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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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zu Dank verpflichtet - und Sie hatten wirklich vollkommen recht: Der indische Musselin wird viel besser wirken als der mit dem Rankenmuster!"
    Sie streckte ihm die Hand hin, und er drückte sie warm, während er seinen glänzenden Kastorhut mit der geschwungenen Krempe in einer schwungvollen Geste lüftete, um die ihn so mancher angehende Dandy beneidet hätte. Sie merkte, dass er ihr das kleine der beiden Schmuckschächtelchen in die Hand drückte, und war einen Augenblick lang bestürzt. „Aber Sir ...!"
    Er schloss ihre Finger um das Schächtelchen. „Aber - das ist doch nichts!
    Plunderzeug - doch anscheinend hat es dir am besten gefallen! Du wirst mir doch erlauben, dir ein kleines Geschenk zu machen - eine Kleinigkeit von deinem Stiefvater!"
    „O nein!", rief sie aus. „Wirklich, Sir, das dürfen Sie nicht! Ich bitte Sie...!"
    „Nein, nein, nimm es nur, mein Liebes! Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es annimmst! Ich habe nie eine Tochter gehabt, weißt du, aber wenn ich eine gehabt hätte, dann hätte ich gern gesehen, dass sie so ist wie du, mit deinem süßen Gesichtchen und deiner lieben Art!"
    Sie war sehr gerührt, und ohne sich um die Passanten oder Edwards sprachlosen Ärger zu kümmern, hob sie sich auf die Fußspitzen, legte ihm eine Hand um die Schulter und küsste Sir Lambert auf die Wange. „Und ich wünschte so sehr, dass Sie mein Vater gewesen wären, Sir", sagte sie. „Ich hätte Sie viel mehr lieb gehabt, als ich je meinen eigenen hatte, denn Sie sind so viel gütiger! Danke, ich nehme es wirklich und werde an Sie denken, wann immer ich es trage, das verspreche ich Ihnen!"
    Er umarmte sie ebenfalls, indem er den Arm um sie legte und sie an sich drückte.
    „Braves Mädelchen!", sagte er. Dann stupste er Edward mit dem Knauf seines Spazierstocks in die Seite und sagte, indem er freilich leicht aus seiner väterlichen Rolle fiel: „Na, Sie junger Hund, jetzt dürfen Sie sie haben, aber wenn ich auch nur um zehn Jahre jünger wäre, verdammich, wenn ich Sie nicht ausstechen würde!"
    Nachdem er noch eine seiner routinierten Verbeugungen ausgeführt und den schicken Hut wieder aufgesetzt hatte, schlenderte er die Straße hinunter davon und hielt ein aufmerksames Auge nach jedem ansehnlichen Frauenzimmer offen, das ihm etwa in den Gesichtskreis kommen konnte.
    „Weißt du, er mag ja ein alter Taugenichts sein, aber er ist doch der liebste Mensch!", sagte Venetia und vergaß ganz, dass Edwards Stimmung kaum mit der ihren übereinstimmte.
    „Ich kann nur annehmen, dass du verrückt geworden bist!", sagte er.
    Sie hatte mit einem leisen Lächeln erheiterter Anerkennung Sir Lamberts Wandel die Straße hinunter verfolgt, daraufhin aber wandte sie den Kopf und sagte beträchtlich scharf: „Ich habe angenommen, dass bestimmt du verrückt geworden bist! Was kann dich nur überkommen haben, dass du dich derart ungezogen benommen hast? Ich war noch nie in einer derartigen Verlegenheit!"
    „Ach, du warst noch nie in einer derartigen Verlegenheit?!", sagte er. „Ich verstehe nicht, Venetia, wie du hier stehen kannst und so reden!"
    „Ich habe nicht vor, überhaupt hier zu stehen und so zu reden", unterbrach sie ihn, stieg vom Gehsteig und folgte dem Knirps, der eifrig den Übergang über die Straße für sie frei machte. „Hör auf, wie ein schmollender Bär dreinzuschauen, und gib dem Jungen lieber einen Penny!"

    Er holte sie ein, als sie die gegenüberliegende Seite der Oxford Street erreicht hatte.
    „Wie kommt es, dass du in der Gesellschaft dieses alten Pikbuben warst?", fragte er rüde.
    „Erinnere dich, bitte, daran, dass du von meinem Stiefvater sprichst!", antwortete sie kalt. „Ich habe meine Mutter besucht, und er war so liebenswürdig, mich heimzugeleiten."
    „Deine Mutter besucht?!", wiederholte er, als könnte er seinen Ohren nicht trauen.
    „Gewiss. Hast du vielleicht etwas dagegen, bitte?"
    Er antwortete mit entschlossen beherrschter Stimme: „Ich habe alles dagegen einzuwenden, und du wirst sofort erfahren, was alles. Ich ziehe es vor, mit dir keinen Wortwechsel in der Öffentlichkeit zu führen. Wir werden schweigen, bitte ich!"
    Sie gab ihm keine Antwort, sondern ging mit unbekümmertem Gesicht weiter. Er blieb mit gerunzelter Stirn und grimmig verbissenen Lippen im Schritt mit ihr. Sie machte keinen Versuch, mit ihm zu sprechen, bis sie auf den Stufen zum Haus ihres Onkels standen und sie, ihn nachdenklich betrachtend, sagte: „Du darfst mit hereinkommen, falls du es

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