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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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geschrieben«, sagte Doris. Aber ihr Gedicht interessierte im Augenblick niemanden.
    »Anschließend macht Bruno eine Platte mit verschiedenen Fischen. Und ich habe einen ganz tollen Weißen aus dem Friaul für euch. Giovanni, caro, ich geb dir einen Schluck zum Kosten.«
    »Was habt ihr heute für Fisch?«, wollte Beat wissen.
    »Soglio, Petersfisch, pesce spada. Alles ganz einfach mit Kräutern in einer Zitronenmarinade. Delicato. «
    »Beim Fisch gibt es eine wichtige Grundregel«, dozierte Giovanni-Dieter. »Er muss auf den Punkt gegart sein. Der Bruno macht das perfekt.« Seine Laune hatte sich merklich gebessert.
    »Wir hatten neulich Seezunge in einem dieser Touristenschuppen, grauenhaft«, quakte Roberto. »Ungenießbar, die haben wir zurückgehen lassen. Zum Trost hat Giovanni mich auf einen Bellini in ›Harrys Bar‹ eingeladen. Ist das nicht süß?«
    Er streichelte Hans-Dieter kurz über seinen Bart.
    »›Harrys Bar‹!«, gluckste er. »Sie heißt genauso wie du!« Er warf Harry einen tiefen Blick zu.
    Die Calamaretti waren wirklich vorzüglich und der Chardonnay aus dem Friaul war nicht so voluminös wie die kalifornischen. Der Wein, von dem Hans-Dieter schon die dritte Flasche bestellte, tat seine Wirkung. Er war nicht mehr ganz so oberlehrerhaft und wurde etwas vertraulicher.
    »Signor Harry, ganz im Ernst, ich kann Sie vor Francesca nur warnen«, flüsterte er. »Mich würde nicht wundern, wenn sie in ihrem Atelier auf der Giudecca einen Toten versteckt hat.«
    »Einen T-T-Toten?«, stotterte Harry. Wusste Hans-Dieter etwa von dem Großgondoliere Carlo? Das konnte doch eigentlich nicht sein.
    »Na, erzählt Giovanni dir Schauermärchen?« Britt biss mit gespitztem Mund von einem der Calamaretti ab, den sie demonstrativ auf der Gabelspitze vor sich hielt.
    »Harry, du bist ja ganz blass geworden. Aber er hat recht, sie verschlingt die Männer mit Haut und Haaren und spuckt sie dann wieder aus.« Genüsslich zerkaute sie den Tintenfisch.
    »Sie ist eine serpe, eine Schlange«, Roberto blickte melodramatisch. Im nächsten Moment aber prostete er Doris mit einem Augenaufschlag zu.
    »Sie versucht … wie soll man das nennen? Ja, es ist nichts anderes als Erpressung.« Hans-Dieter wurde schon wieder ärgerlich. »Aber wenn mir erst mal die Werft auf der Giudecca gehört, dann schmeiß ich sie raus. Sie wird schon sehen.«
    »Die kleinen Werften auf der Giudecca sind ein Traum«, rief Britt laut durch den Raum, dass die Amerikaner am Nebentisch sich umdrehten. »Beat, ich möchte auch eine Werft!«
    »Die Werft hat Giovanni mir aber schon versprochen«, maulte Roberto darauf beleidigt.
    Geld schien in dieser Runde keine so besonders große Rolle zu spielen. Dass der Schneverdinger Lehrer gleich mehrfach in venezianische Immobilien investierte, wunderte Harry.
    »Giovanni, wolltest du unserem amerikanischen Freund nicht etwas anbieten?«, fragte Britt.
    »Meine Wohnung in Cannaregio ist die nächste Woche frei. Ich hab gehört, Ihre Pensione im Castello ist …« Er zupfte an seinem Bart. »Come si dice? … na ja.«
    »Die Wohnung ist ein Traum«, rief Britt Benning, die mit jedem Glas lauter wurde.
    »Ja, ganz nett«, sagte Giovanni-Dieter jovial.
    »Schön, wirklich«, bestätigte Doris. »Von der Dachterrasse hast du einen herrlichen Blick über ganz Venedig. Campanile, Santi Giovanni e Paolo und dahinter die Lagune.«
    »Bei klarem Wetter bis zum Lido«, vervollständigte Giovanni-Dieter das Panorama.
    »Und der Blick ist bezahlbar. Du machst Harry doch einen guten Preis?« Britt fasste Hans-Dieter auf seinen sehnigen blond behaarten Unterarm, der aus dem penibel gebügelten kurzärmeligen Hemd herausguckte.
    »Settecentomilaper settimana, Signor Harry. «
    »Siebenhunderttausend in der Woche«, übersetzte Doris.
    »Nicht erschrecken, es sind nur Lire«, sagte Beat und alle lachten.
    Harry lachte mit und hatte sich entschieden.
    Nach dem Essen in dem Restaurant ging Harry noch mit zu Hans-Dieter, um sich die Schlüssel, ein paar Instruktionen und die Wegbeschreibung für die Mietwohnung geben zu lassen. Er wollte die nächsten beiden Nächte noch in der »Pensione Rosa« bleiben und übermorgen zusammen mit Zoe in Hans-Dieters Wohnung umziehen. Harry hatte beschlossen, mit dem Alilaguna zum Flughafen zu fahren, um Zoe abzuholen. Er stellte sich das romantisch vor, noch einmal mit ihr zusammen mit dem Boot auf Venedig zuzufahren. Vor allem aber wollte er sein schlechtes Gewissen bekämpfen.
    Die

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