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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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würde - und wusste es nicht nur, sondern teilte die Meinung. Er hatte ihr gesagt, seine Verworfenheit sei nicht so weit gegangen, mit den Jungen und Unschuldigen herumzuspielen. Er hatte zwar nie ans Heiraten gedacht, was ihn betraf, aber sie erriet, dass er die Sache in genau dem gleichen Licht betrachtete. Er hatte sie auf einen für ihn unerreichbar hohen Platz gestellt, und wie sie ihm demonstrieren sollte, dass sie sehr gut in seiner Reichweite stand, war ein Problem, für das sie vorderhand keine Lösung sah. Sie erinnerte sich, wie ihr Plan, Aubrey das Haus zu fuhren, seinen Entschluss fast umgestoßen hatte. „Alles eher als das", hatte er ausgerufen. Eine Zeit lang spielte sie mit dem Gedanken, das Haus in Hans Town sofort zu mieten und es Aubrey als vollendete Tatsache mitzuteilen. Aber sie verwarf diesen Plan bald, zusammen mit allen anderen, weil sie nicht ganz sicher war, ob es nicht doch in seiner Macht stand, ihn zu vereiteln. Denn er hatte mehr Einfluss auf Aubrey, als sie Edward eingestanden hatte; außerdem konnte er sich vielleicht, da er ja anscheinend mit ihrem Onkel diskutiert hatte, darauf verlassen, dass Mr. Hendred diesen Plan an seiner Stelle vereiteln würde. Im Laufe der Zeit konnte sie ihn ja überzeugen, dass sie es vorzog, eine alte Jungfer zu werden, statt die glänzende Partie zu machen, die er anscheinend für ihr Schicksal hielt, aber sie wünschte weder, so lange dahinzuschmachten, bis die öffentliche Meinung sie als heiratsfähig abgeschrieben hatte, noch hegte sie Illusionen über ihren Liebsten - das Leben eines enthaltsamen Junggesellen, der über sein verlorenes Bräutchen trauerte, war nichts für ihn -, ihm sah es bei Weitem ähnlicher, dass er Vergessen in Exzessen suchen würde, und das Nächste, was man wahrscheinlich von ihm hören würde, war, dass er mit irgendeinem blendenden leichten Frauenzimmer durch ganz Europa paradierte. Im Augenblick war er durch Aubreys Anwesenheit in seinem Haus ans Yorkshire gebunden; aber Aubrey konnte nun jeden Tag die Priory verlassen, und dann, meinte Venctia, würde Damerei wirklich für sie verloren sein.
    Ihre Befürchtungen und Pläne ließen keinen Raum für belanglosere Überlegungen.
    Sie antwortete mechanisch auf den Vorschlag ihrer Tante für die täglichen Vergnügungen, begleitete sie pflichtgetreu bei einer Einkaufstour und zu einem Konzert, ihr Gehirn in Aufruhr, während ihre Lippen alberne Höflichkeiten murmelten. Da Mrs. Hendred Venetia in einer so nachgiebigen Stimmung sah, brachte sie das Thema von Edwards geplantem Abend wieder aufs Tapet und war entzückt, als sie auf keinen Widerspruch stieß. Sie hatte zwar den Verdacht, dass Venetia kaum gehört hatte, was man zu ihr sagte, war aber entschlossen, sie beim Wort zu nehmen, das sie so geistesabwesend gegeben hatte. Edward hatte sie eingeladen, mit ihm im Clarendon Hotel zu speisen, und Mrs. Hendreds Meinung nach konnte diese verschwenderische Geste nicht verfehlen, ihn Veneria zu empfehlen. Man konnte dort am besten und teuersten in London dinieren, denn der Koch war ein Franzose, und der Preis für ein ganz einfaches Mahl betrug nicht weniger als vier Pfund. Edward hatte auch Mr. Hendred eingeladen, aber noch selten hatte dieser verdauungsgestörte Gentleman eine Einladung mit weniger Bedauern abgelehnt. Die französische Küche war für ihn keine Freude, und er hatte überhaupt eine Abneigung gegen Edward. Er sagte, ein Mann, der schon weitschweifig war, bevor er noch sein dreißigstes Lebensjahr erreichte, würde unerträglich redselig werden, bevor er vierzig wurde - und Venetia könnte einen viel besseren finden. Daher zählte die Gesellschaft nur drei Personen, da Edward keine Bekannten in London hatte und Mrs. Hendred es vorzog, den Platz ihres Gatten lieber nicht aus ihrem eigenen großen Freundeskreis aufzufüllen. Selbst bei ziemlich ältlichen Herren war es mehr als wahrscheinlich, dass sie alle Anstrengungen machen würden, um Venetia zu fesseln, und Mrs. Hendred wollte Edward keinen Rivalen an einem Abend geben, der schließlich seine Einladung war.
    Dieser Abend begann gut. Kaum erkannte der Maître d'hôtel, dass die Gäste des Herrn vom Lande jene wohlbekannte Epikureerin und stets tonangebende Modedame, Mrs. Philip Hendred, und eine wirklich absolut hinreißende junge Dame waren, die in erstklassig elegantem Stil gekleidet war, als er auch schon seinen ersten Plan revidierte und die Gesellschaft unter Verbeugungen nicht zu einem abgesonderten

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