Venezianische Verführung (German Edition)
Lüsternheit ihr durchaus gefallen würde, wenn sie sich auf sie begrenzen würde.
Leandro zog sie in seinen Raum. »Es geht um unsere Familienehre. Lass uns darüber reden. Danach gehst du wieder in dein Bett.«
»Nur wegen der Familienehre möchtest du sterben?«
»Er hat dich gegen deinen Willen angefasst. Das kann ich nicht ungesühnt lassen, ohne mein Gesicht zu verlieren.«
»Oder dein Leben«, sagte Auora. Sie starrte auf die Pistole, die auf seinem Nachtkästchen lag. Offenbar war er gerade dabei, sich auf das Duell vorzubereiten.
»Es ist durchaus möglich, dass ich mein Leben dabei lasse.«
»Das nimmst du so leicht?« Sie betrachtete sein Gesicht. Sein Blick war düster, doch sie konnte nicht erkennen, was er dachte. »Was soll ich sonst tun? Ich kann das nicht auf uns sitzen lassen«, sagte er.
»Wenn du tot bist, nützt mir das alles nichts mehr.«
»Bedeute ich dir etwas?« Sein Blick war auf einmal intensiver als zuvor.
»Natürlich bedeutest du mir etwas. Du bist mein letzter lebender Verwandter.«
Lag für den Bruchteil eines Augenblicks Enttäuschung in seinen Zügen?
Leandros Gesicht wurde so ausdruckslos wie zuvor. »Ich hätte eher erwartet, dass dir die Aktion heute Morgen leidtut. Du hast einen erstaunlich schlechten Geschmack, was Männer betrifft.«
»Weil deiner so viel besser ist.«
»Ich habe Bewerber gewählt, die nicht nur Geld haben, sondern auch Beziehungen, die für unser Gewerbe hilfreich sein können, doch du musstest die Herren ja unbedingt beleidigen. Weil das alles nicht reicht, bist du dann noch mit diesem Emporkömmling durchgebrannt. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wäre ich nicht rechtzeitig gekommen.«
Aurora senkte den Blick. So unrecht hatte er nicht, was Pietro betraf.
Sie hatte sich ordentlich in ihn verschätzt und dadurch in Schwierigkeiten gebracht.
»Er hätte dich entehrt und womöglich niemals geheiratet«, sagte Leandro.
»Entehrt? Wenn du das als entehren bezeichnest, was tust du dann mit all den Frauen?«
»Das sind erfahrene Frauen, die wissen, was sie tun.« In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe.
Aurora spürte Wut in sich aufsteigen. »Du willst also damit sagen, dass ich nicht weiß, was ich tue.«
»Genau.«
»Dass ich dich brauche, damit du für mich denkst und für mich Entscheidungen triffst? Du bist nicht besser als mein Vater oder dieser Santino. Ein selbstgerechter, selbstherrlicher, machtbesessener Lüstling.« Sie stürzte sich auf ihn, doch bevor sie ihm eine wohlverdiente Ohrfeige verpassen konnte, umfing er ihre Handgelenke.
Zu ihrer Überraschung lächelte er sie an. »Machtbesessen bin ich vielleicht, ein Lüstling ganz sicher, doch mich als selbstgerecht und selbstherrlich zu bezeichnen ist nicht zutreffend.«
»Mit dir kann man sich nicht mal streiten.« Und morgen war er tot.
Sie betrachtete ihn, sein Haar, das ihm auf die Schultern fiel, seine vollen Lippen, die von schwarzen Wimpern gerahmten dunklen Augen. Seine Brust, samtige Haut, die noch warm war. Sie legte ihre Wange an seine Brust.
Noch schlug sein Herz. Würde er morgen kalt und tot sein? Und das nur wegen ihr? Schuldgefühle stiegen in ihr hoch.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin, doch ich dachte, du kommst mit noch mehr solchen Männern an, die ich mir nicht antun möchte.«
»Es ist schwierig, jemanden zu finden, der zu einem passt, noch dazu, wenn man in einen gewissen Stand einheiraten muss.« Seine Stimme war plötzlich sanft.
Überrascht sah sie ihn an. »Warum hast du keine Frau?«
Abrupt ließ er sie los und schob sie von sich. »Ich habe genügend Frauen.«
»Das meinte ich nicht. Warum bist du nicht verheiratet? Ich meine, die Frauen müssen sich doch um dich reißen.« Sie biss sich auf die Lippen, weil sie mehr gesagt hatte, als sie wollte.
»Sie reißen sich auch um mich, doch ich will nicht heiraten. Ich habe es einmal getan, was einer der größten Fehler meines Lebens war. Ich habe nicht vor, ihn zu wiederholen. Und jetzt geh.« Sein Blick war noch düsterer als zuvor.
»Gute Nacht.« Sie prägte sich sein Aussehen ein und das Gefühl seiner warmen Haut an ihrer Wange, die noch brannte von der verlorenen Berührung. Womöglich bekam sie ihn nur noch als Leiche zu sehen. Der Gedanke betrübte sie und ließ ihr Herz schwer werden. Sie verdrängte dieses Gefühl.
Leandro erwiderte den Nachtgruß. Er komplementierte sie aus dem Raum.
Es war ein halber Hinauswurf,
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