Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
knisternd auf. Die Wärme des Herdfeuers breitete sich über seinem Körper aus und vertrieb die Kälte, die ihn quälte.
In gewisser Weise war er dafür dankbar, dass man ihm Drogen verabreicht hatte. Denn sie gaukelten seinem Gedächtnis etwas vor und verschafften ihm eine Verschnaufpause von den schrecklichen Schmerzen. Seine Brust tat höllisch weh, er verlor viel zu viel Blut.
Die Dunkelheit rief ihn, doch er kämpfte dagegen an und tat alles, nur um wach zu bleiben. Er dachte an Keir, versuchte ihn in Gedanken zu erreichen, suchte nach einer Verbindung – doch er war zu schwach, sein Gehirn stand zu stark unter dem Einfluss der Droge, als dass er irgendetwas bewirkt hätte.
Er hob den Arm, tastete mit der Hand nach der Frau. Sofort war sie bei ihm und ergriff seinen Arm. Die Dunkelheit wurde erträglicher, langsam hob er den Kopf und versuchte,
die Augen zu öffnen. Sie kniete vor ihm, ihr Körper strahlte im Schein des Feuers so hell wie Alabaster. Sie sah wie ein verdammter Engel aus, doch in Annwyn, das wusste er, gab es keine Engel.
»Aingeal?«
Sie schüttelte den Kopf und bestätigte damit seine Vermutung. Sie war also kein Engel.
»Mo bandia?«
Er runzelte die Stirn. Das hatte er nicht sagen wollen. Mo war Gälisch und bedeutete mein . Doch Rhys erkannte, wie sie nickte, obwohl er nur verschwommen sah.
»Meine Göttin.«
Sie war also eine Göttin, stellte er fest. Und sie war sein, wenn er ihr Nicken richtig deutete. Noch dazu war sie nackt. Oh, verdammt, sie war nackt und einfach umwerfend, sie war alles, wovon er immer geträumt hatte.
Mo bandia … diese Worte gingen ihm durch den Kopf. Sie hatte seine Frage mit einem Nicken beantwortet. Er hatte von einer Frau geträumt und eine innige Verbindung zu der Frau aus seinen Träumen gespürt …
Mit einem Satz richtete er sich auf, sodass in seinem Kopf alles durcheinanderwirbelte, doch er streckte trotzdem die Hand nach ihr aus, hielt sie fest, indem er ihr seine Finger durch das Haar streifen ließ. Dabei sah er zu, wie die silbrig weißen Strähnen durch seine Finger glitten. Oh, verdammt, seine Träume. Diese Frau …
Hatte sie auch von ihm geträumt? Bestand da eine Verbindung zwischen ihnen, über die Grenzen ihrer beider gegensätzlichen Welten und über seine Sterblichkeit hinweg? Hatte er sein Schicksal gesehen, als er von dieser Frau geträumt hatte?
Völlig fassungslos ließ er sich von ihr zurück auf das Lager mit den Fellen drücken. Sie beugte sich über ihn, wobei ihr seidiges, hüftlanges Haar ihr über die Schultern floss und ihre Brüste verbarg. Es war unmöglich zu leugnen, wer diese Frau war – und was sie war. Die Geliebte aus seinen Träumen … und eine Göttin aus dem geheiligten Orden von Annwyn.
Erinnerungen an diese Träume strömten nun wieder auf ihn ein, er konnte sich nicht gegen die Reaktionen seines Körpers auf sie wehren. In den Träumen war sein Körper stets angespannt gewesen und hatte sich nach ihr verzehrt, doch in Wirklichkeit war es noch unendlich viel schlimmer. Er war sich nicht nur ihrer körperlichen Präsenz bewusst. Er fühlte sie sogar in seinem Blut, in seiner Seele.
Die meisten Sterblichen hätten ihn verspottet, doch Rhys war anders. Er war sowohl in der Tradition der Menschen wie der Anderwelt erzogen worden, und tief in seinem Herzen wusste er, dass das Schicksal vorherbestimmt war. Daran glaubte er mit ganzer Seele. Und wenn die Zeit dann gekommen war, offenbarte sich einem dieses Schicksal.
So wie jetzt, genau in diesem Augenblick, in Gegenwart seiner bandia sianaitheoir – seiner göttlichen Retterin –, deren sanfter Atem über ihm zu hören war. Das hier war sein Schicksal: diese Frau. Man hatte sie ihm bereits in seinen Träumen gezeigt, und nun fand er sich hier, ganz nah bei ihr. Ihre Bestimmung war es, ihn zu retten, doch was konnte er im Gegenzug für sie tun? Er war ein Sterblicher. Sie war unsterblich; eine mächtige Göttin. Er besaß nichts, was sie hätte wünschen oder brauchen können; und doch wusste er, dass er sie trotz all seiner Mängel nicht aufgeben würde.
Als ihn ihre flatternden Fingerspitzen am stoppeligen
Kinn anfassten, fuhr er auf. Die Berührung bohrte sich tief in sein Fleisch hinein, und er spürte, wie sie sich in ihm bewegte. Schon fühlte er sich ein wenig stärker. Die Finger glitten von seinem Kinn zu den Lippen, die sie vorsichtig streichelte, dann wanderte sie weiter zu seinem Hals und ließ die Fingerkuppen auf seinem Adamsapfel ruhen.
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