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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Ausdruck verbissener Entschlossenheit, und Angelina Zolli musste daran denken, wie sehr sie das Istituto delle Zitelle immer als Gefängnis empfunden hatte.
    Sie trat wieder auf die Piazza zurück, umrundete den  Campanile und lief an den Arkaden der Biblioteca Marciana auf den Molo zu. Zwischen den beiden Säulen blieb sie einen Moment lang stehen und sah auf das Becken von San Marco hinaus, dessen stumpfe Oberfläche ein schwacher Westwind kräuselte. Die Isola San Giorgio mit der gleichnamigen Kirche war nur undeutlich zu erkennen, das Geschütz vor der Kirche, das jeden Mittag um zwölf Uhr ei nen Salut schoss, war zu einem kaum sichtbaren Pünktchen geschrumpft.

    Als sie fünf Minuten später den Ponte della Paglia überquert hatte und sich dem Lloydanleger näherte, sah sie, dass sie Glück gehabt hatte. Der Raddampfer, der am Lloydanleger festgemacht hatte, war die Erzherzog Sigmund – sie konnte den Schriftzug am Bug deutlich erkennen.
    Zwei Matrosen standen rauchend auf dem Vorderdeck,  ein dritter war damit beschäftigt, den hölzernen Handlauf der Reling zu reinigen. Zwischen der Erzherzog Sigmund und dem Landungssteg lag, breit und einladend, die Gangway – fast so, als hätte die Erzherzog Sigmund darauf gewartet, dass sie, Angelina Zolli, heute in einer hochwichtigen Angelegenheit den Fuß auf ihr Deck setzen würde.
    Angelina Zolli umrundete eine Gruppe Engländer (ka rierte Knickerbocker), die gerade das Danieli verlassen hatte, und beschleunigte ihren Schritt. Auf einmal schien alles kinderleicht zu sein – so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihr Herz machte einen kleinen, fröhlichen Satz, und es gelang ihr gerade noch, das laute Kichern, in das sie fast ausgebrochen wäre, in ein paar unauffällige Gluckser zu verwandeln.
    Sie würde nach dem Zahlmeister fragen, und der Zahlmeister würde, nachdem er ihre Beschreibung angehört  hatte, einen Blick auf die Passagierliste des entsprechenden Tages werfen und ihr den Namen des Mannes nennen. Da es unwahrscheinlich war, dass sich der Commissario um  diese Zeit noch in der questura aufhielt, würde sie sich anschließend zum Palazzo Tron begeben, um ihm den Namen des Mannes mitzuteilen. Wenn der Commissario noch unterwegs war, würde Signor da Ponte sie auffordern, auf  ihn zu warten. Bei einer leckeren Tasse Kakao in seiner wunderbaren Küche.

20

    Der silberne Servierlöffel mit dem Wappen der Montalcinos schwebte ein paar Sekunden lang über Trons Teller, dann senkte er sich herab, wurde vorsichtig gedreht, und eine neue Portion Rinderfilet à la jardinière rutschte auf das goldgeränderte Sèvres, das die Principessa an Tagen französischer Küche bevorzugte. Auf einen Wink der Principessa trat Moussada (Massouda?), der eben den Servierlöffel bedient hatte, lautlos zurück, und auch Massouda (Moussada?), der seinem Bruder (Vetter? Onkel?) die angewärmte Terrine gehalten hatte, zog sich an die Anrichte zurück, wo beide lautlos und mit sparsamen Bewegungen das Dessert vorbereiteten.
    Zwar fand Tron die Kleidung, in der die äthiopischen  Diener der Principessa herumlaufen mussten – Pluderhosen, Turban und Krummdolch – immer noch ziemlich affig, aber er musste zugeben, dass die beiden die Kunst des Servierens perfekt beherrschten. Alessandro hingegen hatte serviermäßig in letzter Zeit etwas nachgelassen, was teils an seinem Alter lag, teils auch daran, dass er, bevor er servieren konnte, die Speise erst durch ein kaltes Treppenhaus schleppen musste. Im Palazzo der Principessa gab es selbstverständlich einen Speisenaufzug. Im Palazzo Tron gab es selbstverständlich keinen Speisenaufzug.
    «Ich glaube nicht, dass Maximilian mir morgen in Triest  Geld anbieten wird», sagte Tron. «Das wäre zu plump.»
    «Was, denkst du, wird er dir anbieten?»
    Tron zuckte die Achseln. «Schertzenlechner sagte, er  würde mir ein Angebot machen, das ich unmöglich ablehnen könne.»
    «Klingt wie eine Drohung.»
    «Es klingt nach erheblichen Vorteilen, wenn ich es an nehme, und erheblichen Nachteilen, wenn ich es ablehne.»
    «Worin könnten die erheblichen Vorteile bestehen? Er  wird dir kaum einen Orden in Aussicht stellen.»
    Tron schüttelte den Kopf. «Mir eine Rangerhöhung anzubieten wäre ebenfalls albern. Erstens lege ich nicht den geringsten Wert darauf, mich Fürst zu nennen, weil ich das nämlich bereits bin. Und zweitens …»
    «Moment.» Die Principessa machte kein Hehl aus ihrer  Verblüffung. «Du bist Fürst ?»
    Tron

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