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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Problem betrachtet. Wenn ein Mann nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommt und sagt: »Ich brauche einen Drink, Liebling«, ist das dann etwas anderes, als wenn eine Mutter – sprich: ich – sich abends ein Gläschen Wein genehmigt, weil ihre Füße sie umbringen? Für mich hat das nie einen Unterschied gemacht.
    Aber heute Morgen bedauere ich, dass ich mir am Wochenende die Kante gegeben habe.
    Allerdings war das gestern auch ein Ausnahmefall. Gilt das als Entschuldigung? Immerhin bin ich von meinem Ehemann verlassen worden. Welche Frau würde ihren Kummer da nicht in Alkohol ertränken?
    Um sieben heute Morgen habe ich Molly das Frühstück gemacht. Ich war zwar körperlich in der Küche, aber geistig war ich ganz woanders. Ich dachte ständig über Richard nach.
    Richard hat jahrelang über mich nachgedacht. Sogar mehr als das, er ist auch aktiv geworden. Er hat viel Zeit und Mühe geopfert, um mich aus meinem Loch herauszuholen. Bestes Beispiel: die Party. Oder der Aufnahmetermin, zu dem ich nicht erschienen bin. Und das sind nur die jüngsten Beispiele aus einer langen Reihe. Selbst in meinen schlimmsten depressiven Phasen war mir immer bewusst, dass Richard sich bemüht ...
    Warum habe ich nie reagiert – nicht ein einziges Mal –, wenn er Versprechungen einforderte, wenn er versuchte, mich dazu zu bringen, wieder in meinen alten Beruf einzusteigen, wenn er mich mit einem kinderfreien Wochenende überraschte oder wenn er alte, in Vergessenheit geratene Freunde anrief, um nach langer Zeit ein Treffen zu arrangieren, weil ich zu schüchtern war, um selbst anzurufen?
    Gott, es musste ja so kommen. Ich habe Richard vertrieben, ich und sonst keiner.
    Ich fühle mich erbärmlich. Ich habe erst reagiert, als ich mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass mein Mann in die Arme einer anderen Frau geflüchtet ist, weil er es mit mir nicht mehr aushält. Ja, und wie ich reagiert habe! Ich habe mich noch mehr hängen lassen. Ich weiß nicht, wer sich gestern Abend in meiner Küche hat voll laufen lassen, ich war es jedenfalls nicht.
    Aber wenn ich das nicht war, woher zum Teufel habe ich dann diesen schlimmen Kater?
    Mollys Geplapper auf dem Weg zur Schule dröhnt in meinem Kopf wie ein Presslufthammer. Und jetzt streift mich auch noch etwas schmerzhaft am Fußknöchel.
    »Oh mein Gott, schon wieder!«, ruft eine Stimme.
    Ich drehe den Kopf und sehe Natashas Doppelbuggy beziehungsweise ihr Frühstückscafé und unterdrücke im letzten Moment einen Schmerzensschrei. Wie schon einmal.
    »Es tut mir furchtbar leid. Alles okay?«, fragt Natasha, nachdem sie abrupt stehen geblieben ist.
    »Keine Sorge, mir ist nichts passiert.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Wie geht’s?«
    »Ach, wissen Sie, der übliche Wahnsinn!«, entgegnet Natasha mit funkelndem Blick hinter getuschten Wimpern und lacht dabei fröhlich, während sie einen alles andere als wahnsinnigen Eindruck macht.
    Heute sieht sie sogar besonders umwerfend aus. Sie trägt einen ganz dezenten Lipgloss anstelle des schokobraunen Lippenstifts der vergangenen Woche. Und statt Jimmy Choos hat sie heute gelbe – gelbe! – Espadrilles an. Die Farbe passt gut zu ihrem limonengrünen Diesel-Rock, den sie auch auf der Geburtstagsfeier von Fabian anhatte ...
    Erstaunlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann mein Mann mich das letzte Mal zum Lachen gebracht hat, aber dafür weiß ich noch ganz genau, was diese Frau an den einzelnen Tagen anhatte. Scheiße! Dabei fällt mir siedendheiß ein, dass ich beinahe etwas vergessen hätte. Nämlich Ron anzurufen, den Fußballscout, damit Thomas’ Gebete endlich erhört werden. Ich nehme mir fest vor, das heute noch zu erledigen.
    »Tolle Brille, ist auch bei Rockstars beliebt«, bemerkt Natasha und reißt mich wieder zurück in die Gegenwart. »Immer noch Nachwehen von Samstagabend? Ich habe gehört, Ihre Geburtstagsfeier war ein Riesenhit.«
    »Oh, woher wissen Sie das?«, frage ich erstaunt.
    »Tja, meinen Augen und Ohren entgeht eben nichts«, erwidert Natasha lachend. »Nein, das war ein Scherz. Ich bin mit Amanda und Adam befreundet.«
    Ich blicke sie verständnislos an.
    »Adam, der Werbedesigner. Er arbeitet in derselben Firma wie Ihr Mann. Jedenfalls waren er und Amanda gestern bei uns und haben von der Party berichtet.«
    Wer zum Geier sind Amanda und Adam? Nun, offenbar waren sie meine Gäste am Samstag. Aber was haben sie mitbekommen? Haben sie die Anspannung zwischen Richard und mir bemerkt? Ist ihnen

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