Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
leicht von ihm zurück.
Sie war gar nicht einverstanden damit, so heftig auf ihn zu reagieren. Immerhin war er ein Fremder, rief sie sich wieder ins Gedächtnis. Mit seiner Statur und der ganzen Muskelmasse musste er mindestens fünfzig Kilo mehr wiegen als sie, und er überragte sie um einen ganzen Kopf. Gegen einen Mann wie ihn würde sie sich niemals wehren können. Also sollte sie besser einen groÃen Bogen um ihn machen, bevor sie sich zu sehr mit ihm einlieÃ.
Er rückte näher an sie heran, als sie versuchte, auf Abstand zu gehen. »Ich möchte wetten, dass du dich um die unheilbar Kranken kümmerst«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Nein, ich bin in der Notaufnahme.«
Er legte den Kopf schief, während er sie eingehend betrachtete. »Bist du dir sicher, dass du dich nicht um die hoffnungslosen Fälle kümmerst?«
Ein Schaudern überkam sie. Was konnte er denn schon von ihr wissen? Zählten missbrauchte Frauen und Mädchen schon zu den hoffnungslosen Fällen? Natürlich gab es Tage, an denen sie genau dies dachte.
»Ich hatte nur den Eindruck â¦Â« Er lieà seinen Satz unvollendet und blickte weg, um die Menge zu betrachten.
»Was dachtest du denn?«
Er wandte sich wieder zu ihr, und plötzlich schien sich ihr ganzer Körper zu verflüssigen. »Wegen deiner Aura dachte ich, du wärst der Typ Frau, der die Menschen durch finstere Zeiten begleitet.«
»Meine Aura?«, sagte sie mit erstickter Stimme. Oh Mann! Wie merkwürdig er doch war.
Sein Ausdruck veränderte sich, und eine Anspannung trat in sein Gesicht, so als hätte er ihre Gedanken gehört und wäre nun beleidigt.
»Ach, mach dir nichts draus«, warf Rowan plötzlich ein, die sich über den Tisch beugte. »Du bringst Mairi nie dazu, an Dinge wie Auren oder das Ãbersinnliche zu glauben. Dazu ist sie viel zu sehr von ihrer Logik beherrscht, sie glaubt nur an die Wissenschaft.«
»Und du, glaubst du daran?«
Rowan zuckte mit der Schulter und grinste verschmitzt. »Vielleicht.«
»Endlich zurück«, seufzte Sayer und stellte ein paar Flaschen Bier vor Rowan und Mairi auf den Tisch. Bran reichte er ein groÃes Glas mit einer roten Flüssigkeit.
»Was trinkst du denn?«, erkundigte sich Mairi und betrachtete das Glas.
»Nennt sich Trance. Willst du probieren?«
»Nein, danke.«
Er nahm einen groÃen Schluck und hielt ihr den Drink hin. »Da ist nichts drin. Ehrlich.«
Ja, klar. Er war ja auch so groÃ, dass ihm ein paar K.o.-Tropfen oder ein bisschen Ketamin nicht viel anhaben konnten, aber bei ihr ⦠es würde sie wahrscheinlich umhauen, und dann ⦠Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie auf seinen Mund starrte, anschlieÃend auf seine Hände. Und dann ⦠dann stellte sie sich vor, was er mit diesem Mund und mit diesen Händen wahrscheinlich alles anstellen konnte.
»Hallo, Raven.«
Sie blickten beide hoch und sahen den DJ, besser gesagt den Tarot-Typen, als den sie ihn kannten. Er zog sich einen Stuhl heran, auf den er sich rittlings setzte. Mairi konnte nicht anders, sie musste seine kräftigen Schenkel, die da in der Jeans steckten, einfach bewundern. Und seine Augen ⦠sie wirkten silbern, hatten aber ebenfalls einen violetten Rand, ganz wie Brans eigene. Mann, trugen hier eigentlich alle Kontaktlinsen?
»Hi«, murmelte Rowan mit einem scheuen Lächeln, bevor sie einen winzigen Schluck von ihrem Bier nahm.
»Mein Name ist Keir, tut mir leid, dass ich mich nicht schon eher vorgestellt habe.« Er hielt ihnen eine Hand hin, die mit allerlei auÃergewöhnlichen Tätowierungen übersät war. Das waren nicht die üblichen Tribals, sahen aber ganz ähnlich aus. Die Muster zogen sich bis zu seinen Schultern rauf, wanden sich um die kräftigen Oberarme und verschwanden schlieÃlich im Ãrmel seines T-Shirts.
Mairi bemerkte, wie Rowan, als Keir ihr die Hand drückte, von oben bis unten rot anlief. Und als er sie wieder losgelassen hatte, fingerte sie nervös am Deckel ihrer Bierflasche herum. Mairi fiel auf, dass er die Stirn runzelte und seinem Freund dann einen finsteren Blick zuwarf.
»Na, behandelt Sayer euch beide auch gut? Denn wenn er das nicht tut, bring ich ihn um.«
Obwohl er das in recht zivilisiertem Ton sagte, spürte Mairi dennoch, dass der Hauch einer Drohung darin mitschwang. Selbst Bran schien dies aufzufallen,
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