Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
zu benutzen.« Sie zuckte mit der Schulter. »Aber wie auch immer, ich besitze nun einmal diese Fähigkeit. Und ich bezweifle, dass Gott sich auf einen Tauschhandel einlässt, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Bleib bitte ernst.«
Sie öffnete die Augen und fixierte ihn mit ihren dunklen braunen Augen. In ihrem Blick lag kein Anzeichen von Schmerz mehr. »Ich bin ja ernst. Ich war noch nie in meinem Leben ernster. Diese ⦠Macht«, sagte sie und befeuchtete ihre Lippen. »Sie schenkt meinem Leben Bedeutung, und darüber bin ich glücklich. Ich möchte für dich von Nutzen sein â ich möchte Annwyn helfen können. Ich möchte auch dabei helfen, den Seelendieb ausfindig zu machen und ihn zu besiegen.«
»Indem du den Schmerz und das Leiden der anderen auf dich nimmst? Nein, das lasse ich nicht zu.«
Ihre Hand tauchte aus dem Wasser auf und legte sich um sein Handgelenk. »Lass es geschehen, Bran, und sei froh über das, was wir gemeinsam schaffen können. Und schätze dich glücklich, dass du derjenige bist, der mich heilen kann, wenn der Schmerz über mich kommt. Du musst es dir wie ein Spiel vorstellen«, erklärte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Wie eine Art Doktorspiel.«
»Das hier ist aber kein Spiel!«, platzte es aus ihm heraus. »Es geht hier um dein Leben. Du bist nicht unbesiegbar, Mairi. Du bist eine Sterbliche.«
»Das ist mir klar.«
»Warum dann?«, rief er. »Weshalb willst du all das aus freien Stücken auf dich nehmen?«
»Weil ich genau aus diesem Grund zur Welt kam. Dies ist mein Schicksal, Bran, nicht deines.«
Er presste die Luft aus seinen Lungen und fühlte sich nur noch leer. »Und was, wenn ich nicht rechtzeitig bei dir sein kann?«
Endlich war es ausgesprochen, der Kern seiner Angst und der Grund, weshalb er nicht wollte, dass sie diese Gabe besaÃ. Was ist, wenn ich dich nicht retten kann?
»Komm schon, du bist ein Magier. Du brauchst wahrscheinlich nicht viel länger als â sagen wir â zwei Sekunden, um dich in Luft aufzulösen.«
»Aber innerhalb von zwei Sekunden könntest du tot sein â und was ist dann?«
»Ich weià nicht â¦Â«
»Ich könnte dich verlieren, das ist dann los!«
»Dann müssen wir darauf vertrauen, dass genau dies auch Seine Absicht war.«
»Das ist mir egal!«
»Bran«, flüsterte sie beruhigend, doch ohne Erfolg. Denn nun riss er sich von ihr los und durchquerte das Badezimmer.
»Ich will dich nicht verlieren. Ich will es einfach nicht.«
»Ich glaube auch nicht, dass das geschehen wird.«
Er fuhr zu ihr herum. »Heute Abend wärest du fast gestorben. Ich konnte dich nicht schützen.«
Sie erhob sich aus dem Badeschaum, so dass das Wasser aus der Wanne schwappte. Sie trat heraus und ging auf wackligen Beinen auf ihn zu und streckte die Arme nach ihm aus.
»Tu das bloà nicht!«, flehte sie. »Lass mich nicht schon wieder allein. Ich will doch nichts anderes, als mit dir zusammensein. Und du hast mich heute Abend gerettet. AuÃerdem vertraue ich darauf, dass du bei mir sein wirst, wenn ich dich brauche.«
Er hob sie auf seine Arme und hielt sie ganz fest. Sein Herz schlug wie verrückt, die Augen begannen zu brennen â schon wieder. Verdammt, langsam wurde er zu einem richtigen Jammerlappen.
»Kannst du mich nicht einfach so nehmen, wie ich bin?«
An seiner Brust klang ihre Stimme gedämpft. Er löste sich von ihr und blickte auf ihr Gesicht hinab. »Natürlich. Ich weià nur nicht, ob ich damit leben kann, dass du unter Schmerzen leidest.«
»Das alles ist neu, Bran â auch für mich. Ich muss nur herausfinden, wie ich es unter Kontrolle bringe. Heute Abend hatte mich der Schmerz fest in seinem Griff. Doch ich werde einen Weg finden, ihn von mir fernzuhalten, so dass er mich nicht überwältigen kann. Ich werde einen Weg finden, denn das ist meine Natur, aus diesem Grund wurde ich geboren. Ich bin zur Welt gekommen, um dich zu retten, und ich bin geboren worden, um dich zu lieben. Nichts von alledem wird sich ändern, nur weil du es so nicht willst. So hat Er mich nun mal geschaffen.«
»Ja, verdammt nochmal, muirnin, und sein Werk ist wirklich vollkommen gelungen.«
Sie warf sich in seine Arme und schlang die Beine um seine Hüften. Dabei fühlte sie sich so gut in seinen starken Armen. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher