Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
waren. Er konnte alles sehen, jedes einzelne Staubkorn und jede Spinnwebe. Doch nirgendwo waren Spuren zu erkennen. Allerdings hing dieser fremde Geruch immer noch in der Luft.
»Bring mich ins Schlafzimmer.« Das Klicken der Pfoten auf den Holzdielen schien bis zu Mairi durchgedrungen zu sein, denn nun regte sie sich. Clancy hielt inne und sah über die Schulter zu seiner Herrin zurück. Da sie offensichtlich nicht wach geworden war, setzte er seinen Weg in Mairis Schlafzimmer fort.
Bran hüpfte von Clancys Rücken und landete auf der weichen Matratze. Die Laken waren kühl und dufteten frisch nach Mairis Shampoo und ihrer zarten Haut. Er konnte nicht anders, er musste einfach daran riechen â und erinnerte sich an das Gefühl, wie sich ihr samtener Schenkel an seinem Kinn gerieben hatte und wie er ihren Duft tief eingeatmet hatte. Er war gerade erst so richtig in Fahrt gekommen, als Rhys gekommen war und sie so unsanft unterbrochen hatte.
Diese verfluchte Morgan und ihre verdammten Höllenhunde!
Bran hopste lautlos weiter. Rowan schlief tief und fest. Sie trug ein weiÃes T-Shirt. SchweiÃtropfen rannen ihr über den Nacken und verschwanden im Ausschnitt zwischen ihren Brüsten, so dass ihr die Baumwolle auf der Haut klebte.
Mit der Spitze seines unverletzten Flügels strich er ihr über die Augenbraue und schloss die Augen. Die Sigillen an seiner Hand, die unter den Flügelfedern verborgen waren, nahmen das Salz und die Mineralien auf. Er spürte, wie ihre Krankheit in seinen Körper drang, und in diesem Augenblick wusste er, dass Mairi Recht gehabt hatte. Rowan war krank. Todkrank sogar, und heute Abend litt sie an hohem Fieber.
Er kam näher an sie heran, betrachtete sie eingehend und überlegte, woher sie von den Höllenhunden hatte wissen können. Er dachte an das, was sie gesagt hatte, und fragte sich, welchen Schlüssel sie wohl meinen konnte. Aber am wichtigsten war die Erinnerung an das, was Keir gesagt hatte: Rowan sei nicht zur Gänze menschlicher Natur. Das hatte ihn mehr als alles andere erschüttert. Denn wenn sie keine Sterbliche war, was war sie denn dann?
Als König von Annwyn war es seine Pflicht, seine Untertanen zu beschützen, und wenn Rowan â ebenso wie Rhys â auch nur zu einem gewissen Teil eine Unsterbliche war, dann musste er dafür sorgen, dass sie sich in Sicherheit befand. Er musste herausfinden, was ihre andere Hälfte war; vielleicht konnte er sie dann heilen. In Annwyn lebten viele unterschiedliche Spezies, und es gab zahlreiche Heiler, die ihr womöglich helfen konnten.
Sie bewegte sich im Schlaf, und er roch den Duft nach Sandelholz und Moschus, der von ihrer Haut ausströmte. Er atmete tief ein und erkannte den Geruch von Sayer. Er hatte sie verzaubert. Dieser verdammte Selkie, er würde doch nichts als Ãrger bereiten, weil er diese Frau für sich haben wollte. Doch Sayer war einfach unverbesserlich, er dachte immer, er habe Anspruch auf jede Frau, und zwar von jeglicher Spezies.
Er lieà Rowan schlafen und stieg wieder auf den Rücken von Clancy, der ihn ins Wohnzimmer brachte und neben der Couch stehen blieb. Bran setzte sich neben Mairi und hielt neben ihrem Kopf Wache.
Sie war immer noch unruhig, ihre Beine hatten sich in der Decke verfangen, die ihr bis zu den Knien hinuntergerutscht war. Sie trug einen weiÃen Slip und ein rosa Top, das sich bis über ihren Bauchnabel hochgeschoben hatte. Ihre Haut leuchtete milchweià im schwachen Schein des Lichts, das durch das Fenster fiel, und die Brustwarzen stachen hart hervor.
Er schickte Clancy an das FuÃende von Rowans Bett, während Bran selbst weiter ruhig bei Mairi wachte. Er beobachtete sie im Schlaf und strich ihr mit der Spitze seines unversehrten Flügels durch das Haar. Die Sigillen pulsierten, da sie sich über die Energie freuten, die plötzlich in ihn hineinfloss. Sie schienen sich sogar nach mehr zu sehnen. Er streichelte sie wieder und wieder, fuhr ihr mit der Flügelspitze über Stirn und Nase. Dann streifte er ihr über den Mund und beobachtete, wie sich ihre Lippen unter der Berührung der schwarzen Federn langsam öffneten.
In all den dreihundert Jahren, die er bereits lebte, hatte er sich aufgrund seiner anderen, der tierischen Gestalt stets benachteiligt gefühlt. Er hatte stark sein wollen, mächtig â ein Berglöwe oder ein wildes Pferd oder auch ein prächtiger weiÃer
Weitere Kostenlose Bücher