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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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hat zu verschiedenen Themen wiederholt im Rathaus recherchiert. Dabei hatte sie mit vielen Mitarbeitern Kontakt.“
    „Auch mit Herrn Dubois?“
    „Mit vielen Mitarbeitern“, wiederholte Meister, „auch mit Herrn Dubois. Im Lauf der Zeit geriet sie zunehmend unter den Einfluss bestimmter politischer Kreise, die das Projekt Pfaffenwiese aus ideologischen Gründen ablehnten.“
    „Sie meinen Ferdi Bauer und seine Partei?“
    Der Pressesprecher war erfahren genug, die Frage zu umschiffen: „Im Waldenthaler Morgenkurier wurde sehr konstruktiv über den Industriepark berichtet. Frau Hofer wandte sich jedoch immer wieder mit Fragen an die zuständigen Ämter, die erkennen ließen, dass sie eine völlig andere, ablehnende Position vertrat. Man könnte auch sagen, dass sie eine ausgewiesene Gegnerin des Projekts war und ganz gezielt nach Argumenten suchte, die unser Vorhaben in ein schlechtes Licht rückten. Die Stadt sah sich schließlich gezwungen, Ihrem früheren Kollegen Herrn Kuntz, der unser Ansprechpartner zum Thema Pfaffenwiese war, inoffiziell ihre Irritation mitzuteilen. Danach stellte Frau Hofer ihre einseitigen Nachforschungen ein, soweit wir das beurteilen konnten.“
    „Das Rathaus hat also dafür gesorgt, dass Frau Hofer einen Rüffel bekam“, stellte Katja fest.
    „Glauben Sie mir, es ist überhaupt nicht im Interesse der Stadtverwaltung, sich über Journalisten zu beschweren. Wir möchten partnerschaftlich und professionell mit den Medien zusammenarbeiten. Wenn sich eine Intervention einmal nicht vermeiden lässt, bleibt das natürlich im Gedächtnis, selbst nach so langer Zeit. Im Übrigen entschied der Morgenkurier auch damals schon eigenständig darüber, ob er einzelne Mitarbeiter rüffelt oder nicht.“
    Für Velten stand außer Frage, dass Meister sich niemals über eine Journalistin beschwert hätte, die unbequeme Fragen stellte. Die Oberbürgermeister, unter denen er in den letzten Jahrzehnten gearbeitet hatte, legten allerdings bisweilen ein rustikaleres Verständnis von Pressefreiheit an den Tag.
    „Lassen Sie uns wieder zur Gegenwart zurückkehren“, schlug Velten vor. „Die marode Stützmauer an der Zufahrt zum Industriepark und die anscheinend sehr problematischen Sanierungsarbeiten am Schlossplatz wurden beziehungsweise werden von L&S BAU , der Firma von Hagen Leonhard, durchgeführt. Auch in der Vergangenheit war L&S mehrfach an Bauvorhaben beteiligt, die wegen erheblicher Kostensteigerungen oder eklatanter Qualitätsmängel in die Kritik gerieten. Ist das nicht ein bemerkenswerter Zufall?“
    Der Oberbürgermeister schüttelte verärgert den Kopf: „Hagen Leonhard leitet das größte Bauunternehmen der Region. Den von Ihnen angesprochenen und zugegeben nicht besonders glücklich verlaufenen Maßnahmen stehen Dutzende andere gegenüber, die völlig problemlos abgewickelt wurden. Im Übrigen haben wir natürlich bei den Projekten, die nicht im Rahmen der Budgetvorgaben abgeschlossen werden konnten, umfassende Prüfungen vornehmen lassen, die Herrn Leonhard immer entlastet haben.“
    „Diese Gutachten wurden erstaunlich oft vom selben Planungsbüro erstellt. Ihre Parteifreundin Frau Kerner ist dort Gesellschafterin. Aus Kreisen der Opposition wird schon kritisch hinterfragt, ob es da einen Zusammenhang geben könnte.“
    „Sie werden diesen Unsinn, der von ganz links außen vorgebracht wird, doch nicht ernst nehmen. Ich habe den Morgenkurier bislang immer für eine seriöse Zeitung gehalten.“ Dubois straffte sich: „Mein Terminplan ist eng. Vielleicht können wir jetzt langsam zum Ende kommen.“
    Er wird dünnhäutig und hat Angst vor der Presse, dachte sich Velten. Solange alles gut läuft, können Politiker gar nicht genug Zeit mit den Medien verbringen. Aber wenn ihnen die Probleme langsam über den Kopf zu wachsen beginnen, wird jeder Journalist zu einer Bedrohung, wenn nicht sogar zu einem Feind. Professionelle Jovialität wandelt sich dann schnell in unduldsame Gereiztheit. Wenn sich Schwierigkeiten mit der Zeit zu handfesten Krisen auswachsen, werden selbst erfahrene Politiker bisweilen regelrecht aggressiv. So weit war Dubois noch nicht, doch er registrierte natürlich, dass sich die Medien auf ihn einzuschießen begannen. Er konnte sich glücklich schätzen, mit Frank Meister einen besonnenen und erfahrenen Öffentlichkeitsarbeiter an seiner Seite zu haben, der ihn von der einen oder anderen unbesonnenen Äußerung abhielt.
    „Lassen Sie uns über die Club-Affäre

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