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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renwick Sophie
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die schattige Nische. In einer fließenden Bewegung beugte er die Knie und presste die Handflächen wie zum Gebet aneinander, wobei sein schwarzer Umhang ihn so weitreichend verhüllte, dass ihn niemand hätte erkennen können. Wie eine riesige schwarze Krähe saß er auf die steinerne Balustrade gekauert, verborgen im Dunkeln, von wo aus er die Menschen und die Unsterblichen dabei beobachtete, wie sie sich gegenseitig umkreisten und dabei jede erdenkliche Todsünde begingen. Für gewöhnlich fand er diesen Anblick äußerst erregend, doch heute Abend hatte er es einmal nicht auf die sündigen Sterblichen und die vom rechten Weg abgekommenen Unsterblichen abgesehen. Es war vielmehr die bunte Schar an Gestaltwandlern, nach denen ihm der Sinn stand.
    Im Schutz der Dunkelheit beobachtete er, wie sie gegen ihre inneren Dämonen ankämpften. Er ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen: zum Raben, dem Schattengeist, dem Selkie, dem Greif und dem mürrischen Phönix. Alle waren sie da, selbst der Gargoyle, der sich vor allen versteckt hielt. Doch dass er da war, wusste er. Wie auch der gefallene Engel. Tief sog er Luft in die Lungen. Ja, auch Suriel war hier.
    Doch unter ihnen gab es einen, der laut schreiend um die Aufmerksamkeit des Meisters bettelte. Er schloss die Augen und benutzte alle anderen Sinne, um seinen neuesten Lehrling ausfindig zu machen. Hinter seinen geschlossenen Lidern flackerte plötzlich ein Bild auf und wurde lebendig.
    Ja, das war es, was er wollte. Diese wunderschöne dunkle Seele, nach der es ihm so sehr verlangte. Diese dunkle Seele, die nichts davon ahnte, welche Möglichkeiten in ihm schlummerten. Der Meister würde ihm beibringen, welche Schwärze sich dort verbarg, welche Finsternis unmittelbar unter der Oberfläche brodelte.
    All dieser Hass. Der tiefe Schmerz. Die Wut . Oh ja, die dunkle Seele würde wunderschön sein, wenn er ihn erst so weit hatte. Und es würde nicht mehr lange dauern. Der Samen war bereits gepflanzt, war schon dabei, Wurzeln zu schlagen – und er würde wachsen, bis zu dem Tag, an dem er, der Meister, der Seelendieb, käme, um das Pflänzchen zu pflücken, es unter seine Kontrolle zu bringen.
    Der Duft seines neuen Lehrlings war einfach verführerisch: eine Mischung aus Hilflosigkeit, Zorn und dazu ein winziger Hauch Verzweiflung. Als er tief einatmete, spürte der Meister, wie sich tief in seinem Inneren etwas regte. Es war ein erhebendes Elixir, viel mächtiger noch als Alkohol oder Sex. Ein Aphrodisiakum, gebraut für den Teufel persönlich. Und es rann dem Unsterblichen in Rinnsalen über den Körper.
    So viel Schmerz. Er war so schön, wie er da gefangen war: in seinem emotionalen Gefängnis, in dem er nur darauf wartete, dass man endlich das Schloss aufbrach und ihn daraus befreite. Und der Hass, den er dann auf die Mitglieder seiner Art loslassen würde – gegen die ganze Welt. Es würde einfach nur noch atemberaubend sein.
    Er hatte so lange warten müssen, bis er in den Besitz der Macht gekommen war, bis er sie freisetzen durfte, um nach seinem Befehl zu handeln. Aber bald schon würde der Meister in seinen Besitz bringen, was er brauchte, um beide Welten zu vernichten: Annwyn ebenso wie das Reich der Sterblichen.
    Allein der Gedanke an all den Aufruhr und den Schmerz, den sie verursachen würden, versetzte ihn in Erregung. Jeder Meister brauchte einen Lehrling, und seiner war mehr als vollkommen. Gemeinsam würden sie über eine unbändige Macht verfügen, und die Rituale … die Rituale der schwarzen Magie wirkten mit Sicherheit noch weit erhebender, wenn er sie mit jemandem teilen konnte.
    Â»Hi.«
    Er schloss die Augen und sog den Duft weiblicher Erregung tief in sich hinein, bis sein Glied in der engen Lederhose zu pulsieren schien. »Hallo.« Mit einem Satz sprang er von seinem Aussichtspunkt herunter und griff nach der Frau, der er sogleich den Arm um die schlanken Hüften schlang.
    Â»Deine Jacke ist cool«, sagte sie und ließ ihre Hand über seine Brust gleiten, bis hinein in die Taschen seines Trenchcoats. »Was ist das denn?«, erkundigte sie sich in neckisch verführerischem Ton. Sie zog ihm die silberne Satinkordel aus der Tasche und ließ ihren Blick nach oben gleiten. Er sah, wie sich die Pupillen unter ihren langen Wimpern vor Aufregung weiteten.
    Â»Wie heißt du?«, erkundigte er sich, während

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