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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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wüst beschimpft. Plötzlich zog sie ein Tütchen mit einem Pulver aus der Tasche, rührte das Zeug in ein Wasserglas und zwang mich, das Zeug zu trinken.«
    »Nasty! « Sie deutete auf das Glas am Boden, in dem sich noch der Rest einer trüblich weißen Flüssigkeit befand.
    »Was ist das denn? Ein Betäubungsmittel?« Harry hatte das Glas aufgehoben und roch daran.
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es mir dann sehr schnell schwindelig wurde, alles war auf einmal so weit weg und dann muss ich wohl umgekippt sein.« Sie stöhnte auf. »Mein Kopf! Ich hab das Gefühl, er platzt gleich.«
    Ihr Blick fiel auf die Gestalt am Boden, die sich immer noch nicht bewegte.
    »Harry, sieh nur, sie hat ja schon wieder dieselbe Frisur wie ich!«
    »Zoe, please, no hairstyling discussion. « Harry konnte das Thema nicht mehr hören. Er beugte sich zu Franca hinunter. Ihr Kopf war auf die Seite gefallen. Aber am Hals sah er ihren Puls pochen. Auf ihrer linken Wange, dort, wo Harry sie mit dem Nudelholz getroffen hatte, prangte das Raviolimuster.
    »Sie lebt? Oder?«, fragte Zoe. »Du hast ihr ganz schön eine verpasst, Harry.« Das klang fast anerkennend.
    »Was sollen wir jetzt mit ihr machen?«, fragte Harry, der immer noch am Boden kniete. »Sie wacht bestimmt bald auf.«
    Zoe starrte auf die beiden. Sie machte zwar noch einen weggetretenen Eindruck, aber ihr Verstand arbeitete anscheinend schon wieder.
    »Harry, Darling, ich habe eine Idee. Der Cocktail ist ja bereits gemixt. Wir müssen ihr nur den Rest eintrichtern. Das Zeug haut jeden um, believe me. Dann schläft sie noch eine Weile.«
    Immer noch schwankend holte Zoe das Glas mit der milchigen Flüssigkeit. Es sah aus wie eine Alka Selzer. Harry hob Francas Kopf leicht an. Zoe führte ihr das Glas an den Mund. Zunächst benetzte sie ganz behutsam ihre Lippen. Der erste Schwapp lief an den Mundwinkeln herunter. Franca brummte etwas unwillig, dann drückte Harry Francas Ober- und Unterkiefer auseinander und Zoe schüttete ihr einen kräftigen Schluck in den Mund. Franca japste kurz nach Luft und verschluckte sich. Für einen Moment machte sie den Eindruck, als wollte sie zu sich kommen, dann schluckte sie ganz brav und begierig mehrmals hintereinander, wie ein Baby, das seine Flasche bekommt.
    Wie aus heiterem Himmel schrillte plötzlich die Wohnungsklingel durch das Apartment. Harry zuckte zusammen und Zoe ließ fast das Glas fallen. Besuch konnten sie jetzt absolut nicht gebrauchen. Harry hielt sich mit einer übertrieben deutlichen Geste den Finger vor den Mund. War das womöglich schon wieder der lästige Giovanni-Dieter? Sie lauschten und warteten.
    »Hallo! Ecco l’azienda Brizzi! « Harry verstand kaum etwas, aber es klang eigentlich nicht nach Hans-Dieters Volkshochschulitalienisch.
    Sie verhielten sich ein paar Sekunden still. Dann war ganz plötzlich ein Schlüssel im Schloss zu hören. Das metallische Geräusch hallte in seinem Kopf. Harry spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.
    »Scheiße! Nein!«, zischte er Zoe zu.
    Er reagierte blitzschnell und hastete zur Tür. Er musste denjenigen unbedingt aufhalten, bevor er das Apartment betrat. Unbedingt! Wenn jetzt jemand in die Wohnung kam, waren sie geliefert. Niemand durfte auch nur einen Schritt hineinkommen und einen Blick in den Küchenbereich werfen. Mit schnellen Schritten war Harry an der Tür und drängte sich sofort in den sich gerade öffnenden Türspalt. Es war der Installateur.
    »Ohh! Scusi, Signore! Es ist ja doch jemand da.«
    »Es p-p-passt im Augenblick gar nicht«, stotterte Harry.
    Mit hektischen Handbewegungen versuchte er dem Mann in dem leuchtend blauen Overall klarzumachen, dass er hier im Augenblick keinen Zutritt hatte, und drängte ihn unmissverständlich ein Stück ins Treppenhaus zurück.
    Der Klempner schaute etwas verdattert auf den gestikulierenden Harry, der immer wieder »Scusi Signore! «rief. Schließlich fiel Harry das rettende Wort ein: »Domani! « Da ging ein Leuchten über das Gesicht des Handwerkers. Jetzt hatte er verstanden. »Domani?«
    »Sì, sì, morgen.« Harry lachte verlegen und nickte heftig. »Okay Signore, a domani. «
    Der Monteur schien nicht weiter böse zu sein. Anscheinend war es für ihn normal, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Im Hinuntergehen winkte er freundlich mit der Hand.
    Harry schaute ihm hinterher und atmete auf. Schnell schloss er die Wohnungstür und ging zurück in die Küche. Bewegungslos kauerte Zoe noch immer neben Franca und

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