Venezianische Versuchung
versuchen wird, das zu leugnen, was geschehen ist. Keiner wird die Ereignisse dieser wundervollen Nacht in der Erinnerung verzerren oder ihnen eine andere Bedeutung geben. Es würde ja auch nichts nützen.“
„Es war nicht meine Absicht, der Vergangenheit eine andere Bedeutung zu geben .“ Jane bemühte sich, dem Duke ihre Hände zu entziehen. Doch er hielt sie so fest, dass all ihre Anstrengungen vergeblich waren. Und plötzlich schämte sie sich. Deutlich spürte sie, wie Richard sie anschaute. Zweifellos hatte er ihre nackten Füße gesehen. Er musste auch bemerkt haben, dass sie nur ihr Nachthemd trug. In England wäre das eine wahrhaft skandalöse Situation gewesen. „Euer Gnaden, ich habe lediglich …“, begann sie.
„Meine Liebe“, sagte er zärtlich, „es gefällt mir nicht, dass Sie mich wieder mit Euer Gnaden anreden. Ich möchte, dass Sie mich Richard nennen so wie in der vergangenen Nacht.“
„Ich dachte, dass sei nicht mehr als eine nette kleine Narrheit gewesen“, meinte Jane.
„Eine Narrheit?“, wiederholte Richard ungläubig. „ Eine Narrheit! “
„Ja“, erklärte sie mit fester Stimme. „Ein besseres Wort dafür fällt mir wirklich nicht ein.“ Jetzt, da das Licht der Sonne den romantischen Mondschein ersetzt hatte, wollte sie Aston die Möglichkeit geben, seine Meinung über sie und über ihre Beziehung zueinander zu ändern, wenn er es denn wollte. Tatsächlich zweifelte sie nicht daran, dass er es wollte. Als Gegenleistung erwartete sie nichts weiter, als dass er ihr ihren Stolz ließ und ihr nicht das Herz brach.
Vernünftig zu denken und zu handeln war allerdings extrem schwer, solange der Duke sie auf diese beunruhigende Weise musterte und ihre Hand hielt.
Sie beschloss, ihm nicht länger ins Gesicht zu schauen, damit sie weder die leichte Belustigung noch die ehrliche Zuneigung sah, die in seinen Augen stand. O Gott, wie schön seine Augen waren! Und wie gütig sie blickten!
„Ich beabsichtige nicht, irgendwelche Verpflichtungen für Sie aus dem abzuleiten, was letzte Nacht geschehen ist“, stellte Jane in geschäftsmäßigem Ton fest. „Es ist mir durchaus bewusst, dass Sie mir nur beweisen wollten, dass Venedig im Mondlicht eine sehr romantische Stadt ist. Natürlich hatten Sie nicht vor …“
„Ich habe jedes meiner Worte ernst gemeint!“, fiel er ihr ins Wort. „Und nichts von dem, was ich getan habe, war als Spaß gedacht. Dazu stehe ich, Jane.“
„Oh!“ Ihre Stimme hörte sich merkwürdig an. Jane war so überrascht, dass sie keinen vollständigen Satz herausbrachte. War es denkbar, dass sie sich unnötigerweise Gedanken gemacht hatte? Hielt Aston sie gar nicht für eine leichtfertige Frau. Vielleicht – ihre Augen leuchteten hoffnungsvoll auf – würde er ihr doch nicht das Herz brechen. „Sie haben wirklich alles ernst gemeint, was Sie gesagt haben?“, vergewisserte sie sich.
„Ich bin bereit, dass zu beschwören“, meinte er und lächelte. „Lassen Sie uns die kommenden Tage genießen. Ich bin gern in Ihrer Gesellschaft. Unsere Gespräche gefallen mir. Ich höre Ihnen gern zu, und es macht mir Spaß, Sie zu necken. Besonders aber mag ich es, wenn wir uns küssen. Ich schätze Sie und habe Sie gern, Jane. Nicht als ehemalige Gouvernante meiner Töchter, sondern als Frau.“ Er holte tief Luft. „Deutlicher kann ich es nicht sagen.“
Während all der Stunden, in denen sie keinen Schlaf gefunden hatte, war Jane nie auf die Idee gekommen, er könne etwas so Wundervolles sagen. Ihre Stimme zitterte, als sie ein leises „Danke“ murmelte.
„Ich bin nun mal nicht so geschickt mit Worten wie Sie“, fuhr Richard fort. „Die Sprache scheint für Sie eine gute Freundin zu sein, für mich jedoch ist sie jemand, auf den ich mich nicht verlassen kann.“
„Das ist nicht wahr!“, widersprach Jane. „Sie können sich sehr gut ausdrücken.“
„Nun, wie dem auch sei …“ Er blickte sie nachdenklich an. „Mir scheint, Sie haben verstanden, was ich meine. Dann brauche ich mich also nicht zu wiederholen.“
Jane schluckte. Noch immer fiel es ihr schwer zu glauben, was er ihr gestanden hatte. Hier gab es weder Mondschein noch Wein. Und Richard machte wahrhaftig keinen verwirrten Eindruck. Wenn er also so mit ihr sprach, obwohl sie nicht einmal angekleidet und gekämmt war, dann musste er es wohl ernst meinen. „Sie brauchen es nicht zu wiederholen“, flüsterte sie.
„Dem Himmel sei Dank für kleine Freuden.“ Er zog ihre Hand an
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