Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
und sie spürte, wie sich das Tier in ihrer Hand versteifte, so als würde soeben die Leichenstarre einsetzen. Dann drehte es das Köpfchen und sah zu ihr auf, wie um ihren Worten zu lauschen. Sie rieb die Federn des Tieres trocken und achtete sorgsam darauf, den Flügel nicht zu berühren.
Mit der Hand fuhr sie durch das Gefieder, um zu prüfen, ob der Vogel einigermaÃen trocken war, damit ihr Wagen nicht verschmutzt wurde. Da bemerkte Mairi plötzlich den silbernen Streifen, der über den Rücken des Tieres verlief. Er war zum Teil unter den feuchten Federn verborgen gewesen, aber jetzt, da das Gefieder wieder in Ordnung schien, war der Streifen ganz deutlich zu sehen.
O mein Gott! Das ist derselbe Vogel wie am Abend vor dem Club.
»Warum bist du denn ⦠hier drauÃen beim Krankenhaus?«, fragte sie, so als wäre es vollkommen normal, mit einem Vogel zu plaudern. »Von dem Club bist du ja meilenweit entfernt.«
Selbstverständlich gab der Vogel keine Antwort. Das hatte sie auch nicht erwartet. Sie hielt ihn schützend vor ihre Brust und rannte zu ihrem Wagen zurück, wo sie den Vogel behutsam auf den Beifahrersitz legte. Sie dachte noch darüber nach, ihn in ein Tierheim zu bringen, doch ihr war klar, dass man dem Tier dort nur den Gnadenstoà verpassen würde. Und aus irgendeinem Grund konnte sie diesen Gedanken nicht ertragen. Der Vogel hatte etwas an sich, das ihr gefiel. Er hatte eine beruhigende Wirkung auf sie.
Sie dachte an das zurück, was Rowan gesagt hatte, und dann schoss ihr der Gedanke an Bran in den Kopf, wie er über ihr war und ihre Weiblichkeit leckte. »Wie dumm von mir«, schalt sie sich selbst, während sie den Gurt wieder anlegte und den Gang einlegte.
Er hatte ihr also den Orgasmus ihres Lebens verschafft. Doch das hieà noch lange nicht, dass er auch der Mann für dieses Leben war. Himmel, er hatte sich ja noch nicht mal blickenlassen, als sie mit Rowan den Club verlassen hatte. Soviel sie wusste, hatte er bekommen, was er von ihr gewollt hatte, und nun war er ohne ein weiteres Wort verschwunden. Verdammt, sie wünschte, sie hätte sich an das erinnern können, was nach diesem absolut atemberaubenden Orgasmus eigentlich geschehen war.
Was zum Teufel mochte nur passiert sein, dass sie völlig das Gedächtnis verloren hatte?
Während sie so dahinfuhr, sah sie zu dem Vogel hinüber und betrachtete die graue Stelle. »Ich weià wirklich nichts über Vögel«, redete sie vor sich hin. »Wie soll ich deinen Flügel bloà wieder in Ordnung bringen?«
»Dir wird schon was einfallen. Und ich werde dir mit meinem Leben dafür danken.«
Mairi sah den Vogel an. Himmel, jetzt hörte sie sogar schon Stimmen.
»Mairi?«
Die Stimme von Rowan riss sie aus ihren Gedanken. »Ja, was ist denn?«
»Glaubst du an das Schicksal?«
»Nein.«
»Das solltest du aber, denn du siehst ihm in diesem Moment direkt ins Gesicht.«
Im Schatten eines Gebäudes stehend beobachtete Suriel, wie Mairi zum Auto zurücklief. Den Raben trug sie auf ihren Händen, genauso wie er es geplant hatte. Er sah ihr dabei zu, wie sie den Vogel vorsichtig auf den Beifahrersitz legte. Ein warmes Gefühl durchflutete sein sonst so kaltes Inneres.
Es war seine Absicht gewesen, dass sie den König der Sidhe finden sollte. Das war ihr Schicksal.
Das wusste er jetzt. Obwohl er verzweifelt versucht hatte, Mairi von dem Sidhe fernzuhalten, war ihm nun klar, dass es so nicht sein sollte. Er hatte seinen Zweck in ihrem Leben erfüllt.
Als er die Wahrheit schlieÃlich anerkannte, ergriff ihn eine innere Leere. Auch wenn sie ihn nicht kannte, war er von ihrer Geburt an stets an ihrer Seite gewesen und hatte auf sie aufgepasst, sie auf den richtigen Weg geführt. Nicht immer war ihm klar gewesen, welchem Zweck sein Dasein in ihrem Leben diente, doch Er hatte es so gewollt. Und nun hatte Er Suriel auch den Pfad aufgezeigt, den ihr Leben gehen musste. Und er wusste nun, welche Rolle er in diesem Zusammenhang einnahm. Tausend Jahre schon hatte er auf der Erde zugebracht, und er war mit niemandem dort oben in Verbindung getreten, doch heute Abend hatte er endlich die Botschaft erhalten, dass Mairi ihren Weg von nun an mit dem Raben gehen musste, nicht mit ihm.
Er wollte es immer noch nicht so ganz hinnehmen, dass seine geschätzte Sterbliche nun zu diesem Abschaum von einem Sidhe gehören sollte. Alle
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