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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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könnte, in Undershaw zu bleiben, wenn eine andere Frau dessen Herrin wird. Jetzt habe ich entdeckt, dass es mich zu sehr aufreiben würde, unter solchen Umständen überhaupt irgendwo zu leben. Und bei meiner Tante und meinem Onkel leben, mich ihren Vorschriften unterordnen, wie ich das tun müsste, und ihre Autorität anerkennen, das wäre genauso unerträglich, wie wenn ich plötzlich wieder ins Kinderzimmer versetzt wäre! Ich bin zu lange meine eigene Herrin gewesen, lieber Freund."
    Er schaute sie über das Zimmer hinweg an, ein verzerrtes Lächeln auf den Lippen.
    „Das würden Sie nicht lange ertragen müssen", sagte er.
    „Zu lange für mich!", sagte sie energisch. „Es wird mindestens fünf Jahre dauern, stelle ich mir vor, bevor Aubrey so weit sein wird, ein eigenes Haus zu führen, und dann wird er es vielleicht gar nicht wünschen! Außerdem ..."
    „Sie Grünschnabel! Oh, Sie ganz großer kleiner Grünschnabel!", sagte er. „Gehen Sie zu Ihrer Tante, lassen Sie sich in die Gesellschaft einführen - wozu sie sehr gut imstande ist! -, und bevor Aubrey noch nach Cambridge gegangen ist, wird Ihre Verlobung in der Gazette stehen!"
    Sie sagte eine Weile nichts, sondern blickte ihn nur aus schmalen Augen an, etwas blässer, ohne ein heimliches Lächeln im Blick. Sie vermochte in seinem Gesicht keinen Schlüssel zu seinen Gedanken zu entdecken und war verdutzt, aber nicht erschreckt. „Nein", sagte sie schließlich. „Das wird sie nicht.
    Glauben Sie, ich wollte nach London fahren, um einen Mann zu finden?"
    „Ihre Absicht war das nicht, aber Ihr Schicksal ist es - wie das auch ganz in Ordnung ist!"
    „Ach! Also wird es das Ziel meiner Tante sein, einen Mann für mich zu finden?" Er antwortete nur mit einem Achselzucken. Sie stand auf und sagte: „Ich bin froh, dass Sie mich gewarnt haben ... Ist es für ein unverheiratetes Frauenzimmer zulässig, sich in einem Hotel einzuquartieren? Wenn sie eine Kammerzofe mithat?"
    „Venetia ..."
    Sie lächelte und zog die Augenbrauen hoch. „Mein lieber Freund, Sie sind heute wirklich ein bisschen zu dumm! Warum stellen Sie sich unbedingt vor, dass ich Trübsal blasen müsste, mich nach Gesellschaft sehnen, bis zu Tränen gelangweilt sein, weil ich das Leben führen werde, das ich gewohnt bin? Das heißt, nein! Sogar ein viel amüsanteres Leben! Hier habe ich Bücher gehabt und meinen Garten und seit dem Tod meines Vaters den Besitz, was mich beschäftigte. In London wird es Museen und Bildergalerien geben, Theater, Oper ... oh, so vieles, was Ihnen bestimmt banal erscheint! Und in den Ferien werde ich Aubrey bei mir haben, und da ich eine Tante habe, die mich hoffentlich nicht schneiden wird, brauche ich nicht völlig daran zu verzweifeln, dass ich ein paar angenehme Freundschaften schließen kann."
    „Nein, mein Gott, nein!", rief er aus, als würden die Worte aus ihm herausgerissen, und kam mit zwei schnellen Schritten auf sie zu. „Alles andere eher als das!" Er packte sie so derb bei den Schultern, dass sie erschreckt protestierte. Er beachtete es nicht, sondern sagte schroff: „Schauen Sie mich an!"
    Sie gehorchte ohne Zögern und ertrug völlig ruhig seinen wild forschenden Blick, scharf wie die Lanzette eines Chirurgen, und murmelte nur ein bisschen spitzbübisch: „Ich kriege aber sehr leicht blaue Flecken!"
    Sein Griff lockerte sich, seine Hände glitten ihre Arme entlang, falteten ihre Hände und hielten sie so fest. „Was hast du getan, als du neun Jahre alt warst, meine süße Geliebte?", fragte er.
    Das kam so unerwartet, dass sie nur blinzeln konnte.
    „Sag!"
    „Ich weiß nicht. Gelernt und Nähmuster genäht wahrscheinlich - was in aller Welt hat denn das mit alldem zu tun?"
    „Sehr viel. Weißt du, was ich damals getan habe?"
    „Nein, wie sollte ich? Ich weiß nicht einmal, wie alt Sie damals waren - zumindest nicht ohne Kopfrechnen, was ich hasse. Wenn Sie also jetzt achtunddreißig sind und ich fünfundzwanzig ..."
    „Ich will dir die Mühe ersparen - ich war zweiundzwanzig und soeben dabei, eine verheiratete Dame von Rang zu verführen."
    „Ja, stimmt!", nickte sie freundlich.
    Ein Lachen schüttelte ihn, aber er sagte: „Das war das erste meiner Liebesabenteuer, und wahrscheinlich das schimpflichste - hoffe ich wenigstens! Es gibt nichts in meinem Leben, auf das ich mit Stolz zurückblicken könnte, aber bis ich dich getroffen habe, du meine Liebliche, konnte ich zumindest sagen, dass meine Verworfenheit nicht so weit ging, mit

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