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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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dir!", rief Lady Steeple. „Ich hätte doch wissen sollen, dass du nur versuchen würdest, meine Ruhe zu stören, mich in eine Nervenkrise zu bringen ... Was stellst du dir vor, dass ich für dich tun kann?"
    Sir Lambert, der es eine halbe Stunde später wagte, in das Zimmer zu lugen, fand seine Stieftochter dabei, sich zu verabschieden, und seine Frau in einer unbestimmbaren Laune zwischen Lachen und Ärger. Es überraschte ihn nicht. Er hatte gefürchtet, dass sie diese Begegnung mit ihrer lieblichen Tochter etwas aufregend finden würde. Zum Glück brachte er eine Nachricht, die geeignet war, ihre Laune zu heben.
    „Oh, bist du das, Lamb?", rief sie aus. „Komm herein, und sag mir, wie dir meine Tochter gefällt! Ich bin überzeugt, du hast schon mit ihr geflirtet, denn sie ist ja so hübsch! Nicht wahr? Meinst du nicht auch?"
    Er kannte diese Stimme, etwas höhergeschraubt als gewöhnlich, voll brüchiger Heiterkeit. Er sagte: „Ja, das ist sie! Auf mein Wort, es ist verteufelt schwer, euch beide auseinanderzuhalten! Aber ich bilde mir ein, du hast ihr einen Vorteil voraus - ganz kommst du leider deiner Mama nicht gleich, meine Liebe, und du wirst mir doch nicht übel nehmen, wenn ich es sage, denn weißt du, ihre Züge sind vollkommen. Jaja,
    genau das hat Lawrence gesagt, als er ihr Porträt malte! Vollkommene Züge!"

    Lady Steeple saß an einem kleinen Schreibtisch, aber sie stand auf, kam hastig herbei, stellte sich neben Venetia und drehte sie herum, damit sie in einen Stehspiegel schauen konnte. Eine Minute lang starrte sie auf die zwei Gesichter im Spiegel, und dann, zu Venetias Bestürzung, warf sie sich an Sir Lamberts stattliche Brust und weinte: „Sie ist fünfundzwanzig, Lamb! Fünfundzwanzig!"
    „Na, mein Hübsches, na, na!", sagte er und tätschelte sie beruhigend. „Da hat sie ja noch eine Menge Zeit, um doch noch eine solche Schönheit zu werden wie ihre Mama! Na, na, na!"
    Lady Steeple lachte hysterisch auf und riss sich los: „Oh, du bist wirklich zu albern!
    Nimm sie weg! Ich muss mich ankleiden! Ich hasse Morgenbesucher! Ich schau einfach grässlich aus!"
    „Nun, ich kann Ihnen sagen, dass das nicht stimmt", sagte Venetia und stopfte einen versiegelten Brief in ihr Retikül. „Wissen Sie, als ich ein kleines Mädchen war, dachte ich immer, dass Sie wie eine Fee seien, und das sind Sie auch. Ich habe mich im Leben noch nie neben jemandem so sehr wie ein Tölpel gefühlt wie neben Ihnen!
    Wenn ich doch bloß wüsste, wie man das macht - so gehen, als schwebte man!"
    „Schmeichlerin! Da, küss mich, und fort mit dir, dein Glück suchen. Ich wünsche dir, dass du es findest. Natürlich wirst du das nicht, aber gib dann nur ja nicht mir die Schuld!"
    „Auf Glückssuche ist sie, so?", fragte Sir Lambert. „Da habt ihr zwei also ein Geheimnis miteinander? Aber da ist deine Zofe, schon ganz nervös, dich fertig zu machen, damit du, ich weiß nicht wie viel, Leute empfängst, die von Robert herübergeschickt worden sind!"
    „Oh, mein neuer Reitanzug!", rief Lady Steeple, und ihr Gesicht hellte sich auf. „Schick mir sofort Louise, Lamb! Liebes Kind, ich muss dir Adieu sagen - ich muss einfach! Nicht ein Franzose ist imstande, einen Reitanzug zu machen: Robert macht sie mir, seit ich Debütantin war! Deshalb bin ich ja mit Lamb hergekommen. Ich hasse London einfach - und noch dazu im November!"
    Noch einmal wurde Venetia die weiche, duftende Wange zum Kuss geboten; sie sagte: „Leben Sie wohl, Ma'am - und ich danke Ihnen ja so! Sie waren sehr, sehr gütig zu mir!"
    Sie knickste, als Lady Steeple ihr eine Grimasse schnitt, und dann führte Sir Lambert sie aus dem Zimmer und sagte, als er die Tür schloss: „Bist ein braves Mädchen! Ich bin froh, dass du ihr das gesagt hast! Sie spürt's, weißt du - wird schwermütig. Nicht mehr so jung, wie sie war! Es hat dir doch nichts ausgemacht, dass ich gesagt habe, du kämst ihr nicht gleich?"
    Venetia beruhigte ihn. Er sagte, er wolle sie noch die Treppe zu ihrer Zofe hinunterbegleiten, und als sie ihm gestand, dass sie allein gekommen war, erklärte er, er wolle sie zum Cavendish Square begleiten. Sie bat ihn, sich nicht zu bemühen, und sagte, sie sei gewohnt, allein zu gehen, und hätte vor, noch eine Kleinigkeit in der Bond Street zu besorgen - aber es nützte ihr nichts.
    „Nein, nein, das geht nicht! Ich staune über Maria Hendred, auf mein Wort, wirklich! Ein bezauberndes Mädchen ganz allein gehen zu lassen! Ja, und dass dich all die

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