Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
versuchte. Das Wissen, dass dasselbe Blut in ihren Adern floss wie in diesem bösartigen Magier, der in Annwyn Angst und Schrecken verbreitete, ließ ihr den Kopf schwirren.
»Schon gut«, flüsterte Rhys, während er ihr mit der Hand
über das Haar strich. Ihr Körper zitterte heftig. »Du hast dir auf die Zunge gebissen. Daher das viele Blut.«
Sie schüttelte den Kopf und löste sich aus seinem Griff. Sie musste sich reinigen. Sie musste sich das Blut des Magiers vom Leib waschen. Es bereitete ihr Übelkeit – der Geschmack des Blutes und das Wissen, dass er in ihr war.
Die Erinnerungen an die Vision gingen ihr erneut durch den Kopf. Sie hatte sich auf ihn gestürzt, hatte ihm mit ihren Raubtierzähnen die Kehle aufgerissen. Doch in der Sekunde, da sie zugebissen hatte, war die Vision vorüber gewesen und sie in ihren Körper zurückgekehrt.
»Sieh mich an, Bronwnn«, beruhigte Rhys sie. »Lass mich dir den Mund abwischen.«
Sie wirkte verängstigt und aufgebracht, als sie sich selbst in Rhys’ Augen gespiegelt sah. Was sie in dieser Vision gesehen und gehört hatte, verstörte sie zutiefst – das, was der Gefangene des Magiers gesagt hatte, und dann noch dies. Die Erkenntnis dessen, was sie war und in welcher Beziehung sie zu dem Magier stand – das war alles zu viel.
Wie sehr sie sich doch wünschte, sie hätte mit Rhys reden und ihm erzählen können, was sie gesehen hatte. Doch es lag eine gewisse Sicherheit und ein Trost in ihrem Schweigen, und sie war noch nicht bereit, in Worte zu fassen, was sich ihr in dieser dunklen Krypta des Bösen offenbart hatte.
Schnell zog sie sich von Rhys zurück und griff nach der Feder und dem Pergament, die sie bereits verwendet hatte, um sich mit ihm zu verständigen. Vision. Magier. Zu Bran.
Rhys fuhr sich mit der Hand durchs Haar, starrte erst auf das Papier und dann in ihr Gesicht. »Du hattest eine Vision von dem Magier, und jetzt musst du zu Bran?«
Sie nickte, dann erhob sie sich und stand auf wackligen Beinen da. Rhys streckte sich nach ihr aus und legte den Arm um ihre Hüfte. »Warte. Ich halte dich fest.«
Sie sank gegen ihn, drehte sich in seinen Armen und presste die Wange an seine Brust. Noch nie zuvor hatte sie jemand getröstet, das Gefühl war einfach wunderbar.
Unter ihrer Wange pochte Rhys’ Herz seinen beruhigenden Rhythmus. Seine Haut war warm, sein einzigartiger Duft erinnerte sie daran, dass er ihr gehörte und sie beschützen würde. Ihr ganzes Leben lang war sie für ihre eigene Sicherheit verantwortlich gewesen. Sie hatte sich selbst um Schmerzen und Wunden kümmern, die Einsamkeit füllen und sich um ihre Bedürfnisse sorgen müssen. Nun aber war sie mit Rhys verbunden, und in diesem Wissen schlang sie die Arme um ihn, hielt ihn ganz fest, da sie befürchtete, er könnte sich in Luft auflösen.
Nichts würde ihr ihren Gefährten jetzt wieder wegnehmen. Nichts und niemand.
Sie wusste, dass sie ihn mit dem Blut des Magiers besudelte, weshalb sie sich aus der Umarmung befreien wollte. Er aber verstärkte seinen Griff und hielt sie ganz fest. »Noch nicht«, flüsterte er ihr ins Ohr und verjagte damit das Zittern, das durch ihren Körper lief, indem er ihr mit der Hand über den Rücken streichelte. »Lass mich dich festhalten.«
Sie standen lange Zeit so da, während Bronwnn seine Stärke in sich aufsog. All ihre vorherigen Visionen des Magiers hatten sie verängstigt, und jedes Mal hatte sie sich versteckt, aus Sorge, er könnte sie finden. Und diese Furcht war durchaus berechtigt gewesen, denn er hatte tatsächlich die ganze Zeit über gewusst, wo sie war. Er hatte sie gefühlt. Hatte sie gesehen.
Aber diese Vision verstörte sie zutiefst. So vieles war ihr enthüllt worden, und doch blieben auch so viele Fragen offen. Sie brauchte Antworten. Sie musste den König sehen, der geschworen hatte, sie zu beschützen. Sie wagte es nicht, zu Cailleach zu gehen, denn dann würde sie Rhys mit sich nehmen müssen, und tief in ihrem Inneren war ihr klar, dass er vor der obersten Göttin keineswegs sicher war.
»Ich habe es schon einmal erlebt, dass jemand während eines Anfalls eine Vision hatte«, flüsterte er in ihr Haar hinein. »Ihr Name ist Rowan.«
Sofort spürte Bronwnn Eifersucht in sich aufkeimen. Wer war diese Frau? Bedeutete sie Rhys etwas? Sie hoffte nicht, denn ungern hätte sie jemanden umgebracht. Aber genau das hätte sie tun müssen, wenn ihr eine andere Frau den Gefährten streitig gemacht hätte.
»Sie befindet sich
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