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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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in der Loge dort drüben?"
    In ihrer Stimme lag ein scharfer Klang, der Mrs. Hendred genügend erschreckte, um sie aufzumuntern und die benebelnde Schläfrigkeit zu vertreiben. Sie richtete sich mit einem kleinen Ruck ihrer molligen Schultern auf und fragte mit einer etwas belegten Stimme, aber als sei sie höchst interessiert: „Welche Dame, mein Liebes?"
    „Fast genau gegenüber von uns, Ma'am! Ich kann nicht auf sie zeigen, weil sie mich beobachtet. Sie tut das schon seit zehn Minuten, und ich ... Tante Hendred, wer ist sie?"
    „Meine Liebe, ich weiß es wirklich nicht, denn ich habe in keiner Loge jemanden gesehen, den ich kenne. Welche Loge, sagst du ...", sie hielt den Atem an und stieß dann niedergeschmettert hervor: „Du guter Gott!"
    Venetia umklammerte fest ihren gefalteten Fächer und sagte: „Sie kennen sie, nicht wahr, Ma'am?"
    „Nein, nein!", erklärte Mrs. Hendred. „Heiliger Himmel, nein! Als ob ich irgendein Frauenzimmer kennen würde, das ein derartiges Kleid trägt! Das unanständigste ... liebes Kind, lass dir nicht anmerken, dass sie dir auffällt! Eine solche Frechheit, dich anzustarren wie ... pst, meine Liebe, der Vorhang geht auf, und wir dürfen nicht mehr reden! Heiliger Himmel, wie ich schon neugierig bin, was in diesem Akt passieren wird! Ein vorzüglicher erster Akt gewesen, nicht? Ich kann mich nicht erinnern, ein Stück je mehr genossen zu haben! Ah, hier ist ja die komische Figur und sein Kammerdiener! Wir dürfen nicht plaudern, sonst geht uns das Lustige verloren, das sie sagen!"
    „Sagen Sie mir bloß, Ma'am ..."
    „Pst!", machte Mrs. Hendred.
    Da dieser einsilbige Befehl von der Gesellschaft in der Nebenloge unterstützt wurde, in einer sogar noch drohenderen Art, schwieg Venetia. Mrs. Hendred fächelte sich aufgeregt Luft zu. Statt in das Gelächter einzustimmen, das einen der lustigen Aussprüche auf der Bühne begrüßte, ergriff sie die Gelegenheit, Edward am Ärmel zu zupfen und ihm, als er sich zu ihr beugte, etwas ins Ohr zu flüstern. Venetia, die ebenfalls nicht mitgelacht hatte, sondern kerzengerade dasaß, mit einem aus Ungläubigkeit und Bestürzung gemischten Ausdruck, hörte nicht, was Mrs. Hendred flüsterte. Aber gleich darauf sagte ihr Edward leise: „Venetia, deine Tante fühlt sich schwach! Es macht dir doch nichts, wenn wir die Loge verlassen? Es ist hier wirklich sehr schwül! Ich merke es selbst und glaube, dass sich Mrs. Hendred sofort erholen wird, sobald sie an die Luft kommt!"
    Venetia erhob sich bereitwillig, und während Edward die leidende Dame hinausführte, warf sie ihren Mantel über die Schultern, raffte den ihrer Tante auf und schlüpfte aus der Loge. Draußen bemühten sich zwei Logenwärter, Mrs. Hendred mit Riechsalz, heftigem Fächeln und Versprengen von Wasser auf ihre Stirn wieder zu sich zu bringen. Ihre Farbe schien freilich eine Spur zu lebhaft für eine Dame am Rand einer Ohnmacht, aber als Edward, der sehr ernst dreinblickte, Venetia mit leiser Stimme sagte, er meine, sie sollten sie heimbringen, sowie sie sich ein bisschen erholt haben würde, stimmte Venetia sofort zu und empfahl ihm - da Mr. Hendreds Kutscher ihren Wagen erst in einer Stunde zum Theater bringen würde -, sofort eine Droschke zu holen. Er ging unverzüglich weg, um mit dem Türhüter zu konferieren; und Mrs. Hendred, die sich von den beiden Logenwärtern gestützt zum Treppenhaus bringen ließ, sagte mit versagender Stimme, sie fürchte, ihre fatale Unpässlichkeit sei der üblen Wirkung von Schnepfe á la Royale zuzuschreiben. „Oder war es vielleicht der croque en bouche aux pistaches, aber ich möchte das um alles in der Welt nicht Mr. Yardley gestehen!"
    Venetia antwortete darauf mit bemerkenswerter Ruhe und machte keinerlei Versuch, weder im Theater, noch als sie neben ihrer Tante in dem etwas übel riechenden Vehikel saß, das für ihren Transport besorgt worden war, die Frage zu wiederholen, die eine so große Rolle dabei gespielt hatte, Mrs. Hendred aus dem Sattel zu werfen. Aber als Mrs. Hendred, sowie sie am Cavendish Square ankamen, ihre Absicht verkündete, sich sofort zu Bett zu begeben, sagte Venetia mit mehr Erheiterung als Sorge: „Ja, wenn Sie es wünschen, Ma'am, aber ich warne Sie, ich bin nicht so leicht abzuspeisen. Ich gehe mit Ihnen!"

    „Nein, nein, liebes Kind! Ich spüre, dass ich einen meiner Krampfanfälle bekomme!
    Das heißt, ich kann mir nicht vorstellen, was du eigentlich ... Worting, warum schicken Sie nicht um Miss

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