Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
dreihundert habe ich zu zählen aufgehört.«
Sie richtete sich plötzlich auf und stieà mit dem Kopf gegen sein Kinn. »So alt?«
»Nun, ich bin dennoch immer noch in den besten Jahren, so sagt man jedenfalls.«
Sie lächelte und fuhr ihm sanft mit den Fingern über die Lippen. »Deshalb also klingt es manchmal ein bisschen ⦠altmodisch, wie du sprichst.«
»Die Ausdrucksweise unterliegt mit den Jahren einem steten Wandel. Ich hab schnell gelernt, dass man sich nicht auf die Sprache verlassen kann, wenn man wie ein Sterblicher erscheinen will. Obwohl ich schon eine gewisse Vorliebe für manche neuen Wörter habe, die die weibliche Anatomie betreffen.« Er grinste ihr ins Gesicht. »Du zum Beispiel hast die schönste Möse , die ich je gesehen habe.«
Sie lachte. »Jetzt bleib aber ernst.«
»Ich bin vollkommen ernst.«
Nun trat wieder ein nüchterner Ton in ihre Stimme. »Wirst du wirklich ⦠ewig leben?«
Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft nieder. »Mir ist ein äuÃerst langes Leben vergönnt. Doch ich kann jederzeit wählen, es zu beenden, und das werde ich auch tun. Ich werde mit dir in die Sommerlande kommen, wenn es für dich Zeit ist zu gehen.«
»Ich bin sterblich und dreiÃig Jahre alt.«
Er küsste ihre Nasenspitze. »Und du machst dir viel zu viele Gedanken. Sorg dich nicht wegen all dieser Dinge, Mairi. In Annwyn vergeht die Zeit langsamer als in deiner Welt. Wir werden viele gemeinsame Jahre verbringen. Vielleicht sogar mehr, als dir lieb ist.«
»Doch du kannst nicht sterben.«
»Ich kann mich dazu entschlieÃen, mein Dasein zu beenden und meinem auserkorenen Schicksal zu folgen.« Sie blickte zu ihm auf und er sah, dass in ihren riesigen braunen Augen Tränen glitzerten. »Und genau das werde ich tun, wenn deine Zeit gekommen ist. Ich werde dir in die Sommerlande folgen. Nun, damit wären deine beiden Fragen beantwortet.«
»Nicht ganz.«
Er blickte von ihrer Schulter, die er soeben küsste, zu ihr hoch. »Du hast tatsächlich noch eine Frage?«
»Ja.« Ihre Augen blitzten vor Vergnügen. »Was frisst du, wenn du in deiner Vogelgestalt bist?«
Er lachte und zwickte sie in den Hintern. »Keine Würmer, Mäuse oder gar Müll, da kannst du ganz versichert sein.«
Sie lachte mit ihm und schmiegte sich noch enger an ihn.
»Achte auf das Feuer, Mairi«, flüsterte er. Dann schloss er die Augen und streckte seine Hand nach den Flammen aus. Er machte sich ihre Macht zunutze, beugte sie seinem Willen. Das würde ihr gefallen. Es war ein einfacher Anfängertrick, doch er wollte ihr nur eine Freude bereiten â und sie überraschen.
Mairi beobachtete die orangen Flammen, die nun zu tanzen begannen, verschiedene Formen annahmen, sich wanden und umeinander rankten, sich wieder voneinander trennten. Die Formen traten bald deutlicher hervor und wurden zu Gestalten. Ein Mann und eine Frau. Die Umrisse näherten sich aneinander an, und ein Funke stob davon und wurde zu einer Hand, die nach etwas griff, das wie die Brust einer Frau aussah.
Sie seufzte und sah zu, wie sich die Formen nach und nach als Bran und ⦠sie selbst entpuppten.
»Was willst du, dass er als Nächstes mit ihr macht?«, fragte er.
Sie lächelte, denn dieser Zauber gefiel ihr auÃerordentlich gut. »Was würde er denn gerne tun?«
Die männliche Gestalt drängte sich nun an die Frau heran und küsste sie. Sie lieà sich auf den Rücken fallen, und sogleich griff der Mann nach ihren Knien, schob sie ihr hoch und spreizte sie.
Mairi stockte der Atem. »Das würdest du jetzt gerne tun, nicht wahr?«
»Ich liebe deinen Geschmack auf meiner Zunge, auf meinen Lippen.«
Sie rollte sich auf den Rücken und streckte die Arme nach ihm aus. »Ich möchte eine neue Tradition einführen. Die Königin darf sich alles wünschen, wenn sie vor dem Feuer liegt, und der König muss zusehen, dass er ihr ihren Wunsch erfüllt.«
»Und, was möchte meine Königin?«, hauchte er zärtlich.
»Sie will, dass der König tief in sie eindringt. Wieder und wieder, die ganze Nacht lang.«
21
D u hast einen schweren Fehler begangen, mein Bruder.«
Suriel presste seine Stirn an das kalte Gestein. Er kniete schon so lange, dass seine Knie bereits taub, der Rücken steif und die Finger
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