Venezianische Verführung (German Edition)
wegrückte, zerriss der Stoff. Er ließ jedoch nicht von ihr ab.
Er wühlte sich durch ihre Röcke. Wieder ertönte das Geräusch zerreißenden Stoffes.
»Hör auf oder willst du mein Kleid zerstören?«
»Es ist ohnehin schon dahin. Für die Hochzeit bekommst du ein anderes.
Ich habe es hier in der Truhe, weiß wie die Unschuld, die du bald nicht mehr besitzen wirst. Du hast sie doch noch?« Weder in seiner Stimme noch in seinem Gesicht erkannte sie etwas anderes als Lust und Ernsthaftigkeit. Er neckte sie also nicht.
Empört starrte sie ihn an. »Du zweifelst daran? Welche Unverschämtheit!«
»Man kann als Mann gar nicht vorsichtig genug sein.« Er erhob sich und drängte sich zwischen ihre Beine. »Die Wahrheit werde ich gleich erfahren.«
Seine Stimme war heiser. Sein Atem kam keuchend. Durch den Stoff seiner Hose spürte sie sein steinhartes Glied. »Öffne meine Culotte«, sagte er.
»Den Teufel werde ich tun. Warte, bis wir verheiratet sind.«
»Ich werde nicht warten. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
Aurora versuchte, ihn von sich zu schieben, doch er war stärker. Panik stieg in ihr hoch. Sie hatte sich in ihn verschätzt und ihn für einen sanften Liebhaber gehalten, nur weil er schöne Worte aufs Papier zu bringen vermochte. Doch er war rücksichtslos und sie ihm ausgeliefert.
Die Erkenntnis ließ ihr trotz der Kühle den Angstschweiß ausbrechen.
Mit beiden Händen drückte sie gegen seine Brust, versuchte ihn von sich zu schieben. Vergebens. Hart knetete er ihre Brüste, die nun völlig entblößt waren. Ihr Oberteil war zerrissen. Zu allem Unglück rutschte ihr der Umhang von den Schultern. Sie konnte ihn nicht aufheben, denn sie war von seinem Körper an die Kutschenbank gedrängt.
Pietro fiel auf sie, als die Kutsche abrupt anhielt. Fluchend starrte er zur Kutschentür, die aufgerissen wurde. Leandro stürmte hinein.
»Ich werde ihn erschießen!« Er zog den blass gewordenen Pietro hoch und versetzte ihm einen Schlag, sodass er gegen die Kutschenwand fiel. »Ein Duell morgen früh kurz vor Sonnenaufgang!«
* * *
Aurora rappelte sich auf und bedeckte notdürftig mit den Händen ihre Blöße. »Leandro, das kannst du nicht tun!« sagte sie. »Du wirst sehen, dass ich das kann.«
»Das ist illegal.«
»Das interessiert mich nicht.« Sein Blick wanderte über sie. »Was treibst du dich überhaupt mit derartigen Subjekten rum?«
Aurora errötete vor Scham. »Verzweiflung.«
»Reden wir später drüber.« Er schüttelte Pietro. »Morgen früh auf der Straße vor dem südlichen Ortseingang von Chirignago, ist das klar?«
Pietro nickte. »Verstanden.« Mit Ekel bemerkte Aurora, dass diesem ein Speichelfaden aufs Hemd tropfte.
Abrupt ließ Leandro von ihm ab und wandte sich an Aurora. »Jetzt raus hier mit dir.« Er nahm ihren Umhang vom Boden auf und legte ihn ihr um die Schultern.
»Danke.«
»Danke mir nicht zu früh.« Leandro umfasste ihren Unterarm und zog sie mit sich aus der Kutsche. Er führte sie zu einem Pferd. »Hinauf mit dir.«
»Aber ich kann nicht reiten.«
»Das interessiert mich herzlich wenig.«
»Aber mein Reifrock.«
»Ausziehen.« Als sie keine Anstalten machte, dem nachzukommen, griff er ihr selbst unter die Röcke, löste das Verschlussband des Paniers und zog es herunter. Ihr Unterrock zerriss dabei. Aurora sah entsetzt an sich herunter.
Ihre Kleidung war in einem üblen Zustand. Am liebsten würde sie sterben vor Scham. Sie zog den Umhang enger um sich.
»Mein Rock!« sagte sie.
»Als wenn es darauf noch ankäme.« Leandro warf den Reifrock in die Büsche. »Sieht ja aus wie ein Hühnerkäfig. Dass ihr Frauen euch darin wohlfühlt.«
Indigniert hob Aurora die Nase. »Die Männer haben Schuld an der weiblichen Eitelkeit.«
»Ja, gewiss, wir haben an allem Schuld. Jetzt aufs Pferd mit dir.«
»Ich . . . « Bevor sie weiter lamentieren konnte, umfasste Leandro ihre Hüften und hob sie aufs Pferd. Zu ihrem Entsetzen schwang er sich hinter sie in den Sattel. Er umfasste sie, um die Zügel zu greifen. Sogleich ritt er los.
Durch die Bewegungen des Pferdes wurde Aurora gegen ihn gepresst.
Zwischen dem Sattelknauf und Leandro eingeklemmt blieb ihr kaum Bewegungsfreiheit. Sie war verunsichert durch seine körperliche Nähe. Nicht, weil ihr diese unangenehm war das Gegenteil war der Fall. Sie wollte es sich nicht eingestehen, doch es war erregend, ihm so nahe zu sein. Zudem fühlte sie sich bei geborgen wie seit dem Tod ihrer Eltern nicht
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