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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Ton. »Es ist nun einmal Fakt, dass es bei uns seit einiger Zeit ... nicht mehr so toll läuft. Und zwar schon länger, als das mit mir und Bel geht, wenn wir ehrlich sind ... Du hast recht, Fran. Besser, ich gehe.«
    Ich fasse es nicht. Jetzt dreht er den Spieß auch noch um. Als wäre es meine Entscheidung, dass er geht. Warum fleht er mich nicht an, bleiben zu dürfen? Warum bittet er mich nicht um Verzeihung, nachdem er den Mut hatte, mir alles zu gestehen? Warum kämpft er nicht für das, was für ihn auf dem Spiel steht?
    Das ist das, was mich am meisten schockiert. Dass Richard offenbar denkt, er hat nichts zu verlieren.
    »Ich packe nur noch rasch ein paar Sachen zusammen«, sagt er und verlässt das Wohnzimmer.
    Zehn Minuten später ist er weg.

9
 
    I ch weiß nicht, wo der Sonntag geblieben ist. Er scheint wie durch einen billigen Zaubertrick verschwunden zu sein. Aber ich kann ihn genauso wenig zurückholen, wie ich ein Kaninchen aus dem Hut hervorzaubern kann.
    Und ich will ihn auch gar nicht zurückholen.
    Nachdem Richard gegangen war, blieb ich im Wohnzimmer sitzen. Ich verlor jegliches Zeitgefühl, bis draußen der erste Vogel zu zwitschern begann. Kurz nach sechs ging ich leise nach oben und legte mich ins Bett. Als Molly eine Viertelstunde später hereinkam, tat ich so, als würde ich gerade erst nach einer anstrengenden Nacht wach werden.
    »War es schön auf der Party?«, fragte Molly.
    »Ja, sehr schön, Engelchen«, antwortete ich. Ich habe mir die Kante gegeben und mich zum Gespött gemacht, und dein Vater hat mich verlassen ... die perfekte Methode, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
    »Helen hat mir gestern erlaubt, Wer wird Millionär bis zum Schluss zu gucken. Wo ist Daddy?«
    »Er musste ... weg. Er muss arbeiten.«
    »Kann ich Frosties haben?«
    Ich war nicht fähig, mich vor den Kindern auf Dauer zusammenzureißen. Darum rief ich gegen neun meine Mutter an, die wie immer entzückt auf meine Bitte reagierte, die Kinder zu nehmen. Sie liegt mir ständig in den Ohren, sie öfter zu besuchen, damit sie ihre Enkelkinder zu Gesicht bekommt. Meine Mutter wohnt in Radlett, Hertfordshire, ungefähr vierzig Autominuten entfernt. Sie schwärmt immer in den höchsten Tönen vom Landleben, als wäre sie Immobilienmaklerin und wolle mir ein Haus auf dem Land andrehen. Und sie hat recht. Sie lebt in einem wunderschönen Haus, hinter dem man auf offene Felder und Wälder blickt, und bis zum nächsten Reiterhof ist es auch nicht weit. Thomas und Molly sind immer gerne dort, und ich sollte sie viel öfter zu meiner Mutter bringen. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Die Zeit verstreicht, und das schlechte Gewissen wird immer größer, und man nimmt sich fest vor, bald mal anzurufen, aber irgendwie hat man nie die Muße dafür und so weiter. Außerdem wollte Richard nie zu meiner Mutter fahren. Er war also Schuld.
    Aber Richard war nicht mehr hier, folglich konnte sich das alles ändern. Was du heute kannst besorgen, dachte ich und griff zum Telefon.
    Ich riss mich so lange zusammen, bis meine Mutter kam, um die Kinder abzuholen. Mit einer Tonmaske im Gesicht verbarg ich geschickt die verräterischen Anzeichen eines bevorstehenden hysterischen Anfalls – den ich haben würde, sobald ich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte. Ich sagte zu meiner Mutter, dass ich einen Tag für mich haben möchte. Sie fand die Idee hervorragend, während Al die Augen verdrehte.
    »Völlig albern«, sagte er. »Was soll denn das heißen, ›ein Tag für mich‹?«
    Ich hätte mich vielleicht davon einschüchtern lassen, wenn meine Mutter Al nicht scherzhaft einen Klaps auf den Arm gegeben hätte. Sie weiß, wie man ihn besänftigt. Sie muss ihn nur schlagen. Vielleicht hätte ich das bei Richard auch probieren sollen.
    Wir standen alle in der Diele, während die Kinder ihre Schuhe anzogen. Al füllte mit seiner Statur den gesamten Türrahmen aus, und er klimperte ungeduldig mit seinem Schlüsselbund. Wie alt ist er? Sechzig? Zweiundsechzig? Er ist ein großer Mann. Heißt es nicht, dass Menschen mit zunehmendem Alter schrumpfen?
    »Danke, Mum, dass du die Kinder nimmst«, sagte ich. »Das ist ein wunderbares Geburtstagsgeschenk.« Die Maske erfüllte voll und ganz ihren Zweck. Sie verbarg mein Gesicht. Ich half nach, indem ich die Hände dicht vors Gesicht hielt, als hätte ich Angst, die Maske könnte brechen. Was auch tatsächlich jeden Moment passieren konnte.
    »Sprich nicht so viel mit dem Zeug im Gesicht,

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