velten kombinierte die Medienverlautbarungen der verschiedenen Kombattanten zu einem knackigen Artikel und würzte ihn mit Exklusiv-Statements, die er in mehreren Telefonaten mit den beteiligten Parteien einsammelte. Katja ergänzte den Text um die Aussagen des Bauunternehmers Hagen Leonhard, der beim Interview am Vortag darauf hingewiesen hatte, dass seine Arbeiten am Schlossplatz durch den wiederholten Fund von Weltkriegsmunition und die schwierige Beschaffenheit des Untergrundes unvorhersehbar verzögert würden. Anschließend garnierte sie das Ganze mit Bildern aus der umfangreichen Foto-Datenbank des Kurier .
    „Renate hat übrigens für morgen einen Termin mit Regina Kerner vereinbart“, sagte Katja, als der Beitrag abgeschlossen war. „Es geht dabei zwar um die Pfaffenwiese , aber wenn wir ohnehin bei ihr sind, können wir ihr vielleicht noch ein paar Aussagen zum Schlossplatz entlocken.“
    „Einen Versuch ist es wert“, stimmte Velten ihr zu. „Allerdings ist sie seit drei Jahrzehnten im Politikbetrieb und mit allen Wassern gewaschen. Die Eiserne Regina wird sich kaum etwas Kompromittierendes entlocken lassen.“ Er sah auf die Uhr: „Wir müssen los.“
    Nachdem es den ganzen Vormittag geregnet hatte, war der Himmel nun nur noch leicht bewölkt. Sie ließen den Wagen stehen und legten die ohnehin kurze Strecke zur Stadtverwaltung zu Fuß zurück. Nach wenigen Minuten erreichten sie den Rathausplatz.
    „Ich werde mich nie an diesen Anblick gewöhnen“, meinte Katja.
    Velten konnte sie nur zu gut verstehen. Einem längst verblichenen Oberbürgermeister, dem gleichen, der auch die Pfaffenwiese durchgesetzt hatte, war es eine Herzensaufgabe gewesen, den einstmals tristen Marktplatz in ein städtebauliches Kleinod zu verwandeln. Das ging gehörig schief, denn die neu gestaltete Fläche mutete an wie eine völlig verunglückte Kopie des römischen Petersplatzes. Immerhin hatte die monströse Scheußlichkeit Waldenthal in Architektenkreisen zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen, wenn auch eher unbeabsichtigt.
    Velten und Katja betraten die Stadtverwaltung und nahmen die Treppe nach oben. Die Tür zum Besprechungsraum im ersten Stock, wo zwei Tage zuvor die Pressekonferenz zur Club-Affäre stattgefunden hatte, stand bereits offen. Dubois und sein Pressesprecher Frank Meister saßen auf ihren üblichen Plätzen und steckten die Köpfe zusammen. Vermutlich gab der erfahrene Öffentlichkeitsarbeiter dem angeschlagen wirkenden Oberbürgermeister letzte Tipps für das anstehende Gespräch. Als die beiden Velten und Katja bemerkten, unterbrachen sie ihre Unterhaltung abrupt und erhoben sich.
    „Herr Velten, Frau Marcks, schön, dass wir uns schon so schnell wiedersehen“, empfing Dubois seine Besucher. Er gab zuerst Katja die Hand, wobei er auch ihren Ellenbogen mit seiner Linken umfasste und ihr gleichzeitig mit einem vertrauenerweckenden Nicken fest in die Augen sah. Velten durchlief danach die gleiche Prozedur, die sich der Rathauschef vielleicht von einem amerikanischen Präsidenten abgeschaut hatte. Die wohlkalkulierte Anbiederungsgeste ließe sich durch das anschließende Tätscheln der Schulter des jeweiligen Gegenübers noch steigern, doch das blieb Velten und Katja an diesem Tag erspart. Auf die Journalisten machten solche Manipulationsversuche ohnehin keinen großen Eindruck mehr, doch simpel strukturierte Zeitgenossen und Parteisoldaten am unteren Ende der politischen Nahrungskette fühlten sich durch soviel vermeintliche Zuwendung sicher oft geschmeichelt. Bei Wahlen schlug sich das regelmäßig in respektablen Ergebnissen nieder. Der konservative Dubois hatte seinen sozialdemokratischen Kontrahenten vor vielen Jahren die Macht im Rathaus entwunden und ihnen anschließend bei mehreren Urnengängen demütigende Niederlagen beigebracht. Inzwischen traten die führenden Köpfe der zweitstärksten politischen Kraft in

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