Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Im einen Augenblick hatte er gerade noch ihre Erregung gespürt, hatte bemerkt, wie sie sich ihm langsam öffnete, und im nächsten war sie dann plötzlich wie weggetreten gewesen und machte nun den Eindruck, als wäre sie besessen von etwas. Und dieses Etwas hielt sie immer noch als Geisel fest. Er sah es in ihren Augen, spürte es anhand des leichten Zitterns, das durch ihren sinnlichen Leib fuhr. Dieser verfluchte Suriel. Sie war völlig entspannt, war sogar ein wenig erregt gewesen, bis der Engel es schlieÃlich doch geschafft hatte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Der gefallene Engel, korrigierte sich Bran im Geiste, und ein verfluchter Hurensohn obendrein. Bran hätte nicht sagen können, wie oder warum er es wusste, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Suriel irgendetwas getan, einen Samen in ihren Kopf gepflanzt hatte, der nun plötzlich von ihr Besitz ergriffen hatte.
»Mairi, schon gut. Ich bin doch da. Du bist ja in Sicherheit.«
Sie sah ihn an, der Blick war immer noch verschleiert, die Lippen bebten. Er wollte ihre Furcht mit seinen Armen und seinem Mund vertreiben.
Verdammt, so etwas sollte er noch nicht einmal denken, und dennoch fasste er seine Gedanken in Worte. Sie war so wunderschön, wie sie ihn da ansah. Einfach vollkommen.
Bei diesem Gedanken erschrak er. Noch nie hatte er von einem sterblichen Wesen etwas anderes gewollt als Sex. Nie zuvor hatte er einen Menschen als schön betrachtet. Nie hatte er auch nur annähernd Sympathie empfunden, geschweige denn Zuneigung. Doch nun war es so. Er konnte an nichts anderes denken als daran, wie er ihre Panik, die von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte, vertreiben und ihre Furcht in Leidenschaft verwandeln sollte, bis ihre groÃen, runden Augen vor Lust zerflossen.
»Mairi?«, rief er noch einmal, ohne die Besorgnis in seiner Stimme verbergen zu können. Sie schloss die Augen und schmiegte ihr Kinn in seine Hände.
»Ich danke dir«, flüsterte sie mit einem traurigen Lächeln. »Ich ⦠ich weià nicht, was passiert ist, aber dass du jetzt hier bist ⦠fühlt sich ⦠wirklich gut an. Ich fühle mich sicher.«
Sein Herz machte tatsächlich einen Sprung. Verdammt, er wollte dieses Gefühl nicht zulassen, diese Sanftheit, die sich da plötzlich in seiner Brust ausbreitete. Er machte sich Sorgen um sie. Und das war doch lächerlich. Er sollte sich viel eher um sich selbst Sorgen machen. Um Carden. Er sollte Morgan finden und sie ein für alle Mal erledigen. Und Annwyn? Seit über einem Jahrhundert schon war er diesem Land ein erbärmlicher König, und das Ergebnis seiner Nachlässigkeit war, dass die schwarze Magie zurückgekehrt schien und seine Heimat und sein Volk bedrohte. Für ihn bestand kein Zweifel, wo seine Priorität hätte liegen sollen. Der vernunftbestimmte Teil seiner selbst wusste es ganz genau. Doch sein irrationales Bedürfnis, diese Menschenfrau zu beschützen, hatte sich seiner vernünftigen Seite entgegengestellt und schien nun die Oberhand zu gewinnen.
»Kannst du laufen?«, fragte er sie und sah sich um. Sie waren in diesem dunklen Flur so gut wie allein, doch er musste sie hier rausschaffen. Weg von Suriel.
Er spürte, wie die Aura des Engels sie umfing. Der andere beobachtete sie aus der Dunkelheit heraus. Selbst mit seinen alles durchdringenden Rabenaugen konnte Bran Suriel in diesen Schatten nicht ausmachen. Doch spüren konnte er seine Anwesenheit.
»Bran?«, rief sie und schien ihre Umgebung nun wieder wahrzunehmen. Wie sie ihn jetzt ansah, den Blick voller Erleichterung und Sehnsucht, das warf ihn um.
»Ich bin hier, Mairi. Was auch immer passiert ist â und was auch immer es gewesen sein mag, jetzt ist es vorbei.«
Als sie schluckte, folgte er der flieÃenden Bewegung ihres Kehlkopfes mit seinen Fingerspitzen. Sie zitterte, und die Sigillen an seinen Fingern und seinen Händen leuchteten in der Dunkelheit auf, während sie Mairis Energie begierig aufsaugten.
Ganz plötzlich zog er seine Handfläche von ihrer Wange zurück, da sie nicht bemerken sollte, dass er anders war als die anderen Männer, denen sie bisher begegnet war.
Und das verwirrte ihn. Nie zuvor hatte er sich darüber Gedanken gemacht. Wenn ihn eine sterbliche Frau nach seinen Malen gefragt hatte, dann hatte er nur erklärt, es handle sich um Tätowierungen. Und wenn sie ihn weiter bedrängte,
Weitere Kostenlose Bücher