Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
sollte ich je hier landen, mich direkt zum spiegelnden Teich begeben solle, wo deine Macht keinen direkten Einfluss hat. Er meinte, die Reflexion des Wassers diene als eine Art Schutzschild, das dich vorübergehend schwächt.«
Cailleachs Gesicht nahm mörderische Züge an, doch Rhys sprach unbeirrt weiter. Ihm war es gleichgültig, dass er die Schwächen der Göttin vor den anderen Anwesenden ausbreitete.
»Er erklärte mir, wie man zu dem Schleier gelangt und wo der Teich zu finden ist. Als ich also in die Höhle kam und weit und breit keine Spur von Keir fand, folgte ich einem beleuchteten Tunnel nach Annwyn. Allerdings wurde ich aufgehalten.«
Und wie durch Zauberei kam die Otter plötzlich unter der Eichentür durchgeglitten und schlängelte sich weiter bis zur Mitte des Raums. Alle wurden still, als sich die schwarzen Knopfaugen der Schlange auf Rhys richteten.
»Du kennst dieses Tier?«, fragte Keir verwundert.
»Ja, das tu ich. Es hat mich in dem Gang abgefangen und dafür gesorgt, dass mich der Magier mit einem Hieb auf den
Kopf zusammenschlagen und in seine unterirdische Höhle verschleppen konnte.«
»Töte es«, kreischte Mairi, wobei sie gleichzeitig auf einen Stuhl sprang. »O mein Gott, ist die riesig. Bran!«, schrie sie, als sich die Schlange zu winden begann.
»Muirnin«, flüsterte Bran und nahm seine Königin in die Arme. »Die Otter ist ein geheiligtes Tier. Sie steht für Weisheit und Wiedergeburt.«
»Mir ist es gleich, ob sie die Ankunft Gottes verkündet! Jemand soll sie beseitigen.«
Rhys ging auf die Knie, und sofort glitt die Schlange auf ihn zu, schlängelte sich an seinem Arm hoch und wickelte sich um seinen kräftigen Bizeps. Als er den Blick hob, waren Keirs Augen so groß wie Untertassen, und Cailleach war ebenfalls aufgesprungen. Nur Rowan und Mairi wirkten beunruhigt. Bronwnn hingegen, so stellte er fest, lächelte. Er konnte gut mit Tieren umgehen – das war schon immer so gewesen. Erst der Wolf und dann auch noch die Schlange.
»Die Schlange steht aber auch für Sünde und das Böse im Reich der Sterblichen. Sie ist ein Symbol für den gefallenen Engel, den man Luzifer nennt.«
Rhys nickte zustimmend und bestätigte damit Cailleachs Behauptung. »Ja, das dachte ich auch. Der Magier hat das Tier sogar Luzifer genannt.«
»Hier treffen zwei Welten aufeinander«, rief Cailleach ihnen allen ins Gedächtnis. »Zwei ganz verschiedene Glaubenslehren. Der Sterbliche hatte Glück, dass er ausgerechnet diese Schlange zum Verbündeten bekam.«
»Sie könnte aber auch im Auftrag des Magiers agieren«, wandte Sayer aus der Ecke des Zimmers ein. Rhys hatte die
Anwesenheit des Selkie bisher kaum wahrgenommen. Doch wie immer lauerte dieser in einer dunklen Ecke und beobachtete das Geschehen zunächst nur.
»Wie konntest du ihm entkommen?«, fragte Bran leise.
»Der Magier verabreichte mir eine Droge und fesselte mich an einen steinernen Tisch. Ich litt unter Halluzinationen und er vollzog irgendein Ritual an mir. Hinter ihm sah ich eine gefesselte Frau. Und tiefer in der Dunkelheit konnte ich noch einen anderen – einen Mann – wahrnehmen, auch wenn ich ihn kein einziges Mal zu sehen bekam. Doch der Magier sprach zu ihm, und er gab ihm Antwort.«
»Und die Frau?«, erkundigte sich Bran. »Wie sah sie aus?«
»Blond. Eine Sterbliche, wie ich vermute. Mehr kann ich euch nicht sagen. Denn zu dem Zeitpunkt war ich schon fast bewusstlos, und ich hatte viel Blut verloren.« Rhys schluckte. »Er gab mir zu viel von der Droge, und ich erinnere mich noch, wie er mich irgendwann allein ließ. Er wollte, dass ich wach war. Wollte meine Schreie hören. Deshalb ließ er mich zurück und wandte sich der Frau zu.«
Bronwnn drängte sich dicht an ihn. Ihre Umarmung gab ihm Trost und Mut. Er war zwar kein Feigling, doch die Schreie der Frau und die Tatsache, dass er ihr nicht hatte helfen können, verfolgten ihn. »Er … nun …«
»Er vollführte einen Sexzauber an ihr, nicht wahr«, half ihm Keir, »und du musstest zuhören.«
»Genau.«
»Und dann tötete er sie.«
Rhys kniff die Augen zu. »Ja.«
Cailleachs Blick zuckte erst zu der Schlange, und dann
wieder zu ihm zurück. »Welche Bedeutung hat dieses Tier für dich?«
»Es hat mich von meinen Fesseln befreit und mir den Weg aus der Höhle gewiesen. Als ich durch den Schleier kam, führte mich die Schlange zu dem Teich.«
Cailleach warf Bran einen Blick zu, dann sah sie in sein Gesicht zurück. »Ein tierischer Verbündeter
Weitere Kostenlose Bücher