Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
betrachtete den reich verzierten Deckenfries.
»Früher befand sich der Club im Herrenhaus. Heute wird dieser Teil ausschlieÃlich vom Eigentümer und seiner ⦠Familie benutzt«, erklärte er, während er sie durch einen dunklen Flur führte.
»Familie?«, fragte sie und stolperte über ihre eigenen FüÃe, um mit ihm Schritt zu halten. Er knurrte verärgert und blieb plötzlich stehen, so dass sie gegen seinen Rücken stolperte. Er stützte sie sogleich, indem er ihr den Arm um die Hüften schlang, dann öffnete er eine Tür und bugsierte sie in den Raum hinein.
»Das Arbeitszimmer von Daegan MacDonald«, verkündete er. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, Mairi zuckte erschrocken zusammen. Sie wartete darauf, das Klicken des Schlosses zu hören, doch das Geräusch blieb aus. Sie sah sich in dem Zimmer um und betrachtete das männliche Rückzugsrevier des Hausherrn mit seinen wundervollen Holzarbeiten und dem dunklen Ohrensessel aus Leder, der am offenen Kamin stand. In das marmorne Kaminsims war das Bildnis eines Hirschen eingearbeitet.
Dies war eine Art von Zimmer, in dem sie sich stundenlang hätte aufhalten können, mit einer warmen Decke und einem guten Buch. Es fühlte sich heimelig an und luxuriös und ⦠ohne jeden Zweifel auch männlich.
»Du hast eine Familie erwähnt«, meinte sie, während sie das Porträt eines Mannes und einer Frau betrachtete, das über dem Kamin hing. Sie waren im viktorianischen Stil gekleidet. Und der Mann auf dem Bild ähnelte Bran auf eine geradezu unheimliche Weise.
Bran nickte und sah ebenfalls zu dem Porträt hinüber. »Daegan lieà dieses Gebäude erbauen, nachdem er seine Heimat verlassen hatte. Er war mein Onkel.«
»Dein Onkel?«
»Nun, mein Ur-Ur-UrgroÃonkel oder so â natürlich.«
»Natürlich«, murmelte sie und sah sich das Bild noch einmal genauer an. »Du siehst ihm wirklich verblüffend ähnlich. Und wer ist die Lady?«
»Isobel. Die Liebe seines Lebens. Er hat sie verehrt. Du würdest nicht glauben, was er alles für sie aufgegeben hat.«
» Was hat er denn aufgegeben?«
»Alles, was er hatte. Seine Heimat. Seine Identität.«
Mairi konnte sich nicht vorstellen, dass jemand für eine Frau auf all dies verzichtet haben sollte. »Nun, sie ist wirklich wunderschön.«
»Ja, wahrscheinlich«, sagte Bran leise und stellte sich neben sie, um das Porträt zu betrachten. »Ich kann es aber nicht ganz erkennen.«
Mairi fragte sich, welche Art von Frau ihn wohl verführen konnte, wenn die Lady auf dem Bildnis ihn nicht überzeugte; doch dann schob sie diesen Gedanken schnell beiseite. Auf gar keinen Fall war sie hübscher als Isobel MacDonald, also brauchte sie sich gar keine unnötigen Hoffnungen zu machen.
»Der Mann, mit dem du da unten gesprochen hast, der mit dem kurzen schwarzen Haar?«, erkundigte sie sich und kam damit auf ein unverfänglicheres Thema zu sprechen. »Er ähnelt Daegan auch etwas.«
»Er ist mein Cousin. Der Besitzer des Clubs.« Bran machte ein finsteres Gesicht. »Aber jetzt genug geredet über Familie.« Er trat an ein Fenster, vor dem schwere Vorhänge hingen. Er zog sie auf, und dahinter kam eine Fenstertür zum Vorschein. Er öffnete sie und schob Mairi nach drauÃen. »Geh doch ein wenig raus. Die frische Luft wird dir guttun.«
Sie folgte ihm auf eine Terrasse und verschränkte die Arme über der Brust. So hoch oben war es etwas kühler und auch ein wenig windig. Ein Sturm schien im Anzug zu sein, und das Donnergrollen klang bereits bedrohlich nahe.
»Hier«, sagte er leise, schälte sich aus seinem langen Trenchcoat und legte ihn ihr über die Schultern. Er war kuschelig warm. Unauffällig sog sie seinen Duft ein: männlich, mit einem Hauch von Gewürzen. Sofort fing ihr Blut zu brodeln an.
»Ein Sturm kommt auf.« Sie wies auf die Wolken, gerade in dem Augenblick, als ein Blitz den Himmel erhellte.
»Ich pass schon auf, dass du nicht nass wirst.«
Sie lachte. »Du willst also behaupten, dass du den Regen fernhalten kannst?«
Er zuckte mit der Schulter und stützte sich mit dem Arm an der Brüstung ab. »Vielleicht.«
Sie sah die Tätowierungen an seinem linken Arm, die an Weinranken erinnerten. Im Mondlicht leuchteten sie metallisch silbern, genauso wie seine Augen.
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