Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Sein Inneres zog sich zusammen. Wollte sie ihn denn nicht mehr? War es wegen seiner Sterblichkeit? Für wen oder vielmehr für was hatte sie ihn denn gehalten?
Langsam hob sie den gesenkten Kopf und sah in Cailleachs eisige Augen. »Oberste Göttin«, flüsterte Bronwnn nun, die Stimme klar und wunderschön – ein Klang, der ihn für den Rest seines Lebens verfolgen würde. »Ich möchte Euch ein Adbertos darbringen.«
12
U nruhig wartete Bronwnn auf Cailleachs Antwort. Sie konnte die neugierigen Blicke der anderen auf ihrem Rücken spüren, doch am deutlichsten fühlte sie den starren Blick von Rhys, dessen Zorn spürbar war. Fast konnte sie ihn schmecken, während die Wolke sie einhüllte.
Sie schloss die Augen und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihr aufwallten. Er war ein Sterblicher, kein Schattengeist. Er war nicht ihr Gefährte, und doch hatte sie von ihm geträumt …
Cailleach umkreiste sie, während Bronwnn gegen die aufkeimende Scham und die Erniedrigung ankämpfte. Aufgrund ihrer Träume hatte sie sich Rhys hingegeben. Denn tief in ihrem Inneren hatte sie gespürt, dass er für sie bestimmt war. Weshalb sie von ihm und nicht von dem Schattengeist geträumt hatte, war ihr jedoch schleierhaft. Und doch erklärte es die Sache mit seinem Geruch, die sie so verwirrt hatte. Er roch wie ein Sterblicher. Und dieser Duft hüllte sich wie eine Decke um ihr Fleisch. Sie hätte ihn am liebsten nie wieder abgewaschen. Und trotzdem war ihr klar, dass die Verbundenheit, die sie geteilt hatten, nun zu einem Ende gekommen war. Ihr Schicksal war mit dem
des Schattengeistes verknüpft, nicht mit dem eines Sterblichen.
»Du hast dein Schweigegelübde gebrochen«, stieß Cailleach mit eisiger Stimme hervor. »Tiefe Empfindungen musst du für diese erbärmliche Kreatur hegen, dass du ihn verteidigst und den Eid brichst, dem du so lange gefolgt bist.«
»Ich kann mich selbst verteidigen«, fuhr Rhys sie an, woraufhin ihm Bronwnn einen finsteren Blick zuwarf. Cailleach war ohnehin schon wütend genug. Rhys’ Dreistigkeit würde sie nur noch mehr erzürnen.
»Was willst du mir im Austausch für das Leben dieses Sterblichen opfern?«
»Könnten wir diese Unterhaltung vielleicht unter vier Augen führen?«, flüsterte sie. Sie wollte nicht, dass Rhys mitbekam, was sie zu sagen hatte. Sie wollte ihn nicht sehen, denn wenn sie ihn dabei anblickte, würde sie vielleicht nicht mehr die Kraft aufbringen zu tun, was sie tun musste. Sie würde ihn um jeden Preis retten, denn er war das Ideal für sie. In ihrem Herzen galt er mehr als nur ein Liebhaber. In den vergangenen zwei Nächten war es um mehr gegangen als um die Erfüllung sexueller Begierden. In ihrer Seele war er ihr Partner. Und eine Frau ließ nicht zu, dass ihr leathean von einer rachsüchtigen Göttin abgeschlachtet wurde. Sie würde sich damit abfinden, ohne ihn zu leben, solange sie nur wusste, dass er am Leben war und in seiner Welt wohlauf.
Cailleach blieb stehen und thronte über ihr. »Nun gut. Ich werde dir deine Bitte gewähren. Wir werden also unter vier Augen weitersprechen.«
»Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst«, drohte ihr Rhys und ging ein paar Schritte auf sie zu, »dann erzähle
ich dir und deinen neuen Kriegern nicht, was ich über den schwarzen Magier herausgefunden habe. Und nach meiner kleinen Begegnung mit ihm weiß ich vermutlich mehr als jeder andere.«
Cailleach wirbelte herum, ihr Zorn breitete sich fast spürbar im Raum aus. »Für wen hältst du dich eigentlich?«
»Für den Ururenkel von Daegan MacDonald.«
»Du hast nichts von seiner Macht geerbt. Du bist ein erbärmlicher Sterblicher und kannst es mit mir nicht aufnehmen – und mit niemandem sonst hier in Annwyn.«
»Einst dachtest du, Isobel MacDonald könnte sich nicht mit dir messen. Doch ihre Liebe zu Daegan hat dir das Gegenteil bewiesen.«
Nun kochte die Göttin schier vor Wut. »Dein Hochmut wird dir noch zum Verhängnis werden«, donnerte Cailleach.
»Mein Stolz war das Einzige, das mich am Leben hielt, während ich unter dem Magier leiden musste. Meine sterbliche Seele und mein Überlebenswille verhinderten, dass ich zu seinem nächsten Opfer wurde. Wir Menschen mögen uns von euch unterscheiden, Cailleach, doch wir sind euch keineswegs unterlegen.«
»Gewürm, das seid ihr«, fauchte sie. »Ich habe die Macht, dich mit einem Fingerschnippen zu erledigen. Bring mich nicht in Versuchung, diese Macht auch anzuwenden.«
»Aber dann wirst du niemals wissen,
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