Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
die ganze Nacht mit einem Mann zusammen, der angeblich Ihr Arbeitgeber ist. Die Köchin hat mir alles erzählt …“
    Jane hob die Augenbrauen, sagte jedoch nur: „Seine Gnaden war bis vor Kurzem mein Arbeitgeber. Doch da seine Töchter inzwischen verheiratet sind, stehe ich nicht mehr in seinen Diensten.“
    „Wenn Sie das sagen, Miss …“ Signora della Battista stellte die Kanne auf das Tischchen am Fenster und betrachtete wohlwollend den Dampf, der aus den beiden mit Tee gefüllten Tassen aufstieg. Der Blick, den sie dann Jane zuwarf, war allerdings keineswegs wohlwollend. „Wenn Sie es sagen …“
    Erst jetzt bemerkte Jane, dass auf dem Frühstückstablett alles stand, was zwei Menschen benötigten. „Signora, warum …“, begann sie. Doch sie wurde von der Stimme eines Mannes unterbrochen.
    „Guten Morgen, meine liebe Jane, und zugleich auch guten Tag!“ Richard trat durch die Tür. „Es ist schon spät, meine Teure. Wir wollen uns beeilen, damit wir nicht einen ganzen Tag verlieren.“
    Zu erstaunt, um antworten zu können, starrte sie ihn an. Während sie sich noch immer erschöpft fühlte und fürchtete, farblos auszusehen, wirkte er frisch und unternehmungslustig. Er war sorgfältig rasiert und gekämmt, seine Augen funkelten fröhlich, seine Kleidung war makellos.
    „Auf, auf, liebe Jane“, meinte er gut gelaunt.
    In ihren Ohren klang sein Tonfall genau so, wie wenn er daheim mit den Hunden sprach.
    „Sie haben es sich lange genug im Bett gemütlich gemacht. Ich habe die Signora gebeten, Ihnen ein kleines zweites Frühstück heraufzubringen. Ein englisches Frühstück. Das wird Ihnen guttun. Ja, ich denke, es wird Sie beruhigen, obwohl ich zugeben muss, dass auch heiße Schokolade mit Schinken nicht zu verachten ist. Setzen Sie sich, essen und trinken Sie, und dann machen Sie sich fertig, damit wir noch etwas unternehmen können, ehe es dunkel wird.“
    „Verzeihen Sie, Euer Gnaden, ich dachte, Sie hätten kein Interesse daran, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besuchen.“ Noch immer fest in das Federbett gewickelt trat Jane zu dem Tischchen am Fenster. „Ich habe nicht erwartet, dass Sie das Haus so bald würden verlassen wollen.“
    „Sie denken doch nicht etwa, ich sei noch betrunken?“ Er lachte, schob sich dann einen Keks in den Mund, kaute, schluckte. „Ich bin so nüchtern wie der Pfarrer vor der Predigt, meine Liebe. Es braucht schon mehr als ein wenig italienischen Wein, um mich aus der Bahn zu werfen.“
    Die Signora schnaubte, warf dem Duke einen missbilligenden Blick zu und fragte: „Brauchen Sie mich noch, Euer Gnaden?“
    „Danke, nein, Signora. Sie können jetzt gehen.“
    Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Schon war sie an der Tür und verschwand, ohne zu knicksen. Zweifellos war es ihr ziemlich gleichgültig, was Aston von ihr hielt.
    Er wiederum beachtete sie nicht weiter, sondern nahm am Tisch Platz, griff nach einer der Teetassen, trank und verzog das Gesicht. „Was soll das denn sein? Ein guter englischer Tee ist das nicht!“
    „In ganz Venedig, nein, in der ganzen Welt, wird man keinen guten englischen Tee finden, Euer Gnaden“, teilte Jane ihm mit. „Denn Tee wird in China angepflanzt und nicht in England. Außerdem weiß ich wahrhaftig nicht, warum Sie meinen, ich bräuchte etwas, das mich beruhigt.“
    Um seine Lippen zuckte es. „Sie sind immer ein Mensch gewesen, der gern an seinen Gewohnheiten festhält – wogegen aus meiner Sicht nichts einzuwenden ist. Deshalb hat es mich gewundert, dass Sie heute nicht zur üblichen Zeit zum Frühstück erschienen sind. Von der Signora erfuhr ich, dass Sie noch nicht aufgestanden waren. Natürlich schloss ich daraus, dass es Ihnen nicht gut geht.“
    „Aber Sie wussten doch, wie spät ich ins Bett gekommen bin! Daraus, Euer Gnaden, hätten Sie folgern können, dass ich einfach etwas länger schlafen würde.“
    „Genug, Jane.“ Er wandte sich zu ihr, löste ihre Finger sanft von dem Federbett und umfasste ihre Hände mit den seinen. „Ich bitte Sie, hören Sie mit diesen Gouvernantensprüchen auf.“
    Jane war verletzt. „Verzeihung, Euer Gnaden, das verstehe ich nicht.“
    „Das sollten Sie aber! Sie können doch nicht vergessen haben, dass wir uns in der letzten Nacht darauf geeinigt haben, jeden Tag zu nehmen, wie er kommt, ohne Pläne zu schmieden, aber auch ohne uns zu sorgen. Wir wollen das Leben genießen, nicht wahr? Meiner Meinung nach bedeutet das gleichzeitig, dass keiner von uns

Weitere Kostenlose Bücher