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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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seine Heirat leider gehüllt hatte, die Creme des North Riding mit reicher Nahrung für Klatsch und Vermutungen versorgte, und sie hielt es für höchst wichtig, dass Charlotte niemandem Grund gäbe zu sagen, hinter ihrem ungewöhnlichen Unbehagen müsse offenkundig irgendetwas Diskreditierendes an dieser geheimnisvollen und seltsamen Heirat stecken. Aber Charlottes gesellschaftliches Benehmen war tadellos. Sie mochte schüchtern sein, sie mochte nichts als Gemeinplätze von sich geben, aber Venetia neigte sehr zu der Meinung, dass selbst derart scharfäugige Kritikerinnen wie Lady Denny von ihr sagen würden, sie benehme sich sehr nett.
    Sie gingen zum Haus zurück, Damerei zwischen ihnen, und es dauerte nicht lange, bis Charlotte glücklich über Paris und Cambray dahinplauderte, über Sonntagsfahrten nach Longchamps, über Gesellschaften im Hauptquartier Lord Hills, wie freundlich Lord Hill gewesen war und was er, ach, so liebenswürdig über sie zu Conway gesagt hatte. Venetia, die zuerst über dieses plötzliche Aufblühen staunte, erkannte sehr schnell, dass dies nicht auf irgendeine Neigung zu Koketterie bei Charlotte zurückzuführen war, sondern auf deren geschickte Behandlung durch einen Fachmann. Sie konnte nur staunen, bewundern und gleichzeitig amüsiert und betrübt sein. Sie hatte sich so sehr bemüht, Charlotte aus sich herauszulocken, und hatte damit so wenig Erfolg gehabt. Damerei aber hatte es, keine fünf Minuten nachdem er sie kennengelernt hatte, zustande gebracht, und anscheinend mühelos.
    Er brachte Charlotte sogar zum Lachen, denn als sie über die Wonnen des Einkaufens in Paris sprach und er sagte: „Und für Hüte erstklassiger Eleganz: Phanie!", war Charlotte so überrascht, dass sie in fröhliches Gelächter ausbrach. „Ja!
    Woher wissen Sie das?", fragte sie und schaute unschuldig zu ihm auf.
    Venetia verschluckte sich fast und sah, wie ein Muskel in Damereis Mundwinkel zuckte. Aber er sagte ernst: „Ich glaube, ich muss den Namen von irgendeiner Dame meiner Bekanntschaft gehört haben."
    „Ja, ihre Hüte sind ganz hinreißend, aber ganz schrecklich teuer!"
    „Das sind sie wirklich - falls es stimmt, was man mir erzählt hat!"
    „O ja, denn mein Mann hat mir einen dort gekauft, und als ich den Preis hörte, fiel ich fast in Ohnmacht und musste wirklich missbilligend den Kopf über ihn schütteln.
    Aber er kaufte ihn trotzdem, und ich trug ihn bei dem Frühstück, das für den Herzog von Wellington gegeben wurde, als er ins Hauptquartier kam."
    So lief das Gespräch harmlos weiter, bis sie in Sicht des Hauses kamen. Als sie sich dem Torbogen näherten, durch den Venetia Charlotte in den Park geführt hatte, schloss sich ihnen Aubrey an, und es war Schluss mit Charlottes Vertraulichkeit. Sie war vor Aubrey geradezu albern nervös, sein Hinken schien sie verlegen zu machen, und sie schaute immer weg, wenn er sich bewegte, in einer zu betonten Art, als dass es seiner Aufmerksamkeit entgangen wäre, wie Venetia wusste. Als er auf sie zukam, zog er sein Bein stärker als gewöhnlich nach, was den Schluss zuließ, dass sein Versuchsritt verfrüht gewesen war.
    Er nickte Charlotte zu und sagte: „Puxton ist gerade mit Ihrer Zofe aus York angekommen. Nein, das habe ich falsch gesagt ... mit Ihrer Kammerfrau! Du hättest William Coachman mit seiner Kutsche hinschicken sollen, Venetia - sie ist es nicht gewohnt, von einem Stalljungen in Gigs gefahren zu werden."
    Das versetzte Charlotte in Aufregung, und nachdem sie Venetia unzusammenhängend versichert hatte, dass Mama zwar Miss Trosseil in London engagiert hatte, aber sie die Erste sein würde, eine solche Anmaßung zu unterdrücken, entschuldigte sie sich und eilte ins Haus.
    „Ist das nicht geradezu lächerlich!", rief Venetia aus. „Was kann sich nur Mrs.
    Scorrier dabei vorgestellt haben, dass Charlotte in Undershaw eine Kammerfrau brauchen würde?" Sie schaute mit einem spitzbübischen Gesicht zu Damerei auf.
    „Was aber Sie betrifft, mein Herr, mit Ihren Putzmacherinnen, deren Preise ... wie Sie gehört haben wollen ... derart erpresserisch hoch sind ... wie konnten Sie nur die Keckheit haben ...!"
    „Oder Sie die Ungehörigkeit, Ma'am, sich zu verraten, dass Sie die Umstände verstanden haben, durch die ich mit Mademoiselle Phanie bekannt geworden bin ...!", gab er zurück.
    Sie lachte, sagte aber: „Ja natürlich, ich hätte so tun sollen, als wüsste ich nichts -
    und das hätte ich auch, wenn es jemand anderer als Sie

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