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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Liebling. Außerdem ist die Freude ganz bei mir. Aber wir reden später weiter. Al will los.«
    Al hasst es zu warten. Er stand bereits am Wagen und rieb mit dem Ärmel über eine Stelle auf dem Lack.
    Mum und Al sind seit drei Jahren ein Paar. Al – Alan – ist ein richtiger Mann. Er geht jagen und angeln, und wenn er nicht gerade irgendein Tier erlegt, schließt er sich in seiner Garage ein und bastelt an einer alten Karre herum, angeblich ein richtiger Oldtimer, wie meine Mutter behauptet. Al ist kein Mann, der Verständnis dafür aufbringt, dass eine Frau auch mal einen Tag für sich braucht, was er sich ja täglich herausnimmt. Im Moment nimmt er allerdings gerade eine kleine Auszeit von sich und spielt den Chauffeur für meine Kinder.
    Doch ich will nicht den Eindruck erwecken, als könne ich Al nicht leiden. Er mag sein, wie er will, aber es ist eine Tatsache, dass er das Leben meiner Mutter verändert hat. Vom tristen Bethnal Green ins richtige Grün von Radlett. Von einem winzigen Apartment zu einem großen Haus mit einer Einrichtung, die sie nur aus Zeitschriften kannte. Wie in der Werbung: Der Vorher-Nachher-Effekt.
    Sie werden sich an den Kopf fassen, dass Sie sich früher die Mühe gemacht haben, alles selber klein zu schnippeln und zu hacken, sobald Sie die neue Kenwood Chefette mit ihrem revolutionären Drei-in-Eins-System ausprobieren! Sie zerkleinert einfach alles, und man kann mit ihr auch rühren, kneten und pürieren, und das alles mit nur einem – jawohl, einem! – einzigen Knopfdruck.
    Al hat viel übrig für moderne Technik. Meine Mutter ebenfalls, obwohl ich glaube, dass sie einfach den Luxus genießt, nach ihrem Leben ohne technische Errungenschaften. Innerhalb kürzester Zeit hat sie eine bemerkenswerte – wenn nicht sogar radikale – Verwandlung durchgemacht. Und davor brauchte sie nur vierundzwanzig Jahre alleine zu leben. Das waren doch erfreuliche Aussichten, oder?
    Al war Baustoffhändler gewesen. Sein Geschäft war auf der Mile End Road, nicht weit entfernt von der Straße, wo meine Mutter früher gewohnt hat. Kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, verkaufte Al seinen Laden und zog mit meiner Mutter nach Radlett.
    Obwohl Al immer gerne das Alphamännchen heraushängen lässt, freue ich mich einfach für meine Mutter, dass sie nach so vielen Jahren noch mal einen Partner gefunden hat. Einen, der ihr ein wunderschönes Haus und tolle Urlaubsreisen ermöglicht. Und die revolutionäre Küchenmaschine von Kenwood.
    Zum Abschied meinte meine Mutter, dass sie die Kinder um acht wiederbringen würde und dass sie Richard eine angenehme Geschäftsreise wünsche.
    Warum ich es ihr nicht gesagt habe? Wenn ich ihr die Wahrheit erzählt hätte, wäre es dadurch Realität geworden. Warum also hätte ich es tun sollen? Außerdem, wie bereits erwähnt, meine Mutter und ich reden zwar viel, aber nie über das Wesentliche. So sind wir halt.
    Ich winkte eifrig, als sie wegfuhren. Molly hauchte mir Küsse zu, und Thomas machte ein finsteres Gesicht, weshalb auch immer. Al stammt ursprünglich aus Yorkshire und ist ein großer Fan von Leeds United. Das ist zwar nicht dasselbe wie Arsenal, aber es ist immerhin Fußball. Al und Thomas haben ein gemeinsames Interesse, was man von Thomas und seinem Vater nicht gerade behaupten kann.
    Oder muss es heißen, behaupten konnte?
    Gott, was sollte bloß aus uns werden?
    Diese Frage hatte schon den ganzen Morgen in der Warteschleife über meinem Kopf gekreist. Kaum waren die Kinder weg, stürzte sie auf mich herab wie eine Boeing 747.
    Richard, der Wochenendpapi.
    Fran, die allein erziehende Mutter.
    Mit einem Mal lag die Zukunft klar vor mir: tropfende Wasserhähne, die einem den Schlaf rauben, der Großeinkauf, der in der Einfahrt steht und darauf wartet, dass ein kräftiger Mann ihn ins Haus trägt, eine Reifenpanne auf der Autobahn und eine Frau, die einen Wagenheber nicht von ihrem Ellbogen unterscheiden kann, ein riesiger Sattelschlepper, der, außer Kontrolle, auf die Mutter mit ihren Kindern am Seitenstreifen zurast und ungebremst von hinten auffährt, sodass alle Insassen zerfetzt werden ...
    Die Kinder waren gerade einmal fünf Minuten weg, und ich war bereits hysterisch. Ich heulte nicht und blieb auch äußerlich ruhig, aber innerlich war ich panisch vor Angst. Wäre ich ruhiger gewesen, hätte ich vielleicht noch einmal genauer über alles nachgedacht.
 
Richard kann keine Wasserhähne reparieren. Er hat das getan, was ich in Zukunft auch tun

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