Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Eindruck, die Elektrizität gehe von Brans Arm aus. Wie eine Art statischer Ladung schien der Blitz zwischen beiden Männern hin und her zu springen. Plötzlich streckte Aaron den Arm nach ihr aus und sandte einen gezackten Blitz in ihre Richtung. Der Aluminiumschläger, den sie in der Hand hielt, zog ihn wie ein Magnet an.
Die Wucht des Aufpralls warf sie so nach hinten, dass sie durch die Luft segelte. Dann traf ihr Kopf auf dem Boden auf und sie blieb liegen. Das Letzte, was sie noch hörte, war ein markerschütternder Schrei, dann wurde die Welt um sie herum schwarz. Sie spürte ein Zucken durch ihren Körper gehen, ihr Herz flatterte und zog sich zusammen. Und dann sorgte der Stromstoà dafür, dass ihr Herzschlag aussetzte.
So fühlte es sich also an, wenn man stirbt.
Verzweifelt wiegte Bran Mairi in seinen Armen. Er wusste nichts über die Sterblichen und ihre Körper. Er wusste auch nicht, sie zu heilen. Er hielt sie fest und sah hilflos dabei zu, wie sie in seinen Armen starb.
»Komm zurück, Mairi«, flüsterte er und strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Komm zu mir zurück.«
Es half jedoch alles nichts. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein. Er legte seinen Kopf an ihre Brust und horchte nach ihrem Herzschlag. Da war nichts zu hören.
»Herr im Himmel, was ist denn hier geschehen?«
Bran sah auf und erkannte Rhys und Keir, die gerade durch die zerborstene Tür hindurch das Zimmer betraten.
»Was tun die Sterblichen normalerweise, wenn sie verletzt sind?«, rief er den beiden entgegen.
Rhys kniete nieder und legte ihr zwei Finger an den Hals. »ScheiÃe! Sie hat keinen Puls mehr. Keir, verständige sofort den Notruf.«
Rhys versuchte, Mairi aus Brans Armen zu entwinden, doch dieser wehrte sich mit aller Macht dagegen.
»Verdammter Mist, lass sie doch endlich los.«
Zum ersten Mal in seinem Leben hörte Bran tatsächlich auf Rhys. Dann tat es ihm jedoch sofort leid, als Rhys ihr das Oberteil aufriss und seinen Mund auf ihre Lippen presste.
»Herz-Lungen-Wiederbelebung«, zischte er, während er beide Hände auf Mairis Brustkorb presste. »Das lässt sich nicht vermeiden, wenn du willst, dass sie überlebt. Aber ich befürchte ohnehin, dass es schon zu spät ist, verdammte ScheiÃe.«
Bran schloss die Augen. Seine Hand wanderte zu dem Anhänger mit dem Feueropal, den Cailleach ihm geschenkt hatte. Er hatte ihn vor dem Angriff beschützt, doch Mairi hatte er nicht helfen können.
»Der Notarzt ist schon unterwegs«, sagte Keir, als er sich neben ihnen auf die Knie niederlieÃ. »Komm, lass mich sie beatmen, während du drückst, okay?«
Und so machten sie es, beatmeten und pressten abwechselnd, ohne dass Mairi auch nur ein schwaches Lebenszeichen von sich gegeben hätte.
Als die Sanitäter schlieÃlich eintrafen, übernahmen sie. Sie steckten ihr Nadeln in den Arm, und zwei Männer machten sich an ihrer Brust und ihrem Mund zu schaffen. Sie brüllten herum und riefen sich Dinge zu, die Bran nicht verstand. Er kannte sich nur mit Magie aus. Wusste nichts über das, was jenseits der Grenzen seiner Welt Bedeutung hatte. Seine Unwissenheit machte ihm in diesem Augenblick Angst. Es lieà ihn auch wütend werden, dass er ihren Tod nicht verhindern und auch nicht dabei helfen konnte, sie wiederzubeleben.
»Stopp! Wohin bringt ihr sie?«, verlangte Bran von den Männern zu wissen, als sie sie auf eine Bahre luden.
»Ins St. Michaels.«
»Wir fahren hinterher«, erklärte Rhys und legte Bran tröstend einen Arm um die Schultern. »Lass die Männer ihren Job erledigen«, sagte er leise. »Hier ist es schlieÃlich nicht so wie in Annwyn, wo man nur den Zauberstab zu schwingen braucht. Die Sterblichen sind anders.«
Bran nickte und lieà die Männer Mairi fortbringen. Als sie verschwunden waren, sah er sich in der Wohnung um. Dort herrschte das reinste Chaos.
»Ich werde der Blutspur folgen«, kündigte Keir an. Aaron hatte zwar unmittelbar nach Mairis Sturz die Flucht ergriffen. Doch immerhin war er ja schwer verletzt gewesen. »AnschlieÃend melde ich mich im Velvet Haven.«
»Ach herrje«, sagte Rhys plötzlich. »Seht euch das hier an.«
Bran trat hinter das Sofa und sah den toten Körper dort liegen, von dem nur noch die äuÃere Hülle übrig war. »So also ist er hier reingekommen.
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