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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Informationen verbreiten.» Er dachte einen Moment lang nach. Dann sagte er: «In gewisser Weise passt jetzt alles zusammen.»
    «Was passt zusammen, und was haben Sie erfahren?»
    «Dass es Schriftzeichen an der Wand gibt, die einen  Hinweis auf die Identität des Mörders enthalten.»
    «Die niemand entziffern konnte.»
    Pater Calderón lächelte müde. «Weil Sie den Code nicht  kennen.»
    «Was soll das heißen?»
    «Darf ich Ihnen erst noch eine Gegenfrage stellen,  Commissario?»
    «Fragen Sie.»
    «Wo war Kapitänleutnant von Beust, als Anna Slataper  ermordet und als Pucci erschossen wurde? Hat er sich in Triest oder in Venedig aufgehalten?»
    «Er war in Venedig», sagte Tron. «Wieso fragen Sie danach?»
    Pater Calderón zog es vor, eine indirekte Antwort zu  geben. Er schlug die Beine unter seiner Soutane übereinander – die Bewegung hatte zu Trons Freude einen Einschlag ins Lächerliche – und sagte, indem er ein betrübtes Lächeln aufsetzte: «Der Kapitänleutnant verfasst alle vierzehn Tage einen Bericht, der direkt auf dem Schreibtisch des Kaisers landet.»
    Es dauerte ein, zwei Augenblicke, bis Tron begriff, was Pater Calderón eben gesagt hatte. «Was Sie hier andeuten, ist grotesk», sagte er. «Woher stammen diese Informationen?»
    Pater Calderóns Gesicht verschloss sich wie eine Auster.
    «Aus einer zuverlässigen Quelle», sagte er knapp. «Außerdem ist die Beschreibung von Beust eindeutig. Ich wüsste jedenfalls nicht, wer sonst noch eine rote Weste und eine goldene Kette trägt.»
    «Welche Beschreibung?»
    «Der Schlüssel ist die Bibel, Commissario.» Der Pater beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne und sah Tron an wie einen begriffsstutzigen Seminaristen. «Buch Daniel.
    Fünftes Kapitel. Vers neunundzwanzig. Da befahl Belsazar, dass man Daniel mit Purpur kleiden und ihm eine goldene Kette um den Hals geben sollte … »
    Wahrscheinlich, dachte Tron, hätte ihm Pater Calderón  den Satz am liebsten auf Hebräisch um die Ohren gehauen.
    Er räusperte sich. «Sie meinen …»
    Calderón nickte und lächelte kalt. «Beust hat Pucci getö tet. Er wird sehr schnell von der Affäre zwischen dem Erzherzog und Anna Slataper erfahren haben. Näheres über den Charakter der Dame und ihren Freund, den Photographen Pucci, herauszufinden dürfte kein Problem gewesen  sein. Ob die Idee, den Erzherzog zusammen mit Anna Slataper zu photographieren, auf ihn zurückgeht oder auf Pucci, ist unwichtig. Entscheidend ist, dass Beust für diese Photographien gezahlt hat. Er war es auch, der Anna Slataper getötet hat, als diese sich entschlossen hatte, Maximilian alles zu erzählen.»
    «Und was ist mit Pucci passiert? Warum musste Pucci  sterben?»
    «Pucci wollte aus Venedig verschwinden und besaß noch  ein paar kompromittierende Abzüge.»
    «Die hätte er Beust anbieten können.»
    «Vermutlich hat er das auch getan. Aber Beust hat abge lehnt und den Vorschlag gemacht, noch ein bisschen Geld aus Maximilian herauszuholen. Der Plan, sich in diesem Haus in Canareggio zu treffen, stammt vermutlich von  Beust. Der nichts anderes vorhatte, als Pucci bei der Übergabe zu töten und das Geld und die Photographien an sich zu nehmen. Pucci würde für immer schweigen, und der Verdacht würde fast zwangsläufig auf Gutiérrez oder auf mich fallen. Eine fast perfekte falsche Spur.»
    Eine fast perfekte falsche Spur – ein Satz, mit dem Pater Calderón nicht fast, sondern ziemlich perfekt das zusammenfasste, dem er, Tron, gerade aufgesessen war. Ausschließlich fast perfekten Spuren hatte er den letzten Tagen nachgejagt: Schertzenlechner, Gutiérrez, Pater Calderón.
    Tron seufzte. Vielleicht sollte er sich aus diesem Geschäft zurückziehen, das Angebot der Principessa annehmen und Glas verkaufen. Mit einem Musterkoffer nach Wien reisen.
    Perfekte Geschäfte abschließen und nie wieder gezwungen sein, den Murks von Spaur im Emporio zu veröffentlichen.
    Tron sagte: «Ich kann nicht ohne harte Beweise zu Maximilian gehen und ihm erklären, dass Beust hinter den  Morden steckt.»
    Pater Calderón zuckte die Achseln. «Dann reden Sie mit  Spaur. Der Baron wird die Möglichkeit haben, sich direkt an den Kaiser zu wenden. Beust hat seine Kompetenzen definitiv überschritten. Allerdings wird Franz Joseph versuchen, die Angelegenheit geräuschlos zu bereinigen. Er wird Beust versetzen und darauf dringen, die Ermittlungen einzustellen.»
    «Das würde heißen, dass Beust ungeschoren davon kommt.»
    Was Pater

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