Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
klammerte sich hinter ihm an seinen Arm. Dann trat eine Frau in einem langen weißen Gewand und einem weißen Mantel zwischen den Bäumen hervor. Ihr goldblondes Haar hing ihr bis auf die Hüften. Sie sah wie eine Prinzessin aus dem Mittelalter aus, während sie auf sie zuschritt.
In dem Moment, als sich ihr Blick auf ihn legte, wusste er, wer sie war.
»Rhys MacDonald, Nachfahre von Daegan, du bist in Annwyn nicht willkommen.«
Keir baute sich zwischen ihnen auf, weshalb Cailleach ihn finster ansah. »Euer Band hat hier keinerlei Bedeutung, Schattengeist. Der Sterbliche gehört mir.«
Rhys hörte, wie Bronwnn nach Luft schnappte und gleichzeitig seine Hand drückte. Er erwiderte den Druck, um sie so wissen zu lassen, dass alles gut werden würde.
»Rhys MacDonald, du hast dein Leben verwirkt, als Strafe dafür, dass du unerlaubt in Annwyn eingedrungen bist.«
»Cailleach, du bleibst, wo du bist«, drohte Bran.
»Oh, wie schade, dass mich deine Befehle nicht betreffen, Raven. Das ist mein Fluch, und ich gehe damit um, wie es mir gefällt.«
Keir trat erneut zwischen sie, woraufhin die Göttin die Hand hob. »Ich könnte dich töten, Schattengeist.«
»Ich bin bereit, mein Leben für ihn zu geben.«
»Aber nicht hier in Annwyn. Nicht heute Abend. Du wirst woanders noch gebraucht, deshalb kehrst du jetzt zurück und lässt uns in Frieden.«
Keir wollte noch etwas erwidern, doch Cailleach drängte sich an ihm vorbei. Er griff nach ihr, sie aber warf ihm einen tödlichen Blick zu, ehe sie ihre Augen auf Rowan richtete. »Ist er der Einzige, für den du sterben würdest, Schattengeist?«
Rhys spürte den Schrecken und den Schmerz in Keir, ebenso wie die Wut, die ihn durchbohrte. Wenn er wirklich dazu bereit war, sich für Rhys zu opfern, dann traf das noch tausend Mal mehr auf seine Entschlossenheit zu, Rowan vor Cailleach zu beschützen.
»Lasst uns allein«, befahl Cailleach der kleinen Versammlung. »Er gehört mir.« Sie wandte sich Rhys zu und hob die Hände, die unmittelbar darauf zu leuchten begannen. Rhys fragte sich, wie schlimm sich ihr Lichtstrahl wohl anfühlen mochte, wenn er seinen Körper durchbohrte.
»Nun, Rhys MacDonald, wirst du sterben, dafür, dass du Annwyn betreten hast.«
Hinter ihm war ein tiefes Knurren zu vernehmen, dann sprang der Wolf auf Cailleach los und landete vor ihren Füßen. Das Tier fletschte die Zähne und schnappte nach ihr, wobei die blaue Linie an seinem linken Hinterlauf im Mondlicht aufleuchtete. Da wusste Rhys, dass seine Göttin in dem Tier steckte.
»Bronwnn, nein!«
Cailleach kniff die Augen zusammen: Der blanke Hass
brannte in ihnen. »Wie ich sehe, hast du Geheimnisse vor mir«, sagte sie zu dem Wolf.
Die oberste Göttin hob den Arm und wies mit dem Finger auf ihn, doch der Wolf sprang hoch und schnappte wieder nach ihr.
»Du Närrin«, höhnte sie. »Du weißt nicht, was du tust.«
Der Wolf – Bronwnn – umkreiste sie, während ein Knurren aus tiefster Kehle drang. Cailleach beobachtete das Tier wachsam; dann weitete sich ganz plötzlich ihr Blick, als hätte sie soeben eine wichtige Beobachtung gemacht.
»Denkst du denn, dieser Mann wäre dein Gefährte?«
Der Wolf knurrte, dann warf er über die Schulter einen Blick auf Rhys und wieder zurück zu Cailleach, die jetzt loslachte, während sie zwischen Keir und Rhys hin und her blickte.
»Du dummes Mädchen, du hast den Falschen beschützt.«
Bronwnn – der Wolf – schnappte nach Cailleach, sodass deren Gesicht vor Zorn dunkel wurde.
»Du denkst, er ist der Schattengeist. Aber du hast keine Ahnung, nicht wahr?«, sagte Cailleach nun, mit Gift in der Stimme. »Er ist nichts als ein gewöhnlicher Sterblicher, verflucht durch meinen eigenen Zauber.«
Der fragende Ausdruck in den Augen des Wolfes brachte Rhys dazu, einen Schritt nach vorn zu machen. Da lag ein tiefer Schmerz in den blauen Augen des Tieres – und Verletztheit. Hatte sie denn nicht gewusst, wer er war? Nun drehte Bronwnn den Kopf in Keirs Richtung und schnupperte in der Luft; dann richtete sich ihr Blick nacheinander auf sämtliche anwesende Männer, mit Ausnahme des Königs. Cailleach lachte.
»Dumme kleine Närrin«, spottete sie wieder. »Du hast
dich dem falschen Mann hingegeben. Du hast dich von einem niedrigen Sterblichen entehren lassen.«
Mit einem Schlag verschwand der Wolf. Stattdessen kauerte an derselben Stelle die nackte, kniende Bronwnn. Rhys rannte zu ihr hinüber, doch sie streckte den Arm aus und wehrte ihn ab.
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