Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
mir, Ihnen Mr. Yardley vorzustellen? Er ist ein alter Freund von mir, aus Yorkshire. Edward, ich nehme an, du kennst meinen Stiefvater noch nicht - Sir Lambert Steeple!"
    „How-de-doY?" sagte Sir Lambert und reichte Edward zwei Finger. „Aha - Sie wünschen mich nach Jericho, nicht? Na, das kann ich Ihnen nicht übel nehmen, aber meine Beute gebe ich Ihnen doch nicht ab. Nein, nein, Sie können mich so durchbohrend anschauen, wie Sie wollen, aber dieses Händchen bleibt, wo es ist!"
    Man konnte von Sir Lambert wohl sagen, dass er die Erlaubnis, die ihm so herzlich gewährt wurde, voll ausnutzte. Während Sir Lambert sprach, tätschelte er das Händchen auf seinem Arm väterlich und lächelte in Venetias fröhliche Augen in einer Art herunter, die von väterlich so weit entfernt war, dass sich Edward einfach nicht zurückhalten konnte, sondern mit beträchtlich weniger als seiner gewohnt ernsten Überlegenheit sagte: „Ich bin auf meinem Weg zum Cavendish Square, Sir, und werde Miss Lanyon begleiten!"
    Sir Lambert amüsierte sich. Seine vorquellenden blauen Augen maßen Edward von Kopf bis Fuß, und es entging ihnen nicht eine Einzelheit, die Edward als den wohlhabenden Edelmann vom Lande ohne eine Spur mondänen Anstrichs kennzeichnete. Das also war der unvermeidliche Prätendent, und nach der Vertrautheit, mit der Venetia ihn angesprochen hatte, zu urteilen, erfreute er sich ihrer Gunst. Sir Lambert meinte, sie hätte es zwar besser treffen können, aber der junge Bursche schaute nicht übel aus, und zweifellos wusste sie am besten, was sie zu tun hatte. Er schaute auf sie herunter, mit einem spitzbübischen Glitzern in den Augen. „Sollen wir ihn mit uns gehen lassen, meine Liebe, oder sollen wir ihn einfach schneiden? Was meinst du?"

    Das war zu viel für Edward. Sein Gesicht war schon unnatürlich rot, denn seine Wut war nicht nur vom Anblick Ve-netias am Arm Sir Lamberts geweckt worden, sondern sein Selbstgefühl wand sich unter dem zwar jovialen, aber leicht verächtlichen, forschenden Blick des erfahrenen Roués. Sir Lambert mochte fast doppelt so alt sein wie Edward, aber Edward war die nonchalante Selbstsicherheit des großen Herrn zuwider, und noch mehr zuwider war es ihm, von Sir Lambert als eifersüchtiger Grünschnabel angesehen zu werden.
    Er stierte noch wilder drein und sagte mit grässlicher Höflichkeit: „Miss Lanyon ist Ihnen sehr dankbar, Sir, aber wollen Sie sich nicht weiter die Mühe machen, sie zu begleiten!"
    Sir Lambert kicherte. „Jaja, ich sehe schon, wie es ist! Sie möchten es gern mit mir in der Morgendämmerung austragen! Das nenn ich doch einen Dandy! Es gefällt mir, wenn ein junger Bursche bereit ist, die Farben seiner Dame ins Turnier zu tragen!
    Himmel, ich war zu meiner Zeit selbst ein Hitzkopf, aber das war noch, bevor Sie auf der Welt waren, mein Junge! Sie können mich gar nicht fordern, das wissen Sie ja!
    Ei, ei, es ist ja wirklich zu schlimm von mir, Sie aufzuziehen! Kommen Sie doch mit uns bis zum Ende der Straße, und dann, falls es meinem hübschen Töchterchen überhaupt passt, dürfen Sie sie den Rest des Weges allein begleiten."
    Edward erstickte fast. Bevor er noch aussprechen konnte, was ihm an schroffen Worten auf der Zunge lag, schaltete sich Venetia ein und sagte kühl amüsiert:
    „Oswald Denny, wie er leibt und lebt! Mein lieber Edward, ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich."
    „Und wer", fragte Sir Lambert angenehm neugierig, „ist nun wieder dieser Oswald Denny, wie? Oh, du kannst ja spröde dreinschauen, aber du kannst mich nicht beschwindeln, Kätzchen! Jaja, ich jedenfalls merke, wie du zwinkerst! Ich wette, du hast alle die jungen Hähne im Yorkshire gegeneinander gehetzt."
    Sie lachte, lenkte aber ab und leitete das Gespräch in Bahnen, die für Edward weniger erbitternd waren. Entschlossen, sie nicht mit Sir Lambert zusammen zu verlassen, und doch nicht imstande, sie mit Gewalt von diesem ältlichen Lebemann loszuringen, blieb ihm nichts übrig, als sich ihnen anzuschließen und in steifer Einsilbigkeit auf Bemerkungen zu antworten, soweit sie von Zeit zu Zeit an ihn gerichtet wurden.
    Als sie zum Ende der Straße gekommen waren, blieb Veneria stehen, zog ihre Hand aus Sir Lamberts Arm, wandte sich ihm zu und sagte mit ihrem freundlichsten Lächeln: „Danke, Sir, Sie sind viel zu lieb gewesen, dass Sie mich schon so weit begleitet haben, und es wäre geradezu infam von mir, wollte ich Sie noch weiterzerren. Ich bin Ihnen schon so sehr

Weitere Kostenlose Bücher