Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
weitersprechen.«
»Ich glaube, ich habe das Rätsel endlich gelöst«, sagte sie nun, da ihr Körper neben Keir wieder an Kraft gewann. »›Ein Haus der Trauer, ein Garten voll Schmerz, ein Pfad der Tränen.‹« Sie starrte Bran an. »Es war ein Friedhof. Und ich sah die Statue eines Gargoyle. In der Hand hielt er eine Leuchte, die brannte – ähnlich einem Laternenmast. Doch das Licht darin schien wie eine echte Flamme zu flackern. Vielleicht ist das die Flamme, nach der ihr sucht?«
»Was ist denn ein Friedhof?«, erkundigte sich Melor knurrend. »Und warum sollten wir dieser Sterblichen glauben?«
»Ein Friedhof ist ein geheiligtes Areal, auf dem die Sterblichen ihre Toten begraben«, gab Keir verärgert zur Antwort. »Und wir vertrauen dieser Sterblichen, weil sie bisher immer richtig lag und nur die reinsten Absichten
verfolgt – ganz anders als du mit deinen dunklen Gedanken und deiner finsteren Vergangenheit, Melor.«
»Genug«, entfuhr es Bran. »Wir werden unsere Meinungsverschiedenheiten jetzt mal kurz beiseitelegen. Denn Sterbliche wie Unsterbliche sind von dieser Prophezeiung gleichermaßen betroffen. Wir werden mit vereinten Kräften versuchen müssen, die Identität des schwarzen Magiers aufzudecken und ihn und seinen Lehrling zu vernichten. In unserem Bündnis ist kein Platz für nichtige Streitereien.«
»Rowan«, sagte Mairi ganz leise, »hast du irgendeine Ahnung, welcher Friedhof das sein könnte?«
»Nein, aber ich habe das Gefühl, er könnte sich in der Stadt befinden. Die Umgebung kam mir auf jeden Fall bekannt vor. Ich brauche noch etwas Zeit, um den Sinn der Worte zu begreifen, und vielleicht ereilen mich auch noch weitere Visionen. Möglicherweise entdecke ich irgendwas Vertrautes, so was wie den Namen einer Kirche oder etwas, das sich in der Nähe des Friedhofs befindet. Ich versuche es weiter. Mir ist klar, dass das Rätsel sowie meine Visionen die einzigen Hinweise auf Cardens Verbleib sind.«
»Ich danke dir«, sagte Bran. »Deine Hilfe ist für uns unentbehrlich.«
Sie nickte, und zum ersten Mal spürte Keir ihre Schwäche, als sie sich nun an ihn lehnte. Er stützte sie mit dem Arm und ihm wurde schwer ums Herz. Sie wirkte erschöpft, hatte dunkle Ringe unter den Augen.
»Du hattest diese Vision wegen deiner Kopfschmerzen, nicht wahr?«
Sie nickte und wurde rot. Jetzt sah sie zu Drostan und Melor hinüber, und Keir verstand, dass sie ihre Krankheit lieber geheim hielt.
»Ruh dich aus«, trug Bran ihr auf. »Uns bleibt noch Zeit, meinen Bruder zu finden. Ich will nicht, dass du dich zu sehr verausgabst.«
Mairi wollte gerade die Hand ihrer Freundin nehmen, als Cliodna ins Zimmer geflogen kam und sich auf Keirs Schulter niederließ. Sofort hob sie zu einem lauten, durchdringend hohem Gefiepe an, das ziemlich aufgeregt klang.
»Was ist los, mein kleiner Freund?«, fragte Keir.
Die winzigen Flügelchen des Vogels flatterten wild auf und ab, deshalb nahm er ihn in die Hand und ließ ihn auf seiner Handfläche sitzen. Offensichtlich wollte ihm der Zaunkönig etwas zeigen.
Keir hatte es immer vorgezogen, Magie allein zu praktizieren. Doch seit Rowan in sein Leben getreten war, war er gezwungen gewesen, vor ihr und Sayer Wahrsagezauber zu vollziehen. Es gefiel ihm immer noch nicht, doch allmählich gewöhnte er sich daran. Nachdem er sich mit Rowan auf die magische Reise begeben hatte, fühlte er sich nun nicht mehr ganz so unwohl, wenn es darum ging, vor den Augen anderer zu zaubern.
Er ließ seine Gedanken zur Ruhe kommen und konzentrierte sich auf die schwarzen Äuglein des Vogels.
Er spürte, wie Rowan neben ihm ihren Körper an ihn presste. Normalerweise hätte ihn das abgelenkt, aber jetzt fühlte er sich gut dabei, sie bei sich zu haben.
Sein Blickfeld verengte sich, sein Körper wurde leicht, während er sich nun auf den Vogel konzentrierte. Dann wurde sein Geist plötzlich emporgehoben, und er sah sich an einen anderen Ort versetzt.
Keir fand sich vor einer verfallenen Hütte mitten in einem dichten Wald wieder. Hinter dem schmutzigen Fenster
flackerte ein offenes Feuer. Er spürte Rhys und vernahm seine Gedanken dort drinnen in der Hütte. Der Sterbliche wirkte unruhig, sein Denken war von Furcht beeinträchtigt. Keir konnte diese Furcht fast auf der Zunge schmecken.
Der Zaunkönig flog voraus, und sogleich war seine Konzentration gestört. Die Vision war vorüber, sein Geist vereinte sich mit seinem Körper.
Als er wieder klar sehen konnte, blickten ihn
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