Venezianische Verfuehrung
hin, die ich leider auch bin. Ich bin nämlich noch immer unsterblich in ihn verliebt“, antwortete Laura kläglich.
„Aber weil er bei deinem Anblick so entsetzt war, hast du ihn zum Teufel gejagt.“
„Ich musste ihm schließlich zuvorkommen, sollte er mir den Laufpass geben wollen. Du hast sicher bemerkt, dass Domenico großen Wert aufs Äußere legt. Außerdem ist eine Beziehung zwischen uns ohnehin unmöglich, denn er hat mich belogen. Er hat mir in Venedig erklärt, er wäre frei und ungebunden und würde mich lieben. Sonst hätte ich nicht … sonst hätte ich mich nicht so engagiert“, fuhr sie errötend fort.
„Und er ist nicht frei und ungebunden?“
„Jess hat Fen erzählt, dass da eine Frau wäre, aber er behauptet das Gegenteil.“
„Davon hast du mir nichts gesagt.“
„Ich wollte zuerst mit ihm reden.“
„Er hat es bestritten. Und was war dann?“
„Zu dem Zeitpunkt war er ziemlich wütend …“
„Welche Überraschung“, meinte Isabel trocken.
„Er hat den arroganten Mann herausgekehrt und mich von oben herab angeblickt, während er mir mitteilte, er sei nicht zu einer langweiligen Diskussion über unsere Beziehung hergekommen, sondern aus Höflichkeit, weil ich verletzt sei.“
„Autsch. Was hast du darauf erwidert?“
„Nicht viel. Ich habe ihm das Geld gegeben, das er an Signora Rossi gezahlt hat.“
Isabel stöhnte.
„Woraufhin er sich mit einem ‚Grazie‘ bedankt hat und gegangen ist.“ Laura stand auf. „Vielleicht trinke ich doch einen Tee, während du mir ausführlich von der Hochzeit berichtest.“
Sobald Laura am Sonntagabend in ihrer Wohnung eingetroffen war, meldete sie sich bei ihrer Mutter zurück. Isabel hatte sie noch in Stavely behalten und ihren Urlaub im Lake District verschieben wollen. Aber sie hatte es kategorisch abgelehnt.
„Domenico hat vorhin angerufen“, erzählte Isabel.
„So? Was wollte er?“
„Dich besuchen, schätze ich. Wir haben etwas miteinander geplaudert, und danach habe ich weitergepackt.“
„Hast du denn mit Janet schon ausgemacht, wann ihr morgen aufbrecht?“
„Ich hole sie um neun Uhr ab.“
„Habt viel Spaß und fahr vorsichtig.“
„Das tue ich immer. Pass auf dich auf, Darling, und mute dir nicht zu viel zu. Sollte es in der Bank zu mühsam werden, nimm dir bitte noch ein paar Tage frei.“
„Ja, Mum, sei unbesorgt.“
Es wurde ein sehr anstrengender Arbeitstag, der Laura deutlich mache, dass sie keineswegs schon wieder vollständig hergestellt war. Erschöpft kehrte sie am späten Nachmittag nach Hause zurück. Sie kontrollierte ihren Briefkasten, in dem sie zu ihrem Erstaunen ein Päckchen fand, das sie sofort öffnete, sobald sie ihre Wohnung betreten hatte. Es enthielt ein Handy sowie eine Kurznachricht.
Dies ist keine milde Gabe, Laura. Es ist ein praktisches Geschenk, verbunden mit den besten Wünschen für eine baldige Genesung. Domenico
Laura holte den Apparat aus der Schachtel. Er sollte zweifellos ein Friedensangebot sein. Es wäre verrückt, nicht darauf einzugehen. Schnell rief sie Domenico an, bevor sie es sich anders überlegte. „Hier ist Laura.“
„ Come esta? Bist du gerade aus der Bank gekommen?“
„Ja.“
„Ist es gut, so früh schon wieder zu arbeiten?“
„Vermutlich nicht. Es war ziemlich anstrengend. Ich fühle mich erleichtert, wieder zu Hause zu sein und den Fuß hochlegen zu können. Vielen Dank für die tolle Überraschung, Domenico.“
„Du nimmst das Handy an?“, fragte er, nachdem er einen Augenblick geschwiegen hatte.
„Ja, das tue ich.“ Sollte sie ihm ihre Beweggründe nennen? „Ich befürchte nämlich, dass ich dich völlig vor den Kopf stoße, wenn ich es dir zurückschicke. Und ich hätte gern, dass wir zumindest Freunde sind.“
„Das wäre sehr schön“, erwiderte er ohne zu zögern. „Du wirst also mit mir essen gehen, wenn ich in London bin?“
„Ja, und ich werde dich sogar bezahlen lassen.“
„Dann machen wir Fortschritte.“ Er verstummte einen Moment. „Wie fühlt sich dein Gesicht an?“
„Es brennt kaum noch und dürfte bald wieder okay sein.“
„ Bene. Bist du sehr müde?“
„Nicht wirklich.“ Das Gespräch mit Domenico hatte ihre Lebensgeister geweckt. „Es war wirklich lieb von dir, mir das Handy zu schenken.“
„Ich habe damit gerechnet, es mit der nächsten Post zurückzubekommen.“
„Das Porto nach Italien ist viel zu teuer.“
Er lachte. „Wenn das nicht praktisch gedacht ist.“
„So bin ich nun mal.
Weitere Kostenlose Bücher