Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
und grün dort. Ãppig. Und friedlich. Aber du warst auch da und standest in einem Waldstück. Ich hab dich dort mit Mr Superscharf gesehen. Wie heiÃt er nochmal?«, fragte sie müde.
»Branâ¦Â«
»Ja. Ihr seid beide dagewesen. Aber ich hatte keine Ahnung, weshalb du überhaupt dort warst, im Jenseits.«
»Vielleicht weil wir in dem Club waren und du an mich denken musstest?«
Rowan zuckte die Achseln, dann kippte ihr Kopf zur Seite. »Er hat versucht, dich vor irgendwas zu beschützen, aber ich weià nicht, was es war.«
»Das ist nur ein Trugbild gewesen, Rowan. Das war nicht wirklich so ⦠vorhanden.«
»Ja, das haben die mir auch gesagt. Mairi?«
»Mhm?«
»Wusstest du, dass in der Religion der Druiden der Name Bran die Bedeutung Rabe hat? Die Kelten glaubten, dass der Rabe der Herrscher der Anderwelt sei.«
»Im Ernst?« Rowan war eine wandelnde Enzyklopädie, was heidnisches Wissen betraf. Wie sie sich all das merken konnte, erstaunte Mairi immer wieder. Seit sie Rowan kannte, war diese ein Fan des Okkulten gewesen.
Mairi lächelte in sich hinein und erinnerte sich an den Tag, als sie sich in der Bibliothek des Mater-Dolorosa-Heims kennengelernt hatten. Sie waren acht gewesen, und Rowan hatte auf einem Stuhl gesessen und die Beine baumeln lassen, da sie den Boden nicht hatte erreichen können. Die Nase hatte sie in einem Buch stecken gehabt. Dann hatte sie plötzlich aufgesehen, und ihre grünen Augen hatten gefunkelt.
»Ich habe auf dich gewartet«, hatte sie gesagt, so als hätte sie schon immer gewusst, dass das Schicksal ihre Wege kreuzen lieÃe.
Und seitdem waren sie die besten Freundinnen. Rowan war ein Schützling des Heims gewesen, da ihre Mutter sie im Alter von fünf Jahren einfach dort auf die Stufen gelegt hatte. Und Mairi hatte die Schule als Zufluchtsort zum Schutz vor ihrem gewalttätigen und alkoholsüchtigen Vater genutzt.
»In meiner Vision stand Bran neben dir, und er hatte ⦠Flügel. Schwarze Flügel, wie ein Rabe.«
»Was zum Teufel â¦Â« Mairi trat aufs Bremspedal, als plötzlich eine schwarze Gestalt mitten auf der StraÃe erschien. Schleudernd kam der Wagen zum Stehen. Durch die Scheibenwischer und den strömenden Regen hindurch konnte Mairi mit zusammengekniffenen Augen ein Tier auf der StraÃe liegen sehen.
»Was ist passiert?«
»Da liegt was auf der StraÃe.«
»Oh«, hörte sie Rowan leise murmeln. Sie sah in den Spiegel und entdeckte, wie sich ihre Freundin die Decke über die Schultern zog. Sie hatte den Kopf gegen das Fenster gelehnt und atmete nun langsam und gleichmäÃig weiter. Offensichtlich schlugen die Beruhigungsmittel endlich an.
Als Mairi einen Blick durch die Windschutzscheibe warf, erkannte sie, dass es sich bei dem Tier auf der StraÃe um einen groÃen Vogel handelte. Sie konnte nicht einfach so darüber hinwegfahren, wollte ihn aber auch nicht liegenlassen. Sie hatte schon immer ein Herz für Tiere gehabt, und so wie die schwarzen Federn im Wind flatterten, erinnerte sie das auÃerdem an die schwarze Feder, die ihr drauÃen vor dem Velvet Haven über den Arm gestreift war.
Sie dachte an Rowans seltsame Vision zurück. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie drauf und dran, ihrer Freundin zu glauben, doch dann machte die eiskalte Logik diesen Gedanken zunichte. Ein Tumor konnte allerlei verrückte Gedanken und Visionen auslösen, die absolut keinen Sinn ergaben. Doch lieà sich nicht leugnen, dass irgendetwas Seltsames in der Luft lag. Mairi öffnete den Sicherheitsgurt, griff sich ein Handtuch, das sie aus dem St. Michaels mitgenommen hatte, und öffnete die Tür. Sie rannte auf den Vogel zu und bückte sich auf die kalte, nasse StraÃe hinunter. Da sah sie, dass seine Brust sich hob und senkte. Schnell aber flach ging der Atem, und ihr wurde klar, dass dieser Vogel noch am Leben war, auch wenn sein Flügel arg mitgenommen schien. So behutsam wie möglich hob sie ihn hoch, und plötzlich spürte sie, wie sich sein Schnabel in ihre Handfläche bohrte. Da war tatsächlich Leben und sogar Ãberlebenswillen in dem Tier, wenn es sie noch beiÃen konnte.
»Hör auf, hör auf damit«, sagte sie schroff und ging nun noch vorsichtiger mit dem Tier um. »Ich will doch nur verhindern, dass du unter den Reifen eines Wagens gerätst.«
Der Vogel hörte auf,
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