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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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attraktiver? Ist das fair? Wieso lassen seine grauen Haare ihn nicht alt und verbraucht aussehen, wie es bei mir der Fall ist? Und warum ist er immer noch so schlank? Und so muskulös, obwohl er keinen Sport treibt und in der Woche ab und zu sogar zweimal am Tag warm isst. Ich verzichte immer auf das Mittagessen, und sehen Sie sich dagegen meine Figur an. Und dann seine Hände – gebräunt, glatt, ohne Schwielen. Wen haben diese Hände berührt? Mistkerl .
    »Richard, wach auf.«
    Er bewegt sich, windet sich unruhig hin und her. Er öffnet halb die Augen und greift sich mit der Hand in den Nacken, um die Stelle zu massieren, auf der er unbequem gelegen hat.
    »Wie spät ist es?«, fragt er verschlafen.
    »Höchste Zeit, dass wir reden.«
    Ich setze mich vor ihn auf den Couchtisch, eine Pobacke auf den Zeitschriften, die dort liegen. Richard und ich starren uns an, und jeder wartet darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Offensichtlich wird Richard das nicht sein. Es ist an mir, den Ball ins Rollen zu bringen.
    »Okay, es mag ja sein, dass du vorhin nicht mit Karen telefoniert hast, aber du hast mich trotzdem belogen. Du hast doch was mit ihr.«
    Keine Antwort, nur ein ausdrucksloses Starren.
    »Ich habe die hier gefunden.«
    Mein Magen zieht sich zusammen, als Richard mir die inzwischen zerknitterte Rechnung abnimmt und darauf blickt.
    »Oh«, sagt er schließlich. Er richtet mühsam den Oberkörper auf und verzieht kurz das Gesicht, als er die Beine ausstreckt. »Ja ...« Er zieht seine Antwort in die Länge, um Zeit zu schinden.
    Es ist wie bei einem Polizeieinsatz mitten in der Nacht, wenn die Verdächtigen aus ihren Betten gezogen und verhört werden, bevor sie die Chance haben, richtig wach zu werden und sich Lügengeschichten auszudenken. »Also, was hat das zu bedeuten?«, frage ich. Ich werde Richard sicher nicht die Zeit geben, sich eine Ausrede einfallen zu lassen.
    Er kneift sich kurz in die Nase und stößt einen tiefen Seufzer aus. »Du hast recht«, sagt er. »Höchste Zeit, dass wir reden.«
    Und als diese Worte aus seinem Mund kommen, wird mir bewusst, dass es nun kein Zurück mehr gibt. Ich werde keine harmlose Erklärung bekommen, worauf ich so sehr gehofft hatte. Es gibt etwas, worüber wir reden müssen.
    »Ich habe nichts mit Karen«, sagt Richard. »Aber es gibt ... eine andere Frau.«
    Oh Gott ...
    »Wer?«
    »Sie heißt Bel, eigentlich Belinda. Sie arbeitet bei Gucci. Sie ist meine Kundin. Nun, anfangs, als wir uns kennen gelernt haben, noch nicht, aber das ist, tja, schon eine Weile her. Inzwischen ist sie befördert worden. Sie leitet jetzt die Marketingabteilung.«
    Himmel. Was soll das? Warum erzählt er mir ihren halben Lebenslauf? Dummes, blödes Arschloch ...
    »Seit wann?«, frage ich.
    »Ich kenne sie seit ungefähr einem Jahr. Aber anfangs ist überhaupt nichts passiert.«
    »Seit wann?«
    »Wirklich, das geht erst seit ein paar Wochen. Ungefähr seit drei Monaten. Allerhöchstens.«
    Erst seit drei Monaten. Soll mich das jetzt trösten?
    »Verdammt, was spielt das schon für eine Rolle?«, brülle ich.
    »Fran, die Kinder.«
    »Sag es mir. Was spielt es für eine Rolle, wie lange du sie schon vögelst? Ob drei Monate oder drei Jahre, na und? Entscheidend ist, dass DU SIE FICKST!«
    »Es tut mir leid ... wirklich. Ganz ehrlich, ich wollte das nicht ...«
    Und warum hast du es dann getan?
    »... Ich habe versucht, es zu beenden ... Sie wollte das auch. Aber wir hatten beruflich viel Kontakt. Solche Dinge passieren eben manchmal ... Sie weiß, dass ich verheiratet bin. Ich habe von Anfang an klargestellt, was für mich auf dem Spiel steht.«
    »Was für dich auf dem Spiel steht? Was sind wir denn? Eins von deinen Aktienpaketen?«
    »Nein, so ist das nicht –«
    »Denn wenn du es so siehst, Richard, dann ist heute dein ganz persönlicher Schwarzer Freitag, weil du dich nämlich auf der Stelle verpissen kannst!«
    Ja, ich schreie immer noch.
    »Ich dachte mir, dass du so reagierst.« Richard steht langsam auf und sieht überall hin, nur nicht zu mir.
    »War’s das? Gehst du jetzt einfach zur Tür hinaus?«
    »Nun, das willst du doch, oder? Hast du das nicht eben gesagt?«
    Am liebsten würde ich ihn weiter anbrüllen, aber mir fehlen die Worte. Ich habe keine Ahnung, was ich will. Aber eins weiß ich sicher. Wie schon Al Pacino in Der Pate III sagt: Nein, Richard, DAS IST NICHT DAS, WAS ICH WOLLTE.
    »Wir brauchen ein bisschen Abstand voneinander«, sagt er jetzt in ruhigem

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