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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Aufenthalt in der feuchten Lagunenstadt gebraucht, um Janes Reize zu erkennen. Gewiss würde er Anne niemals vergessen können. Aber ihm wurde nach und nach klar, dass sein Herz groß genug war, zwei Frauen Platz zu bieten.
    Er legte ihr den Arm um die Taille und drückte sie fester an sich. Durch ihren wollenen Mantel hindurch konnte er den sanften Schwung ihrer Hüfte fühlen. Auch fiel ihm auf, wie gut ihr und sein eigener Körper zusammenpassten. Offenbar war auch ihr das aufgefallen, denn jetzt legte sie ihre Finger leicht auf die seinen, so als fürchte sie, er könne sie fortziehen.
    „Sie haben kalte Hände, Jane.“
    „Oh, Entschuldigung.“ Rasch nahm sie ihre Hand weg. „Leider hat der Lakai mir nur den Mantel, nicht aber die Handschuhe gebracht.“
    „Ich werde sie Ihnen wärmen.“ Fest umschloss er ihre Finger mit den seinen. Und während er das tat, spürte er deutlich, wie ein kleiner Schauer der Zufriedenheit Jane überlief. „So ist es besser, nicht wahr?“
    „O ja!“ Sie drehte sich halb um und schaute lächelnd zu Aston, wobei sie den Kopf in den Nacken legen musste. „Sie sind ein wunderbarer Handwärmer“, neckte sie ihn.
    „Meine Liebe, ich möchte nur, dass es Ihnen gut geht.“ Kurz erwiderte er ihr Lächeln, dann schaute er über ihren Kopf hinweg auf den Kanal und die Häuser an seinem Ufer. Er hatte Jane hierher gebracht, um ihr zu beweisen, dass Mondschein tatsächlich etwas sehr Romantisches sein konnte, auch wenn sie vorhin noch versucht hatte, das abzustreiten. Gut, vermutlich fand sie Venedig bei Mondlicht längst nicht so bezaubernd, wie Diana das tun würde. Trotzdem zeigte sie sich plötzlich von einer weichen, gefühlsbetonten Seite, die er bisher nicht an ihr gekannt hatte.
    Wenn sie sich anders verhalten hätte, dachte er, wenn sie wie üblich die praktische Seite ihres Wesens hervorgehoben hätte, dann hätte ich das Thema rasch fallen lassen.
    Doch als er nun mit ihr auf dieser kleinen geschwungenen Brücke stand und sie in den Armen hielt, stellte er fest, dass ihn selbst eine ungewohnt feinfühlige Stimmung überkam. Lag es nur an dem hervorragenden italienischen Wein, den er getrunken hatte? Nein, gewiss nicht. Dies war der romantischste Ort, den er kannte. Und das hing nicht zuletzt mit Jane zusammen.
    „Indem Sie darauf bestanden, mit mir herzukommen“, sagte sie leise, „haben Sie mir eine große Freude gemacht. Allein hätte ich das Haus niemals mitten in der Nacht verlassen, um mir dies alles anzuschauen.“ Sie seufzte tief. „Haben Sie jemals etwas Schöneres gesehen?“
    „Nein, nie“, gab er zurück. „Vermutlich ist es schöner, wenn man es zu zweit erlebt.“
    „O ja, davon bin ich überzeugt. Viel schöner, insbesondere, wenn man in so angenehmer Gesellschaft ist.“ Sie drehte sich zu ihm um, ohne sich aus seiner Umarmung zu befreien. Ihre Miene war jetzt sehr ernst. Dann legte sie ihm, all ihren Mut zusammennehmend, beide Hände flach auf die Brust. „Und jetzt“, sagte sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte, „sollten Sie wohl versuchen, mich zu küssen.“
    „Würde Ihnen das gefallen, Jane?“
    „Ja“, ihre Stimme klang weich, „ja, ich denke, das würde es.“
    „Ich könnte Sie küssen“, murmelte er und neigte den Kopf, bis er mit dem Mund ihre Lippen fast berührte und den Duft ihrer Haut wahrnahm. „Wer könnte mich daran hindern? Wahrhaftig, wir sind hier ganz allein.“
    Sie erschrak und wandte sich im letzten Moment ab. „O nein, Richard, bitte nicht!“
    Enttäuscht sah er sie an. „Wenn Sie wieder mit dem Unsinn anfangen wollen, dass Sie die Gouvernante meiner Töchter sind und wir deshalb …“
    „Keineswegs.“ Heftig schüttelte sie den Kopf. Innerhalb eines kurzen Moments hatte sie ihren Entschluss gefasst. Nun würde sie ihn ausführen, ehe der Mut sie verließ. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Hände um Astons Kopf zu legen und diesen zu sich herunterzuziehen. „An meinen Beruf habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich … ich wollte Sie so gern zuerst küssen.“
    Er spürte ihren Mund auf seinem und küsste ihn so innig, dass es Richard war, als würden ihre Lippen miteinander verschmelzen. Schon hatte er vergessen, dass er sich über Janes List beschweren wollte. Stattdessen war er ganz von dem Gefühl erfüllt, das dies richtig war. Ja, es gefiel ihm, von Jane geküsst zu werden. Er mochte es, wie sie die Lippen mit einem kleinen Seufzen öffnete. Wie warm ihr Mund war! Er mochte es,

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