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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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ihn kümmern.“ Sie nahm Veltens Hand: „Ich will auf keinen Fall, dass du jetzt aufgibst. Finde den Dreckskerl, der meinem Sohn nachgestellt hat.“
    „Wir haben ja ein paar Tage nicht miteinander gesprochen“, sagte Germann zu Velten. „Bringen Sie mich doch bitte auf den neuesten Stand.“
    Es dauerte fast zwanzig Minuten, den Staatsanwalt und Susanne zu informieren. Die Schilderung der Ereignisse der letzten Tage half auch Velten selbst, seine Gedanken zu ordnen. Ihm wurde bewusst, dass es eine stattliche Anzahl von Personen gab, denen er und Katja auf die Pelle gerückt sein könnten. Ganz oben auf seiner imaginären Liste stand natürlich Hagen Leonhard. Der zwielichtige Bauunternehmer musste befürchten, dass seine ebenso lukrative wie gesetzeswidrige Zusammenarbeit mit korrupten Rathausmitarbeitern auffliegen könnte. Sollte sich bewahrheiten, dass er sich tatsächlich seit mehr als zwanzig Jahren Bauaufträge mit illegalen Methoden unter den Nagel gerissen hatte, würde er für einige Zeit hinter Gittern verschwinden.
    Ähnliche, wenn auch weniger folgenreiche Befürchtungen konnten auch Alf Kuntz umtreiben. Der frühere Redakteur des Waldenthaler Morgenkurier könnte dem geheimen Netzwerk aus Bauwirtschaft und Stadtverwaltung mit Jubelartikeln dienlich gewesen sein. Er hatte den Befürwortern fragwürdiger Projekten wie der Pfaffenwiese publizistischen Feuerschutz gegeben und Kritiker wie Ferdi Bauer diskreditiert. Potenzielle Komplizen wie Roland Dubois waren hingegen von ihm systematisch hochgeschrieben worden.
    Natürlich stand auch der Rathauschef selbst unter Verdacht. Vor allem Tinas Notizen, in denen seine Initialen RD immer wieder auftauchten, sprachen dafür, dass der Oberbürgermeister und frühere leitende Bauamtsmitarbeiter die Quelle war, die Leonhard mit Tipps über die Angebote der Wettbewerber versorgte. Auf diese Weise könnte er es dem Baulöwen ermöglicht haben, die Preise der Konkurrenz zu unterbieten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde ihm neben den strafrechtlichen Konsequenzen auch die vollständige gesellschaftliche Ächtung drohen.
    Ferdi Bauer war der nächste auf Veltens Liste, denn der Umweltaktivist stand im Verdacht, Tina Hofer ermordet zu haben. Polizei und Morgenkurier hatten unabhängig voneinander seine Beziehung mit der jungen Journalistin aufgedeckt. Der Lokalpolitiker befürchtete womöglich, dass weitere Nachforschungen der Zeitung neue Details ans Licht bringen würden, die ihn am Ende vielleicht sogar als Tinas Mörder entlarven könnten.
    Schließlich war da noch Horst Bernhard. Der frühere Subunternehmer von L&S Bau hatte in Leonhards Auftrag tonnenweise Giftmüll illegal entsorgt. Er hatte Tina gehasst, weil sie seine Machenschaften öffentlich gemacht hatte. Vielleicht war er ihr Mörder und fühlte sich durch das plötzliche Interesse des Morgenkurier bedroht.
    „Ein knappes halbes Dutzend Verdächtige“, resümierte Germann nach Veltens Schilderung erstaunt. „Ich hatte Waldenthal immer für ein friedliches Städtchen gehalten.“
    „Ist es auch“, meinte Susanne augenzwinkernd. „Polizei und Presse sind hier nur etwas aufgeweckter als anderswo. Max, was habt ihr als Nächstes vor?“
    Velten berichtete von dem geplanten Zusammentreffen mit Roland Dubois und Regina Kerner: „Die Konservativen sind bereit, den Oberbürgermeister zu opfern. Die Eiserne Regina will um jeden Preis verhindern, dass in den Medien monatelang über die möglichen Verwicklungen eines amtierenden Stadtoberhauptes in illegale Bauabsprachen oder sogar Mord spekuliert wird. Allerdings ist die Konfrontation am Montag nicht mehr als ein Bluff. Wenn Dubois starke Nerven hat, wonach es allerdings im Moment nicht aussieht, wird er sich womöglich noch einmal aus der Affäre ziehen können, indem er einfach alles abstreitet. Wie auch immer, ich denke, dass dieses illegale Netzwerk kurz vor der Enttarnung steht. Tinas Mörder zu überführen wird allerdings viel schwieriger.“
    „Das wird ein Kinderspiel“, widersprach Susanne trocken. „Wir haben seine DNA.“
    Velten konnte es nicht fassen: „Wie konntet ihr an einer Leiche, die zwanzig Jahre lang einbetoniert war, noch fremdes Erbgut sicherstellen?“
    „Überhaupt nicht. In gewisser Weise verdanken wir es deiner Zeitung, dass wir das Material sicherstellen konnten. Als Tina verschwand, hat ein Mitarbeiter des Morgenkurier ihre persönlichen Dinge in einen Karton gepackt und den Eltern zugeschickt. Wer auch immer

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