Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
sieben Gesichter erwartungsvoll an. »Ich weiß, wo Rhys steckt.«
Rhys wusste, dass er nicht verrückt war. Er hatte in seinem Leben bereits genug von diesem magischen, unerklärlichen Mist miterlebt, um sagen zu können, dass der Magier Bronwnn mittels ihrer Visionen mit Leichtigkeit finden würde.
Er musste sie hier rausschaffen, bevor dieser Bastard sie noch aufspürte. Sie hatten beide schon das zweifelhafte Vergnügen gehabt, mit dem Mörder zusammenzutreffen. Doch er machte sich in erster Linie Sorgen um Bronwnn. Sie war bleich und bebte am ganzen Leib. Die mächtige Göttin zitterte vor Angst.
»Wir verschwinden hier – sofort.«
Sie versuchte erst gar nicht, ihn abzuhalten. Stattdessen rannte sie zum Tisch, wischte sich das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab und zog dann ein weißes Gewand aus der Tasche, die sie mitgebracht hatte. Dies warf sie sich über den Kopf, und als der glatte Stoff des Kleidungsstücks abwärtsglitt, beobachtete Rhys, wie er sich um die Kurven schmiegte. Der lange Saum legte sich um ihre Schenkel und bedeckte die blaue Linie ihres Tattoos.
Er hatte sie dort berührt, Sekunden, bevor sie in Trance verfallen war. Dieses Tattoo, so dachte er, war nicht einfach nur ein Tattoo, sondern eine Art Portal. Sie bemerkte, wie er sie beobachtete, und bedeckte rasch ihre Schenkel.
»Deshalb hattest du diese Vision, nicht wahr? Ich habe dich dort berührt.«
Sie nickte und sah schnell weg.
»Wie funktioniert das, welcher Zusammenhang besteht da?«
Schulterzuckend wich sie seinem Blick aus und packte die Flaschen und Gläser in ihre Tasche. Dann deutete sie auf die Tür.
Gut. Sie würden also verschwinden, aber dieses Gespräch war damit noch lange nicht beendet.
Er streckte die Hand nach der Tür aus, öffnete sie einen Spalt weit und linste in die Dunkelheit. Sie waren von Bäumen umgeben, und die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne waren noch zu schwach, um zwischen den hohen Stämmen und dem dichten Blätterdach hindurchdringen zu können.
Eine Sekunde lang lauschte er in die Stille, dann wagte er einen Schritt ins Freie. Eine breite Brust stellte sich ihm in den Weg.
»Wollen wir ausgehen?«
Sein Herz setzte kurz aus, um dann sofort wieder loszurasen, als er Bran erkannte, den König der Sidhe, der auf ihn herabstarrte.
Keir stand direkt hinter ihm. Und auch Sayer und zwei weitere Männer, denen Rhys nie zuvor begegnet war. Er starrte auf die versammelte Menge und entdeckte Rowan und Mairi hinter den Männern, die ihn mit großen Augen
und leicht geröteten Wangen anstierten. Verdammt! Sofort bedeckte er mit beiden Händen seine Blöße.
»Drostan«, sprach Bran im Befehlston. »Besorg ein Paar Hosen für unseren Freund hier. Er scheint seine eigenen verloren zu haben.«
Der blonde Krieger trat nach vorn und musterte ihn vom Kopf bis zu den Zehen, das Gesicht angewidert verzogen. »Eigentlich ist meine Magie dazu da, bedeutendere Dinge als eine Hose herbeizuzaubern. Außerdem ist dieser Kerl ein Sterb…«
»Jetzt mach schon«, fuhr Bran ihn an.
Plötzlich merkte Rhys, dass seine untere Körperhälfte in schwarzes Leder gehüllt war. Eigentlich war er eher der Jeansträger, aber für den Augenblick würde es auch eine Lederhose tun. Er nickte dem Krieger dankend zu, der ihn immer noch voller Ekel ansah.
»Warum hast du so lange gebraucht?«, fragte er Keir. »Ich suche schon seit Tagen nach dir.«
»Ich konnte dich nicht hören.«
Keir hatte den Arm um Rowan gelegt. Kein Wunder, dass ihn sein Schattengeist nicht wahrgenommen hatte. Vermutlich war er viel zu beschäftigt gewesen, Rowans lustvollem Stöhnen zu lauschen.
Rhys griff nach Bronwnns Hand und zog sie hinter seinem Rücken hervor, was Keir ein erstauntes Geräusch entlockte. Ihm war klar, dass der Schattengeist sie in seinen Träumen gesehen haben musste. Ihre Blicke trafen sich und Rhys fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt. »Wir unterhalten uns später«, teilten sie sich im Geiste mit.
»Wir müssen von hier weg«, verkündete er nun, als er mit Bronwnn im Schlepptau hinaus in die Nacht trat.
»Ihr könnt beide mit ins Schloss kommen.« Brans Blick wanderte über Rhys’ Brust. »Aber was ist denn überhaupt geschehen?«
»Der schwarze Magier«, sagte Rhys. »Wir haben Neuigkeiten über ihn, aber nicht hier. Dieser Ort ist nicht sicher.«
»Dann lasst uns losziehen.«
»Nicht so schnell, Raven.«
Rhys wirbelte zu der weiblichen Stimme herum, die aus der Richtung des Waldes kam. Bronwnn
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